Passau. Streamen – ein Begriff, den die meisten Menschen mit Online-Plattformen und Internet-Serien verbinden. Topher Lacks Dream Stream hingegen kommt nicht in digitaler Aufmachung daher, sondern konzentriert sich vielmehr auf die analoge Offline-Welt. Der Passauer Student hat mit seinen 21 Jahren etwas erreicht, wovon viele ihr Leben lang träumen: Er hat ein Buch geschrieben, mit dem er bereits jetzt viele Menschen begeistert. Der Titel: The Dream Stream.
„Nach dem Abi wusste ich nicht genau, was ich mit meinem Leben anfangen soll“, erinnert sich Topher. Ein Zustand, den viele junge Schulabgänger nur allzu gut kennen dürften. Deshalb hat er für sich selbst eine Strategie entwickelt, um herauszufinden, wovon er träumt – und welche Werte und Bedürfnisse hinter diesen Träumen stehen. „Anfangs war ich skeptisch, doch für mich hat es funktioniert“, sagt er heute. Seine Erkenntnisse wollte er daraufhin in einem Buch zusammenfassen, um so mehr Leute an seiner Methode teilhaben zu lassen.
Hierbei ist alles erlaubt, jedoch nichts ein Muss
Über die Plattform „Startnext„, die nach dem Crowdfunding-Prinzip arbeitet, versuchte der Jungautor daraufhin sein Buchprojekt zu finanzieren. Mit dem ersten Funding-Ziel konnten so der Buchdruck, Illustrationen sowie die Markenanmeldung beim Patentamt subventioniert werden, mit dem zweiten unter anderem die Transaktionsgebühren und Provisionen. Das Interesse der Unterstützerseite war groß, weshalb Topher Lack sich dazu entschlossen hatte, gleichzeitig einen praxisnahen Workshop rund um das Thema Dream Streamen zu veranstalten. Hog’n-Autorin Malin Schmidt-Ott war für das Onlinemagazin da Hog’n mit dabei.
Was genau hinter der Methode mit dem ungewöhnlichen Namen steckt, wollen an jenem Samstag im Juni so einige Teilnehmer in Erfahrung bringen. Manche hatten bis dato noch gar keine Berührungspunkte mit Topher Lacks „Dream Stream“. Andere hatten sich das Buch bereits gekauft und sind gekommen, um das Gelesene anzuwenden und zu vertiefen. Damit das „Gruppen-Brain“, wie Topher Lack es nennt, auch optimal funktioniert, führen die Anwesenden zu Beginn Zweier-Interviews durch. Im Anschluss daran stellt jede Person seinen Interviewpartner der gesamten Gruppe vor. Hierbei ist alles erlaubt, jedoch nichts ein Muss. Als eisbrechende Denkanstöße gibt Workshop-Leiter Lack Impulsfragen vor, die etwa lauten: Was tust du als erstes nach dem Aufstehen? Oder: Was magst du/ magst du nicht an Menschen?
Nach der Vorstellungsrunde haben alle die Möglichkeit das aufzuschreiben, was sie sich von diesem Tag erhoffen. Schnell wird klar, dass sich die meisten auf den gegenseitigen Austausch freuen – sich zuhören, sich kennenlernen, sich sehen wollen. Auch der Wunsch nach neuen Podcasts, Buchtipps und Visionen steht bei vielen auf der Liste. „Ich finde es total spannend, mich auch mal mit Unbekannten auszutauschen und das Gruppen-Brain zu nutzen“, sagte etwa eine junge Frau. Damit ist gemeint, dass die Teilnehmer einer Gruppe aufgrund ihrer individuellen Erfahrungen und Persönlichkeit jeweils unterschiedliche Ideen zu bestimmten Themen oder Fragen haben – somit wird das „Gehirn der Gruppe“ genutzt. „Das kann vor allem dann hilfreich sein, wenn man dazu neigt, lange über eine Sache nachzugrübeln und am Ende doch nicht vorankommt“, erklärt dazu „Dream Stream“-Autor Topher.
Wünsche, Ideen und Verlangen, die in jedem Menschen stecken
Auch für ihn sei der Workshop ein Gewinn. „Ich habe ja selbst keinen Plan – das schreibe ich auch auf den ersten Seiten meines Buches“, sagt er und lacht. Trotzdem vertrauen ihm die Teilnehmer, sprechen über persönliche Ziele und Ängste. „Ich traue mich oft gar nicht, auszusprechen was ich eigentlich erreichen will“, erzählt Nadja. Als Leserin von Lacks Buch hat sie sich deshalb dazu entschlossen beim Workshop mitzumachen, weil sie „noch mehr davon“ mitnehmen wolle. „Ich habe letztes Jahr mein Studium abgebrochen, weil es mir nicht getaugt hat. Ich will einfach so vieles tun – ich möchte die Welt sehen und plane, im kommenden Jahr mit einem Freund eine Weltreise in einem ausgebauten Van zu machen“, erzählt die 21-Jährige aufgeregt. Ein bewunderndes Raunen geht durch die Gruppe. Jemand flüstert: „Oh wie schön.“ Diese Reaktion sei – vor allem am Anfang – eher die Ausnahme gewesen, berichtet Nadja weiter. „Ich habe oft zu hören bekommen, das gehe nicht, ich solle lieber weiter studieren oder mir eine andere Ausbildung suchen.“
Die Erlaubnis haben, das zu sagen, was man will – darum geht es dem 21-jährigen Studenten vor allem. „Wir kriegen häufig die Rückmeldung von außen, unsere Pläne, Ideen und Wünsche seien utopisch, nicht umsetzbar, irreal. Viele Menschen reden sich auch selbst ein, dass das so ist und fangen somit gar nicht erst an, ihre Ziele zu verfolgen.“ Ein Phänomen, das Daniel nur zu gut kennt. Der Kolumbianer hatte schon lange den Wunsch, in Europa zu studieren. „Meine Familie und Freunde haben mir so oft gesagt, dass das doch eh nichts wird“, berichtet der 32-Jährige. „Hätte ich auf die anderen gehört, wäre ich jetzt vielleicht nicht hier.“ Denn entgegen der vielen Zweifel aus seinem Umfeld hat Daniel bewusst sein Ziel verfolgt. Er hat das „Unmögliche“, wie seine Familienangehörigen es nannten, möglich gemacht.
