Fürholz. Wenn es um die Malteser geht, kennt Werner Kloiber keinen Punkt und kein Komma mehr. Dann sprudelt es so richtig heraus aus dem 53-Jährigen aus Fürholz (Gemeinde Grainet). Wenig verwunderlich auch, dass er nur Positives über den Hilfsdienst zu berichten hat. Und ehrlich gesagt haben derartige Organisationen – gerade die kleineren Ortsgruppen – auch keine Leichen im Keller. „Auf dem Land ist einfach vieles noch in Ordnung“, macht Kloiber deutlich. „Bei uns ist Helfen noch selbstverständlich. Je größer die Städte werden, desto größer wird auch der Egoismus. Ein Gefühl, das ich aber nicht verifizieren kann.“
Familiär vorbelastet – sein Bruder ist die Fürholzer „Malteser-Legende“ Hans Kloiber -, ist er schon seit 37 Jahren Helfer aus Leidenschaft. Mit 16 trat er den Maltesern bei. So „spät“ auch nur deshalb, weil es in der Gemeinde Grainet damals noch keine Jugendsektion gab. Es sind also inzwischen viele Stunden – Tage, Wochen, Monate -, die Kloiber im Dienste der Allgemeinheit geleistet hat, zusammengekommen. Ehrenamtlich, als aktives Mitglied der Ortsgruppe seines Heimatortes. Hauptamtlich, weil er seit knapp 30 Jahren auch beruflich bei der Hilfsorganisation beschäftigt ist – und es mittlerweile zum stellvertretender Diözesangeschäftsführer und Rettungsdienstleiter geschafft hat.
„Bezeugung des Glaubens, Hilfe den Bedürftigen“
Diözese? Ja, richtig gehört. Die Malteser sind eng mit der katholischen Kirche verbunden, genauso wie die Johanniter mit der evangelischen Glaubensgemeinschaft. Werner Kloiber erklärt, warum: „Nach dem Zweiten Weltkrieg wollte der Staat, dass der Schutz der Bevölkerung erhöht wird – durch Erste-Hilfe-Kurse und beim Katastrophenschutz. Die dominierenden Konfessionen bei uns haben diese Aufgabe übernommen.“ 1953 wurden die Malteser gegründet – als rein ehrenamtliche Gruppierung. Nach und nach bildeten sich in den Folgejahren die Ortsgruppen heraus: in Hohenau, Philippsreut, Karlsbach – und Fürholz. „Das war ein Domino-Effekt. Die ersten Absolventen von Erste-Hilfe-Kursen haben wiederum solche Lehrgänge organisiert. Und so nahm das Ganze seinen Lauf.“
Nächstenliebe und Nachbarschaftshilfe waren und sind in den Dörfern des Bayerwaldes seit jeher keine bloßen Lippenbekenntnisse, sondern selbstverständlicher Teil des Alltages. Genauso wie der Glaube. Insofern verwundert es nicht, dass der Malteser-Leitsatz „Bezeugung des Glaubens und Hilfe den Bedürftigen“ zwischen Osser und Dreisessel auf fruchtbaren Boden fiel. So auch bei Werner Kloiber. Der gelernte Fernsehtechniker verließ seine sichere Arbeitsstelle, um auf eigene Faust diverse Ausbildungen im Rettungswesen zu absolvieren. „Es hat einfach sehr viel Spaß gemacht bei den Maltesern. Das Miteinander ist super. Und außerdem ist es mir ein großes Anliegen, Menschen zu helfen.“
„Helfer vor Ort“ in Fürholz haben eigenen Sanka
Ihn reizt auch die Vielfältigkeit seines Aufgabenbereichs: Die Malteser organisieren die Begleitung von Wallfahrten, halten Seniorennachmittage ab, sorgen auf Festen für schmackhafte Verpflegung – und helfen in Notfällen im Rahmen der sog. „Helfer vor Ort“. Wieder ist es dem Experten Kloiber überlassen, diese Gruppierung genauer zu erklären: „Wir werden je nach Bedarf über die Leitstelle alarmiert. Vordergründig sollen wir, weil wir ortsnah eingesetzt werden, die Zeit überbrücken, bis ein Rettungsdienst eintrifft. Im Fall der Fälle – also wenn mehrere Rettungsmittel benötigt werden – übernehmen wir weitere Aufgaben des Rettungsdienstes.“
Insbesondere Fürholz, das auch über einen eigenen Sanka verfügt, hat sich in diesem Bereich verdient gemacht. Nicht bewusst, sondern eher zufällig, „weil es bei uns einfach so viele gegeben hat, die sich dafür interessiert haben“.
Ein sehr aktueller Grund dafür, warum Werner Kloiber bei den Maltesern als Angestellter und Ehrenamtlicher genau richtig ist, hat mit der Typisierungsaktion für Max Penzenstadler aus Exenbach, Helga Bauer aus Fürholz und unzählige weitere an Blutkrebs erkrankte Menschen, die auf einen entsprechende Spender hoffen, zu tun. Am 22. Juli findet sie in der Graineter Mehrzweckhalle statt. Die große Unterstützung seitens der Bevölkerung im Vorfeld macht selbst den 53-Jährigen kurzfristig sprachlos. Und bestätigt ihn in seiner Meinung, dass Egoismus in seiner Heimatregion – Gott sei Dank – noch ein Fremdwort ist.
Finanzierung: „Wir brauchen nicht jammern“
„Die AKB, die diese Aktion ausrichtet, braucht jeweils Unterstützer vor Ort. Die Ortsgruppen Karlsbach, in deren Bereich die Familie Penzenstadler vorher gelebt hat, und Fürholz waren da natürlich sofort dabei“, berichtet Kloiber und betont dabei, dass er die Aufgabe als Gesamtleiter der Typisierung rein ehrenamtlich übernimmt. Genauso wie eine Vielzahl an Vereinen unentgeltlich mit im Boot sitzt: Sportvereine, Feuerwehren, Blaskapelle und einige weitere Organisationen zwischen Grainet und Waldkirchen. „Beim ersten Organisationstermin in Fürholz war der Raum brechend voll – mehr muss man dazu nicht sagen“, freut sich Werner Kloiber über die große Anteilnahme.
Es ist ein Miteinander, das nicht nur in schlechten Zeiten, bei Großschadensereignissen oder einem Schicksalsschlag zur Geltung kommt, sondern dem 53-Jährigen zufolge generell auszumachen ist. Denn nur so können Vereinigungen wie die Malteser, die von Fördermitgliedern leben, überhaupt erst bestehen. Freilich, auf finanziellen Rosen gebetet ist die Hilfsorganisation nicht, wie Werner Kloiber berichtet. Aber: „Wir brauchen nicht jammern. Wir können gutes Material besorgen, unsere Leute hochwertig ausbilden und somit gute Qualität liefern.“ Auf dem Land ist eben noch vieles in Ordnung…
Helmut Weigerstorfer