Freyung. Neuigkeiten rund um den Rachelweg 3. Bereits seit Längerem begleitet das Onlinemagazin da Hog’n das nicht immer einfache Leben der Bewohner im Freyunger Sozialbau. Margit Paus, Hans Reitner und Frank Plank, die seit mehreren Jahren in dem sanierungsbedürftigen Haus in der Nähe des Volksfestplatzes leben, haben nun mit Hilfe von Bekannten die zugemüllten und verwahrlosten Wohnungen im Obergeschoss geräumt. Das Landratsamt, dem die Immobilie Rachelweg 3 (noch) gehört, hatte ursprünglich den Selbsthilfeverein für Langzeitarbeitslose mit Mehrfachbelastung „Chance für Jeden e.V.“ (CFJ) mit dieser Aufgabe betraut. Dessen Vorsitzender Paul Rammelmeyr wiederum hat die Räumung jedoch an die Bewohner selbst weitergeben – nicht aus Eigennutz, sondern aus pädagogischen Gründen…
„Das Team hat die Arbeiten selbst organisiert und dem eigenen Biorhythmus angepasst“, resümiert Paul Rammelmeyr nach getaner Arbeit zufrieden. „Wenn man gesehen hat, wie fleißig und hilfsbereit das Team an die Sache herangegangen ist, kann ich nur ein großes Lob aussprechen. Immerhin sind Vier in der Truppe nicht gesund und sehr leistungsbeschränkt.“ An der Räumung beteiligt waren nicht nur die Bewohner Margit Paus, Hans Reitner und Frank Blank, sondern auch deren Bekannte Gustav Greiner sowie Sylvia und Erich Englmeier. Insgesamt 26 Stunden hat die Arbeitsgruppe aufgebracht, um zwei Wohnungen im ersten Stock des Rachelwegs 3 wieder wohnlich zu machen. Ein kompletter Container voller kaputter Möbel, vergammelten Essensresten und weiterem Unrat ist dabei zusammen gekommen.
„Das Haus ist arg sanierungsbedürftig“
Mit der Aktion haben die sogenannten Menschen mit Mehrfachbelastung bewiesen, dass sie sehr wohl in der Lage sind, ihr Leben in den Griff zu bekommen und gemeinsam anzupacken, um etwas zu erreichen, ist Rammelmeyr überzeugt. Sie wollten auf diese Weise ein Zeichen setzen, wollten durch ihr freiwilliges Engagement zeigen, dass ihnen ihre Heimat, die bald verkauft werden soll, am Herzen liegt „Wir haben ordentlich was geschafft die letzte Zeit“, stellt Frank Blank nicht ohne Stolz fest. Die Räumungsmaßnahme stellt allerdings nur einen Tropfen auf den heißen Stein dar. Paul Rammelmeyr, der den Bewohnern des Rachelwegs 3 immer wieder zur Seite steht, alarmiert: „Das Haus ist arg sanierungsbedürftig – was jedoch nicht den aktuellen Mietern anzurechnen ist. Dem Gebäude fehlen Strukturen wie Hausordnung und deren Überwachung. Die Bewohner sind allesamt soziale Problemfälle, sie brauchen Hilfe und Anleitung.“
Paul Rammelmeyr kennt Margit Paus, Hans Reitner und Frank Blank gut, er begegnet ihnen – im Gegensatz zu vielen anderen Menschen – mit Respekt und bekommt so Zugang zu ihrer von Schicksalsschlägen gebeutelten Gefühlswelt. Der vom Kreistag beschlossene Verkauf ihrer Heimat beschäftigt die drei Bewohner besonders. Ein Eigentümerwechsel ist für sie gleichbedeutend mit einem unfreiwilligen Auszug. „Man beraubt die sowieso schon benachteiligten Menschen einer bezahlbaren Wohnung im Stadtgebiet“, sagt Rammelmeyr – und fügt hinzu: „Der Landkreis darf sich nicht durch den Verkauf der Gebäude aus der Verantwortung ziehen.“
„Es liegen vereinzelte unverbindliche Anfragen vor“
Das Landratsamt Freyung zeigt sich auf Hog’n-Anfrage zufrieden mit der Durchführung der Räumung, die „auftragsgemäß“ erledigt worden sei. Diese Aktion ist der Behörde zufolge überhaupt erst nötig geworden, da eine Mieterin verstorben ist und ein weiterer Bewohner inhaftiert wurde. Angesprochen auf den Stand der Dinge in Sachen Immobilienverkauf, antwortet Landkreis-Sprecherin Judith Wunder: „Es liegen vereinzelte unverbindliche Anfragen von Interessenten vor.“
da Hog’n