Grainet/Passau. Am dritten Tag im Prozess am Passauer Landgericht gegen einen Graineter (42), der vor zwei Jahren das Haus seines eingeweihten Onkels angezündet haben soll, sind all die blutrünstigen Unterwelt-Schlagwörter vom Prozessauftakt erneut gefallen: Mafia, Mord- und Raubpläne, illegale Waffen, Brandstiftung, Versicherungsbetrug. Denn es kamen zwei Zeugen zu Wort, die den Hauptbelastungszeugen des Graineters im Frühjahr vernommen hatten und diesen nun einschätzen sollten.
Der Brand des Prachthauses, wodurch sich Franz F., der Onkel des Angeklagten Elmar S., angeblich 1,5 Millionen Euro Versicherungsleistung versprochen hätte, wurde am 27. September 2015 entfacht. Der gerichtserfahrene Neffe hatte damals vorgesorgt, um sich durch Handy-Aktivitäten und offenbar vermeintliche Leumundszeugen ein Alibi zu verschaffen. Beides war nun erneut Thema im Passauer Gerichtssaal. Denn das mit den Leumundszeugen wäre nach dem von Elmar S. inzwischen zugegebenen Einbruch beim Onkel unmittelbar vor der Brandnacht keine so gute Idee mehr, meinte der Richter lächelnd. Elmar S. grinste zurück. Er wusste wohl sehr gut, was gemeint war: Nämlich, dass er als Leumundszeugen benannte Freunde oder Verwandte – sofern er auf ihr Erscheinen im Prozess bestehe – dem Risiko einer Falschaussage und entsprechender Bestrafung aussetzen würde.
Beide Zeugen finden das Gehörte bis heute glaubhaft
An seiner von Gericht und Ankläger bezweifelten Version vom vorausgegangenem Prozesstag wollte Elmar S. nichts ändern. Er hätte das Haus für kriminelle Weggefährten vorbereitet, dann aber acht Waffen lieber gleich selbst mitgenommen. Mit der Brandlegung hätte er nichts zu tun. Dazu hat sein Ex-Kumpel Markus S., ein Alkoholiker, jedoch ganz anderes zu berichten gewusst: Dieser hatte Elmar S. heuer im März bei der Polizei schwer belastet und hinter Gitter, in die U-Haft, gebracht. Im Prozessauftakt hatte er seine Geschichte „zum Brand in Grainet“ wiederholt – zwei Meter entfernt von der Anklagebank, Angesicht zu Angesicht mit Elmar S. Vermutlich deshalb verharmloste er so manche Äußerung – oder wusste gewisse Dinge nicht mehr genau.
Der dritte Prozesstag war ein kurzer – aber eben doch recht spannender. Denn nun wurden der Kriminalbeamte und der Ermittlungsrichter gebeten, ihre Gespräche mit jenem Hauptbelastungszeugen im März zu beschreiben. Beide finden das Gehörte bis heute glaubhaft. Der Kriminaler hat etliche Details überprüft. Zum Beispiel hatte der Kronzeuge berichtet, dass Elmar S. ihn in geplante Überfälle auf Bekannte, auf ein Ehepaar nahe Linz sowie auf einen Passauer Architekten eingeweiht hätte. Alle hätten ermordet werden sollen. Die Kripo fragte nach – die anvisierten Opfer kennen Elmar S. tatsächlich. Der Architekt habe große Angst um seine Familie. In Südtirol fand die dortige Polizei an der vom Kronzeugen genannten angeblichen Mafia-Adresse Waffen vom Onkel des Angeklagten.
Der Ermittlungsrichter erachtete Markus S. zwar nicht als gerade einfachen Zeugen, da jener „fahrig wirkte“ und in seinen Erzählungen „ziemlich gesprungen“ wäre – vieles jedoch wäre durch Nachfragen verständlich geworden: „Er erzählt so, als wüsste sein Gegenüber, wovon die Rede ist. Er ist nicht in der Lage jemandem, der nichts davon weiß, zu berichten, dass der das versteht. Das machte es schwierig nachvollziehbar. Und er hatte für sich Schlüsse gezogen.“ So wäre für den Kronzeugen Markus S. – nach einem Kaffeeklatsch mit Elmar S. und dessen Onkel Franz F. bei der Großmutter sowie einem Gespräch in einem Wirtshaus mit einem Dritten über den Brand, den Angeklagten und dessen Familie – „klar gewesen, dass Elmar S. das mit dem Brand war“.
Fortsetzung am 22. Dezember mit weiteren Ermittlungsdetails
Der Kripo-Beamte wird bis zum nächsten Termin am 22. Dezember noch einige Ermittlungsdetails heraussuchen, der Staatsanwalt wird – außer der bereits dieses Mal im Prozess inspizierten halbautomatischen, beschlagnahmten Pistole – ein Computer-Pad und andere Beweismittel mitbringen.
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