Grainet. Der Personalmangel bzw. die Suche nach neuen Mitarbeitern ist und bleibt ein Thema, mit dem sich die regionale Wirtschaft wohl noch längere Zeit konfrontiert sieht. Auch beim mittelständischen Unternehmer Thomas Pauli, der seinen Firmensitz in Fürholz bei Grainet hat, ist das viel zitierte Schreckgespenst des Fachkräftemangels bereits umgegangen. „Mitarbeiter dringend gesucht“, betont der 32-Jährige, der den Betrieb vor sieben Jahren übernommen hat, im Hog’n-Interview. Seine Forderung: „Die Ausbildungsberufe müssen wieder attraktiver gestaltet werden.“
Thomas: Beschreibe uns zunächst einmal Deinen Betrieb, dessen Ursprünge und Entwicklungsstufen.
Bereits 1969 wurde durch meinen Onkel Kaspar Pauli der Grundstein für das heutige Unternehmen gelegt. Ab 2007 habe ich im Betrieb als Land- und Baumaschinenmechatroniker mitgearbeitet, 2010 die Meisterprüfung abgelegt. Nachdem der Onkel aufhören wollte, entschied ich mich dazu, den Geschäftsbereich Garten-, Forst-, Kommunal- und Landtechnik weiterzuführen. Dazu wurde ein neues Firmengebäude mit großzügiger Ausstellungshalle, Lager-, Büro- und Sozialräumen errichtet. 2012 konnte ich mit der neuen Firma „Thomas Pauli e.K.“ dann starten. Mittlerweile haben wir in die Erweiterung der Ausstellungshalle sowie eine größere Kleingeräte- bzw. Rasenmähroboter-Werkstatt und verschiedene Lagerräume investiert.
Zu unserem Kundenkreis gehören nicht nur Privatpersonen, sondern diverse Firmen, Land- und Forstwirte, Lohnunternehmer, Sportvereine, kommunale Einrichtungen wie Gemeinden, Kliniken, Verwaltungsgemeinschaften und Schulen sowie Besitzer von Hotel- und Parkanlagen. Unser Besonderheit: Auch nach dem Kaufgeschäft hört bei uns der Service nicht auf. Durch unser Ersatzteillager und unser geschultes Fachpersonal können wir Wartungen und Reparaturen schnell durchführen.
„Jeder ist an seine Belastungsgrenzen gekommen“
Firmensitz ist in Fürholz bei Grainet. Ist der Standort auf dem Land ein Vor- oder Nachteil, was die Kunden und Mitarbeiter betrifft?
Für unsere Branche ist der Standort auf dem Land ideal. Unsere Mitarbeiter und Kunden kommen alle aus der näheren Umgebung.
Zuletzt war Dein Unternehmen vermehrt auf der Suche nach Personal. Woran liegt’s: Haben Beschäftigte den Betrieb verlassen – oder expandiert das Unternehmen etwas zu schnell?
Sowohl als auch. Ein Mitarbeiter hat uns leider verlassen. Diesen gilt es zu ersetzen. Des Weiteren entwickelt sich der Betrieb positiv, der Kundenstamm nimmt stetig zu – und somit natürlich auch die Werkstattaufträge.
Welche Vorzüge genießen Eure Mitarbeiter? Gibt’s neben dem Gehalt auch weitere Schmankerl?
Bei uns herrscht ein familiäres Miteinander in einem jungen Team, eine übertarifliche Bezahlung sowie Altersvorsorge-Leistungen sind selbstverständlich. Die Teilnahme an diversen Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen wird gefördert, ein sicherer und abwechslungsreicher Arbeitsplatz ist gewährleistet – und natürlich gibt’s bei uns auch noch den Kirchweihmontag.
Wie dramatisch ist die Personal-Situation aktuell? Musstest Du aufgrund des Engpasses bereits Aufträge ablehnen?
Durch den Personalmangel mussten in den Stoßzeiten alle zusammenhelfen, wobei jeder an seine Belastungsgrenzen kam. Reparaturarbeiten von Fremdprodukten konnten nicht mehr angenommen werden – und es kam leider auch zu längeren Wartezeiten bei den Reparaturaufträgen. Wir müssen aktuell Tourenplanungen terminbestimmt durchführen – oft zum Nachteil für den Kunden. Dies wollen wir natürlich rasch wieder ändern. Wir benötigen dringend Mitarbeiter.
Einen Lichtblick gibt es schon: Wir konnten einen Mitarbeiter für den Fachbereich „Autonomes Mähen“ – Rasenmähroboter-Installation, Service und Reparatur – sowie Akku-Technik gewinnen. Aktuell wird er noch geschult – ab Frühjahr 2020 geht’s dann für ihn los.
„Einheitliche Ausbildungsvergütung muss eingeführt werden“
Welche Lösungsansätze gibt es generell für das Personal-Problem?
Unsere komplette EDV ist acht Jahre alt und somit trotz laufender Wartung extrem veraltet – nächstes Jahr ist hierfür eine große Investition eingeplant. So wird etwa das Handy des Mitarbeiters ein Teil seines Arbeitsplatzes. Durch eine App kann er Aufträge bearbeiten, Bilder und Teile einfügen, Fahrten aufzeichnen und den Reparatur-Text per Sprachaufzeichnung eingeben. Durch einen Befehl wird der Kunde außerdem informiert. Hiervon erhoffen wir uns noch mehr Wirtschaftlichkeit.
Welche Rolle könnte dabei die Politik einnehmen?
Leider konnten wir bis heute keine öffentlichen Förderungen für Neubau, Investitionen und Erweiterungen abrufen, da der Betrieb hierfür „zu klein“ sei, wie uns mitgeteilt wurde. Nicht nur wir, sondern alle Handwerksbetriebe haben ein Personal-Problem. Die Ausbildungsberufe müssen wieder attraktiver gestaltet werden, eine einheitliche Ausbildungsvergütung muss eingeführt werden. Doch der Umbruch sollte bereits in der Schule beginnen: Wenn schon die Mehrheit der Schüler aufs Gymnasium geht, sollte etwa auch dort ein Berufspraktikum möglich sein. Auch Integrationsmaßnahmen können bei der Mitarbeiterfindung von Nutzen sein.
Mit Menschenverstand, Bodenständigkeit, Vernunft und Engagement
Abschließend ein Blick in die Zukunft: Wie wird sich Dein Betrieb entwickeln?
Persönlich bin ich mir sicher, dass man als Unternehmer mit klarem Menschenverstand, Bodenständigkeit, Vernunft und gesellschaftlichem Engagement meistens die richtigen Weichen stellen kann. Wir verkaufen Produkte und machen die nötigen Reparaturen an „krisensicheren Gerätschaften“. Wichtig ist aber auch, aktuelle Trends von Anfang an mitzugestalten und die nötigen Investitionen zu tätigen. Unsere größten und wichtigsten Lieferanten sind keine 08/15-Hersteller, sondern weltmarktführende und fortschrittliche Unternehmen.
Vielen Dank, dass Du Dir für unsere Fragen Zeit genommen hast – und weiterhin alles Gute für die Zukunft.
Die Fragen stellte: Helmut Weigerstorfer