Passau. „Wir sorgen für Gesprächsstoff“, heißt der Slogan, mit dem die Passauer Neue Presse für sich als Sprachrohr der Region wirbt. Mit der Gesprächsbereitschaft der PNP-Geschäftsleitung ist es in der Realität allerdings nicht weit her. Das mussten jetzt die Gewerkschaften BJV und ver.di feststellen. Die Geschäftsleitung der PNP verweigert sich rigoros Gesprächen über einen Haustarif, wie es in einer Mitteilung des BJV heißt.
Zwei Gewerkschaftsvertreter haben daher am Dienstag die Bürger in der Passauer Fußgängerzone informiert, wie die Heimatzeitung ihrer Auffassung nach die Rechte der Arbeitnehmer mit Füßen tritt. „Wollen Sie wissen, wie die Passauer Neue Presse mit ihren Beschäftigten umgeht?“, fragte BJV-Justitiarin Berit Weide-Schörghuber die Passanten, die am Infostand in der Bahnhofstraße vorbeikamen. Sie hielt mit ihrem Kollegen und ver.di-Funktionär Pascal Attenkofer ein Informationsblatt bereit.
PNP-Eckpunktepapier deutet an: „Wer streikt, fliegt“
Darin informieren die beiden Gewerkschaften die Bürger darüber, dass sich die einzelnen GmbHs der PNP seit Jahren in einem tariflosen Zustand befinden würden. Und dadurch Missstände erwachsen seien, welche die Beschäftigten des Hauses nicht mehr hinnehmen wollen. Am gemeinsamen Stand von BJV und ver.di erfuhren die Leser der Passauer Neuen Presse, wie ihre Zeitung den Mitarbeitern unhaltbare Arbeitsbedingungen zumutet und wie es mit der sozialen Verantwortung des Unternehmens gegenüber diesen Mitarbeitern und der Region tatsächlich steht. Die beiden Gewerkschaftsvertreter kamen mit manchen Bürgern schnell ins Gespräch. „Es gab einige Bürger, die uns versprochen haben, Leserbriefe zu schreiben“, berichtet Berit Weide-Schörghuber.
Redakteure und Angestellte der Passauer Neue Presse waren laut der Meldung am Infostand in der Bahnhofstraße nicht aufgetreten. Die Furcht, dass öffentliche Kritik am eigenen Hause, ein öffentlicher Protest möglicherweise nicht ohne Folgen bleibt, ist begründet. „Wer streikt, fliegt“ – so würde sich im Kern der Schlusssatz der Verlegerin in ihrem sogenannten Eckpunktepapier, das sie als einseitiges Vertragswerk beibehalten will, lesen.
Weitere Aktionen geplant
BJV und ver.di wollen dafür sorgen, dass sich verbreitet, wie die PNP mit ihren Mitarbeitern umgeht. Sie haben weitere Aktionen geplant. Die Passauer Neue Presse sorgt also wirklich für Gesprächsstoff – aber sicher anders, als sie es gern in der Werbung glauben macht.
Die PNP beschäftigt laut der Meldung rund 120 Redakteure, 20 Volontäre und 400 Verlagsangestellte. Altverleger Dr. Axel Diekmann hatte sich bereits 2004 vom Tarif verabschiedet. Er zersplitterte die PNP in Gesellschaften (heute 15), um die Arbeitnehmerrechte zu schwächen.
–> Hier gibt’s die bei der Aktion verteilten Flyer im Wortlauf (einfach klicken)
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