Zwiesel. Die CSU war die erste Partei in der Glasstadt Zwiesel, die die Katze aus dem Sack gelassen hat: Wie bereits berichtet, wird Elisabeth Pfeffer, deren Familie Eigentümer der 1. Dampfbierbrauerei Zwiesel ist, als Kandidatin bei der Bürgermeister-Wahl um den Jahreswechsel antreten. Zwar steht noch die Nominierungsversammlung am 2. September an – doch dürfte es da dann wohl reine Formsache sein, dass die 49-Jährige ins Rennen um den Rathaussessel geschickt wird. Im Interview mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“ spricht die Diplom-Kauffrau über ihre politischen Ambitionen. Sie nimmt außerdem zu den überregionalen Schlagzeilen, die Bürgermeister Steininger zuletzt mit seinem per „Eilhandlung“ durchgeführten Austritt aus der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald (FNBW) produziert hat, Stellung.
Frau Pfeffer, seit Juni 2016 steht fest, dass Sie als CSU-Kandidatin bei den nächsten Bürgermeister-Neuwahlen antreten möchten. Zunächst findet aber am 2. September noch die Nominierungsversammlung statt. Ist diese parteiinterne Abstimmung eine ernst zu nehmende Hürde?
Die Kandidatur zur Wahl eines Bürgermeisters ist gesetzlich geregelt. Bei Parteien ist daher eine Nominierungsversammlung vorgeschrieben. Es kann sich jeder Anwesende zur Wahl stellen oder andere Bewerber vorschlagen. Das Mehrheitsvotum der anwesenden Mitglieder entscheidet, wer sich für die CSU bewerben soll. Ich bin überzeugt, dass ich die Mitglieder von meinen Ideen und Zielen für die Stadt Zwiesel begeistern kann – und erhoffe mir einen eindeutigen Auftrag zur Kandidatur.
„Die Schlagzeilen haben der Stadt einen Imageschaden zugefügt“
Zuletzt sorgte die Stadt Zwiesel durch den FNBW-Austritt, der ja mittelerweile vom Landratsamt (Rechtsaufsicht) sowie vom Zwieseler Stadtrat für unwirksam erklärt worden ist, für überregionale Schlagzeilen. Wie bewerten Sie diesen Alleingang („Eihandlung“) von Bürgermeister Steininger?
Der Stadtrat hat in der vergangenen Sitzung mit deutlicher Mehrheit beschlossen, die Sache an die Rechtsaufsicht bzw. an das Verwaltungsgericht weiterzuleiten, da unserer und meiner Meinung nach die rechtlichen Voraussetzungen für eine Eilhandlung nicht vorgelegen haben. Dass die überregionalen Schlagzeilen der Stadt Zwiesel einen Imageschaden zugefügt haben, dessen Dimension heute noch gar nicht abschätzbar ist, ist unbestritten. Mich hat sogar eine Freundin aus Aschaffenburg angerufen, um zu fragen, was bei uns los ist – sie hatte es im Radio gehört.
Warum schaffen es gerade Sie, dass wieder Ruhe in Zwiesel einkehrt?
Das Wichtigste ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Stadtrat. Ich sitze seit 2008 im Gremium und wage zu behaupten, dass ich mit jedem Ratsmitglied einen Konsens finden konnte. Das muss aber keineswegs bedeuten, dass wir immer derselben Meinung sind. Für mich ist ein gesundes Demokratieverständnis selbstverständlich. Das bedeutet ganz konkret, dass ich versuchen werde, für meine Ideen Begeisterung zu wecken. Ich bin aber auch bereit, von meinen Standpunkten abzurücken, sollte sich keine Mehrheit für meine Vorschläge finden. Der Zwieseler Stadtrat besteht seit der Wahl 2014 aus einer gesunden Mischung aus erfahrenen und jungen Stadträten. Wir haben immerhin seit 2014 acht neue, junge Stadträte, die sich alle sehr engagieren.
„Wir haben keine bessere Lösung als die FNBW“
Wie würde eine Bürgermeisterin Elisabeth Pfeffer mit der Ferienregion Nationalpark Bayerischer Wald umgehen?
Ich würde auf jeden Fall dazu drängen, dass wir für die Marketingumlage, die wir jährlich bezahlen, auch die Leistungen abrufen können, die uns zustehen. Derzeit überweisen wir Geld – aber die Ferienregion kann für uns keine Leistungen erbringen, da die rechtlichen Voraussetzungen fehlen. Mir ist aber wichtig, die Sorgen der Vermieter ernst zu nehmen, die sich gegen die FNBW, an die wir bis mindestens Ende 2017 vertraglich gebunden sind, aussprechen. Daher würde ich diese Eigentümer bitten, dem Stadtrat bis Mitte 2017 ein Konzept vorzustellen, das deren Meinung nach besser ist als das derzeitige Konstrukt. Wir sind hier auf Ideen angewiesen, da ich und eine Mehrheit im Stadtrat keine bessere Lösung haben als die FNBW.
Was würden Sie als Stadtoberhaupt anders machen als der amtierende Amtsinhaber?
Mehr miteinander reden.
Welche politischen Inhalte liegen Ihnen besonders am Herzen?
Ich habe mich nicht entschlossen, dass ich mich zur Wahl stellen würde und mir erst dann die Themen überlege, die mir am Herzen liegen. Es war eher umgekehrt. Mir liegen so viele Dinge am Herzen und diese sind der Grund, warum ich kandidieren möchte. Ich bitte um Verständnis, dass die Teilnehmer der Nominierungsveranstaltung die Ersten sein sollen, denen ich meine Themen vorstelle.
„…dann werden wir wieder jemanden einstellen“
Vielen in der Glasstadt dürften Sie vor allem mit der 1. Dampfbierbrauerei in Verbindung bringen. Sollten Sie Bürgermeisterin werden, wie geht es dann mit dem Betrieb weiter?
Hier muss man vielleicht klar heraus stellen, dass mein Mann die Geschäftsführung in der Brauerei übernommen hat, als wir 2001 von München nach Zwiesel gezogen sind. Ich habe damals in Deggendorf bei der Firma Streicher gearbeitet. Als dann 2007 eine langjährige Mitarbeiterin in der Brauerei, die für die Verwaltung und Buchhaltung zuständig war, gekündigt hat, haben wir uns dazu entschieden, dass ich diese Aufgaben übernehme. Sollte ich Bürgermeisterin werden, werden wir wieder jemanden für die Verwaltung einstellen – so wie es jahrzehntelang vorher der Fall auch war.
Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft
Interview: Helmut Weigerstorfer