Auch Topher Lacks Methode konzentriert sich erst einmal nicht auf das, was realistisch ist – sondern einfach nur auf die Wünsche, Ideen und Verlangen, die in jedem Menschen stecken. Denn genau darum gehe es beim Dream Streamen: „Die Namensidee kam mir, weil die Methode damit beginnt, sich seinen Traum vorzustellen.“ Und genau das tun nun auch die Teilnehmer: Alleine oder in Zweier-Teams suchen sich alle einen ruhigen Ort und nehmen sich Zeit dafür, über ihre Träume und Traumwelten nachzudenken. Bevor es losgeht, erklärt der Workshop-Leiter ihnen die einzige – und gleichzeitig wichtigste – Regel: „Alles ist möglich! Die Grenzen setzen wir uns immer erstmal selbst in unserem Kopf. Deshalb möchte ich, dass ihr den Konjunktiv mal weglasst – also nicht schreibt: Ich würde gerne alle Sprachen sprechen, sondern: Ich spreche alle Sprachen. Das heißt: Immer mit Ich anfangen, im Indikativ schreiben – und ganz wertfrei und ehrlich zu sich selbst sein.“
„Konzentriere mich auf die kleinsten Aktionselemente“
Ehrlich zu sich selbst sein – das ist leichter gesagt als getan. „Ich hatte anfangs unglaublich große Probleme, folgenden Satz aufzuschreiben: Ich bin reich. Sofort fange ich dann an, mich selbst zu verurteilen und mir zu denken, dass auch andere Leute so eine Einstellung als oberflächlich empfinden könnten“, berichtet die 22-jährige Madleen. Dass hinter diesem Wert vielleicht ein ganz anderes Bedürfnis steckt – darauf sei die Studentin selbst noch nicht gekommen. In der anschließenden Diskussionsrunde haben alle Teilnehmer dann noch einmal die Möglichkeit, ihren persönlichen Dream Stream vorzustellen. „Vielleicht gibt dir das Gefühl, vermögend zu sein, ja eine gewisse Sicherheit“, vermutet Phillip an Madleen gerichtet.
Topher Lacks Crowd-Funding-Aktion für sein Buch „The Dream Stream“ war erfolgreich:
Beim Dream Streamen geht es jedoch nicht nur um die (verborgenen) Träume, Werte und Bedürfnisse, sondern vor allem auch darum, wie man diese erreichen kann. „Wenn man sich zu viel vornimmt, fängt man meistens gar nicht erst an“, beschreibt Topher Lack ein Problem, das viele kennen. „Deshalb konzentriere ich mich auf die kleinsten Aktionselemente – und wie diese ganz easy in den Alltag mit eingebunden werden können, ohne dass zusätzlicher Stress entsteht.“
Der Passauer Student habe die Methode für sich selbst so sehr verinnerlicht, dass er sie mittlerweile unbewusst auch in Alltagssituationen durchführt, beispielsweise wenn es um Entschlüsse geht. „Manchmal gehe ich in die Mensa und weiß nicht, für welches Gericht ich mich entscheiden soll. Dann beginne ich oft schon automatisch zu Dream Streamen, worauf ich gerade richtig Appetit hätte – unabhängig davon, ob die Mensa so etwas bietet oder nicht.“ Ein Lachen geht durch die Runde. Topher geht sogar soweit, seine Methode dem klassischen Brain Stormen vorzuziehen – denn auch da setze man sich zunächst automatisch wieder Grenzen.
„Gespannt, wie euch die Umsetzung eurer Ideen gelingt“
„Apropos Grenzen!“ Der Veranstalter des Workshops schielt auf seine Uhr. „Es tut mir leid, aber um 15 Uhr muss ich den Raum hier leider räumen.“ Die Teilnehmer beginnen, ihre Sachen zusammen zu packen. „Krass, wie schnell die Zeit vergangen ist“, meint Nadja. Bevor die Gruppe sich auflöst und heim geht oder weiter Dream streamt, werden noch Kontaktdaten ausgetauscht. „Ich fand es wahnsinnig inspirierend heute und bin gespannt, wie euch die Umsetzung eurer Ideen gelingt“, schließt Madleen ein positives Fazit. Und wer weiß: Vielleicht beginnt der ein oder andere ja bereits jetzt in diesem Moment seinen Traum zu streamen…
Malin Schmidt-Ott
Student Topher Lack ist u.a. via Facebook erreichbar und freut sich jederzeit über neue Leser, Interessierte aber auch über ein ehrliches Feedback zu seinem Buch.