Grainet/Passau. Ein geordneter Rückzug des Angeklagten Elmar S. (42) sowie gewisse Einblicke in dessen bisheriges Leben haben den vierten und fünften Prozesstag im Graineter Brandstiftungsfall (September 2015) geprägt. Der Staatsanwalt am Passauer Landgericht wirft dem Handwerksmeister vor, das gut versicherte Haus seines Onkels Franz F. in dessen Wissen angezündet zu haben. Unmittelbar zuvor hätte der ortskundige Täter noch Silberbesteck, eine teure Uhr sowie Waffen geklaut,von denen er die meisten später nach Südtirol schmuggelte.
Elmar S. hat inzwischen einen Einbruch in der Brandnacht – allerdings mit dem Schlüssel der Großmutter – zugegeben (da Hog’n berichtete). Er hätte das Haus für Komplizen (die will er nicht nennen, da sie angeblich etwas gegen ihn in der Hand haben) vorbereiten wollen, dann aber den Waffen nicht widerstehen können. Danach wäre er über Aicha v. W. nach Bremen gefahren. Mit Brandlegung hätte er nichts zu tun. Zwei Prozesstage lang war es nun erneut um die Handy-Daten von damals gegangen: Für das Gericht steht fest, dass das Handy des Angeklagten bis etwa 2 Uhr morgens in der Brandnacht am Tatort eingeloggt war. Elmar S. will aber gegen Mitternacht bereits in Aicha gewesen sein. Erst beim jüngsten Termin (2. Januar) verzichtete Elmar S. auf weitere Einlassungen hierzu.
Finanzielle Klemme hätte ihn auf die schiefe Bahn gebracht
Die Polizei war heuer im Frühjahr auf den 42-jährigen Mann aus Grainet-Fürholz gekommen, nachdem dessen Kumpel ihn schwer mit Detailwissen über Einbruch und Brand belastet hatte. Seither sitzt Elmar S. in U-Haft. Knastaufenthalte sind nicht Neues für den geschiedenen Vater von zwei Kindern. 2006 hatte er erstmals Bekanntschaft damit gemacht, als er wegen Auto- und Motorradbumsereien sowie weiterem Versicherungsbetrug zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden war.
Mal hatte er für einen erfundenen Unfall mit einem Pferd bei Fürholz kassiert; mal wäre sein Porsche in München gestohlen worden, den er aber selbst bei einem Bekannten in Erlauzwiesel versteckt hatte; mal rechnete er zu Unrecht bei zwei Krankenversicherungen ab – und so fort. Um den Jahreswechsel 2012/13 war Elmar S. erneut inhaftiert, diesmal wegen Betrugs des Arbeitsamtes, von dem er mehr als 1.000 Euro für eine nie gekaufte Ausstattung seiner Wohnung in Röhrnbach annahm.
Eigentlich verwundert sein Abrutschen ins Kriminelle, kann Elmar S. doch ansonsten den Lebenslauf eines zielstrebigen und fleißigen Mannes vorweisen: Er hatte fast immer Arbeit, war sogar selbständig. Eine finanzielle Klemme hätte ihn auf die schiefe Bahn gebracht, wie er auf die entsprechende Frage des Richters antwortet. Und dann ist da noch etwas: 2005 gewann S. eine Green Card für Amerika, musste deshalb erst zum Konsulat. Beim Gesundheitscheck erfuhr er, dass er HIV-positiv ist.
Urteil soll am nächsten Prozesstag verkündet werden
Bislang hat er die Immunschwäche weitgehend im Griff, im Knast bringe sie ihm den Vorteil einer Einzelzelle, wie er sagt. Allerdings war er wegen der Krankheit auch schon verurteilt, im Frühjahr 2017 vom Landgericht aber freigesprochen worden. Es ging darum, dass er seine zweite Frau, von der er inzwischen geschieden ist, angesteckt hatte. Kurz vor dem Freispruch hatten die Handschellen trotzdem erneut geklickt – für die U-Inhaftierung im aktuellen Brandstifter-Fall. Dieser Prozess wird am Dienstag, 9. Januar, fortgesetzt. Ein Tag, für den auch der Urteilsspruch eingeplant ist.
da Hog’n
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