Deggendorf. Bar statt Hörsaal, DJs statt Dozenten, Partyvolk statt Studenten – am Samstag, 11. Juni, findet auf dem Campus der Technischen Hochschule Deggendorf eine für eine Lehranstalt eher außergewöhnliche Veranstaltung statt. Mit „Stadt Land Fluss – Campus Open Air“ haben die Organisatoren um Christian Murauer (49) und Theresa Kappl (34) ein Electro-Festival ins Leben gerufen, das inklusive anschließender Party in der Deggendorfer Stadthalle rund 17 Stunden dauern wird. Musikalische Größen der Szene wie Sascha Braemer und Wankelmut haben bereits ihre Teilnahme zugesagt. Im Interview mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“ spricht TH-Sprecher Christian Murauer über die Open-Air-Idee und ihre Umsetzung. Außerdem blickt er auf den dadurch entstehenden Mehrwert für die Deggendorfer Hochschule.
Herr Murauer, wie weit sind die Planungen für das „Stadt Land Fluss – Campus Open Air“ fortgeschritten?
Die Vorarbeiten sind größtenteils abgeschlossen – wir sind in der entscheidenden, finalen Phase. Wir gehen derzeit mit der Information, was wann wo stattfindet, aktiv an die Öffentlichkeit.
Wie aufwendig waren die Vorbereitungen?
Enorm. Wir planen seit September vergangenen Jahres intensiv für diese Veranstaltung. Die Besonderheit: Die Technische Hochschule, die ja eine Einrichtung des Freistaates Bayern ist, ist in diesem Fall eine Eventagentur. Unsere Aufgabenbereiche sind eigentlich Forschung und Lehre – und nicht die Organisation solcher Events.
„Der Auftritt von Xavier Naidoo war die Feuertaufe“
Wo liegen denn dann die Ursprünge dieses Open Airs?
Veranstaltungen hat es am Campus schon immer gegeben. Diese waren auch relativ gut besucht. Unser Präsident, Prof. Dr. Peter Sperber, strebt aber weiter eine konsequente Öffnung nach außen an. Er möchte der Bevölkerung zeigen, dass in der Hochschule mehr passiert als nur Forschung und Lehre – natürlich auch aus Marketinggründen. 2013 – in Folge des Jahrtausendhochwassers – ist Xavier Naidoo bei uns aufgetreten. Das war sowas wie die Feuertaufe.
Wie ging es dann weiter?
In der Folge wussten wir, dass wir solche Events schultern können. Wir haben zudem festgestellt, dass unser Campus-Innenhof prädestiniert ist für solche Termine. Deshalb ist die Idee eines Open Airs immer mehr in unseren Köpfen gereift, und ist mittlerweile zur Realität geworden. Die große Schwierigkeit dabei: Als Eventagentur kann man viel einfacher agieren, wenn es um Auftrage und Vergaben geht. Wir als Einrichtung des Freistaates Bayern müssen zum Beispiel jede Maßnahme in dreifacher Angebotsform abhandeln. Und, und, und …
Dennoch habt Ihr nicht aufgegeben.
Ja. Das liegt vor allem daran, dass wir volle Rückendeckung durch unseren Präsidenten haben und uns die Verwaltung immer unterstützt hat. Nichtsdestotrotz ist es keine einfache Aufgabe, zu Zweit ein 17-Stunden-Event mit 20 DJs auf die Füße zu stellen. Das ist schon brachial.
„Electro und technische Hochschule – das passt“
Welche Musik wird zu hören sein?
Ein Aspekt, über den wir uns lange Gedanken gemacht haben. Letztlich haben wir uns gegen Rock und für elektronische Musik entschieden. Unsere Erfahrung: Die Zielgruppe, also junge Menschen zwischen 16 und 30 Jahren, die wir locken wollen, fährt genau auf dieses Genre ab. Außerdem ist Electro für eine technische Hochschule irgendwie passend (lacht).
Insgesamt werden am 11. Juni rund 20 DJs – darunter die Mainacts Sascha Braemer oder Wankelmut – auf zwei Bühnen auftreten. Von 12 bis 22 Uhr werden diese den Campus in eine überdimensionale Disco verwandeln, später geht es dann mit einer Aftershow-Party in der Stadthalle weiter. Wir haben darauf geachtet, dass wir nicht nur international bekannte Akteure gebucht haben, sondern auch regionale Gesichter wie zum Beispiel zappelbu.de. Platz hätten wir für 5000 Besucher.
Wie ist der Kontakt zu den Musikern zustande gekommen?
Über einen unserer Studenten – Stefan Birne aus Freyung. Der ist seit einigen Jahren in der internationalen DJ-Szene unterwegs und hat dadurch unglaubliche Kontakte. Er hat das Booking übernommen.
Sind weitere Studenten mit dabei im Organisations-Team?
Der Großteil wird von Theresa, Stefan und mir bestritten. Später – am Campus selber – werden die zehn studentischen Vereine miteinbezogen, sie schmeißen die Bars und bekommen auch den Erlös aus dem Getränkeverkauf.
„Wir wollen Zahlen auf einem gleichbleibend hohem Niveau“
Einer der großen Hintergedanken dieser Veranstaltung wird es sein, weitere Studenten nach Deggendorf zu locken, oder?
Ja, genau. Wir hoffen, dass durch die Veranstaltung junge Leute zu unserem Campus kommen, die vorher noch nie da waren. Man darf in diesem Zusammenhang nicht vergessen, dass 75 Prozent unserer Studenten aus der Region stammen. Und mit Events wie dem Open Air wollen wir weiter Jugendliche aus der Umgebung zu uns locken.
Ist das vor dem Hintergrund der Rekordzahlen überhaupt noch nötig?
Öffentlichkeitsarbeit, Werbung wird man immer brauchen. In den klassischen Bereichen wir Wirtschaft und Technik haben wir eine Sättigung erreicht, keine Frage. Wir wollen aber, dass die Zahlen auf einem gleichbleibend hohem Niveau bleiben. Um das zu erreichen, ist zum einen das klassische Marketing nötig, aber auch solche Events.
Vielen Dank für das Interview – wir wünschen dem „Campus Open Air“ viel Erfolg.
Interview: Helmut Weigerstorfer