Freyung. „I woas scha, wos a ma heid kaaf“, freut sich Hans Reitner. „Ebbs fia Weihnachd’n“. Der 57-jährige Bewohner des Hauses „Rachelweg 3“, das sich im Freyunger Viertel „Hammerberg“ befindet und über dessen fragwürdigen Zustand das Onlinemagazin da Hog’n jüngst berichtet hatte, schiebt seinen Einkaufswaagen durch die Regalreihen des örtlichen Edeka-Geschäfts. Der kleine Mann mit dem markanten Vollbart verschwindet irgendwo zwischen Earl-Grey-Tee und Berchtesgadener-Land-Milch. Produkte, die sich der Freyunger normalerweise nicht leisten kann bzw. will. Weil er einerseits nicht das nötige Kleingeld dafür hat und er andererseits seine Euros bevorzugt in Alkohol und Zigaretten investiert. Doch Suchtmittel dieser Art – egal ob Bier, Schnaps oder Kippen – waren am Donnerstagvormittag tabu. Vielmehr sollten sich Hans Reitner und zwölf weitere Bedürftige auf Einladung von „Freyung hilft e.V.“ mit Lebensmittel eindecken, die auch denjenigen ein frohes und kurzzeitig sorgenfreies Weihnachtsfest bescheren, die sich am Rande unserer Gesellschaft befinden.
In Folge der Hog’n-Berichterstattung über das Haus „Rachelweg 3“ ist Norbert Kremsreiter, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Freyung und des Vereins „Freyung hilft e.V.“, auf die Schicksale der Hausbewohner, die – oft unverschuldet – auf die schiefe Bahn geraten sind, aufmerksam geworden. „Wie verbringen diese Menschen Weihnachten?“ – „Wie können wir helfen?“ Gedanken wie diese schwirrten dem Freyunger Geschäftsmann sogleich durch den Kopf. „Ich habe Paul Rammelmeyr von ‚Chance für Jeden‘ kontaktiert, der dann alles Weitere arrangiert hat“, fasst Kremsreiter den Moment der Initialzündung kurz und knapp zusammen.
„Freyung hilft e.V.“ hat daraufhin den Bewohnern vom Rachelweg 3 sowie weiteren Bedürftigen aus der Kreisstadt einen vorweihnachtlichen Einkauf im Edekamarkt Pöschl gestiftet. „Jedem steht ein Budget in Höhe von zirka 40 Euro zur Verfügung – aber natürlich nicht für Alkohol oder Zigaretten“, wie der Vereinsvorsitzende eingangs der Aktion betonte, „sondern für wirklich wichtige Dinge“.
Jaqueline Albrechtovics zum Beispiel hat Wasser und Orangensaft gekauft, aber auch Schokolade, Milch und Duschgel. Dinge, für die die Hartz-IV-Empfängerin normalerweise einen ganzen Monat lang sparen müsste. „Anfangs, als man mir gesagt hat, ich darf umsonst einkaufen, habe ich das gar nicht geglaubt. Ich dachte, ich werde verarscht.“ Auch die beiden Freunde Mirko Leps und Peter Neumeier freuen sich bereits jetzt auf ein gemütliches Weihnachtsfest. Wie die Jahre zuvor wollen sie auch heuer den Heiligen Abend miteinander verbringen. „Das ist fast schon ein kleines Familienfest“, erzählt Neumeier. Sein Kumpel Leps ergänzt freudig: „Mit den heute gekauften Lebensmitteln geht es uns gleich doppelt gut.“
Und Hans Reitner? Der hat sich Brot gekauft, gefrorene Hähnchenschenkel und Kaffee. Mit diesen Dingen will er es sich an den kommenden Festtagen gut gehen lassen. Auf die Frage hin, ob er zufrieden sei, lacht er und nickt. Durch den dichten Bart ist ein kleines Lächeln erkennbar. Frohe Weihnachten!
Helmut Weigerstorfer
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gfreit mi für sie, aber a an leut denkn die krank sind und nix habn