Freyung/Ortenburg. Bierzeltgaudi und Coverbands – haben sie alles gehabt. Jetzt wollen Simon Rieger (28), Martin Stampka (30) und Christoph Umseher (22) mit ihrer Band Metapher ordentlich durchstarten und überregional bekannt werden: Ihr Song „Du bist frei“ soll es ins Radio schaffen. Das Onlinemagazin da Hog’n hat sich mit der Nachwuchsband unterhalten, die Drei haben uns von ihren Visionen erzählt, von Liebesliedern, Idolen und ihren Ursprüngen…
Warum Metapher? „Unsere Texte sind extrem metaphorisch“
Simon und Martin genehmigen sich ein Bier, Christoph mag lieber Latte Macchiato. Heute sind sie wieder mal alle in Freyung, ihrer Heimatstadt. Simon lebt in Ortenburg, Martin in München und Christoph in Passau. Seit gut einem Jahr machen sie gemeinsam Musik – unter dem Bandnamen Metapher. Warum ausgerechnet Metapher, ein Begriff, der an den Deutschunterricht erinnert? „Das ist halt ein schönes Wort und auf Englisch und Deutsch gleich gut auszusprechen. Und der Name war beim Patentamt noch frei“, sagt Martin und lacht. „Unsere Texte sind extrem metaphorisch“, fügt Simon hinzu. Er muss wissen, wovon er spricht – schließlich stammen die Songtexte aus seiner Feder.
Zweieinhalb Jahre ist es her, da hat Simon ein Lied für seine Angebetete geschrieben. Arbeitstitel: „Ich will nicht, dass Du gehst“. Sein Problem: „Ich kann weder singen noch Gitarre spielen“, gibt der Schlagzeuger zu und rückt seine Brille zurecht. Weil es ihm aber ernst war mit seiner Rückeroberungsaktion, bat er Martin um Unterstützung. Die beiden kennen sich schon lange, spielten einst gemeinsam in der Coverband Pick-Up, in der Simon heute noch am Start ist. Martin lieh dem Song seine Stimme, spielte Gitarre. Das Ergebnis: „Ich bin mit meiner Freundin noch zusammen, es hat funktioniert“, sagt Simon. An so einen Erfolg könnte man ja durchaus anknüpfen? Mit Christoph fanden die zwei einen Bassisten – Metapher war komplett, um nicht zu sagen, geboren.
„Wir sind abhängig von den Musikredaktionen“
„Der musikalische Umkreis im Bayerischen Wald ist groß. Dank Elmar Sammer gibt es viele Gitarristen“, sagt Martin und lacht wieder so sympathisch-schelmisch. Er selbst hat sein Handwerk bei der Landluft-Koryphäe gelernt, nachdem er sich so manches selbst beigebracht hat. Mit 14 nahm er sich der Gitarre seiner Mama an: „Die stand nur rum.“ Und auch Christoph war Gitarrenschüler bei Elmar Sammer. „Dem Christoph waren das dann zu viele Seiten. Darum hat er auf Bass gewechselt“, erklärt Martin – und Christophs Kommentar darauf ist nur ein fast unmerkliches Brummen. Er hat die Ruhe weg, seine Stimme klingt wie sein Instrument, hin und wieder streicht er sich die Haare in die Stirn.
Und Simon, wo hat er gelernt, die Drumsticks zu schwingen? „Bei den Büchlberger Ulrichsbläsern. Mit „Umtata“ und allem, was dazu gehört“, sagt er. Zwölf Jahre ist das her. Simon spielt aber nicht nur Schlagzeug und schreibt die Songs – er hat sich auch das Aufnehmen und Mischen selbst beigebracht. Mittlerweile hat er in Ortenburg ein eigenes Tonstudio – zu ihm kommen auch andere Bands und nehmen ihre Songs auf. Seit einem Jahr probt Metapher dort: „Das ist praktisch, dadurch haben wir keinen finanziellen Druck.“
Druck ist überhaupt nicht ihr Ding – auch wenn ihre Ziele durchaus hoch gesteckt sind. Die Single „Du bist frei“ ist derzeit nicht zu kaufen, wurde aber 300 Mal als Promo-CD gepresst. Ins Radio wollen die drei damit. Unterstützung haben sich die Jungs von einer Agentur geholt, die schon Falco, Lou Bega oder Ricky Martin zu Bekanntheit verholfen haben. „Ich kenne bei Bayern 3 eine Musikredakteurin“, erzählt Simon. Diese habe ihnen den Tipp mit der Promo-Agentur „R&L Promotion & Consulting“ gegeben. Dass sie ihr Projekt professionell angehen wollen, zeigt auch ihr Video zu „Du bist frei“, das in einer Kiesgrube bei Ortenburg entstand. „Das Produkt muss stimmen“, sagt Simon. Ob das der Fall ist, entscheiden letztlich die Radiosender – und dann die Hörer. „Wir sind abhängig von den Musikredaktionen“, ist sich der Schlagzeuger bewusst. Das Album soll im November erscheinen – der naheliegende Titel: „Metapher“.
„Wir wollen schon ganz Deutschland erreichen“
„Vom Covern haben wir die Schnauze voll“, gibt Martin zu. Die Musiker sind sich schon im Klaren darüber, dass ihr Ziel kein Kinkerlitzchen ist. „Viele andere Bands meinen, dass das eh nichts wird“, sagt Simon. Mit dieser Meinung können sie leben: „Das sind halt zwei Welten, die sich nicht verstehen.“ Simon, Martin und Christoph haben genug Erfahrung gesammelt, um genau zu wissen, was sie wollen. Alle drei beherrschen ihre Instrumente, Simon und Martin haben in regionalen Bands gespielt. Vom Herumtingeln auf diversen Festen haben sie genug. Auf Regionalität setzen die Drei nicht mehr – darum sind die Texte auch nicht Bairisch, sondern Hochdeutsch. „Wir wollen schon ganz Deutschland erreichen“, sagt Martin. Noch sind Metapher nicht live zu hören. „Dazu ist die Band noch zu jung“, meint Simon. „Und erst wollen wir unser Ziel erreichen und ins Radio kommen.“
Ganz schön professionell: Das Video zu „Du bist frei“:
Freilich haben die Drei auch ein normales Leben. Simon verkauft Türen beim Rottaler Furnier- und Sperrholzhandel in Eggenfelden. Er ist aber auch Hotelfachmann, Schreiner und Tontechniker – in allen Bereichen hat er die Ausbildungen abgeschlossen. Und Tourismusmanagement hat er auch noch zu studieren begonnen. „Das war aber ein Fehler,“ sagt der Schlagzeuger. Als Fehler sieht es Martin nicht an, dass er als Außendiensttechniker im Medizinbereich in München arbeitet. Auch wenn er zugibt: „Ich komme sehr, sehr gern nach Freyung. Da bin ich einfach daheim.“ Christoph geht’s genauso. Man möchte es kaum glauben, aber er studiert in Passau BWL. Auf den ersten Blick mag das gar nicht so recht zu ihm passen, aber stille Wasser sind ja bekanntlich tief.
„Wir haben immer versucht, unser eigenes Ding zu machen“
Eine gewisse Tiefe weisen auch die Texte von Metapher auf. „Du bist frei“ handelt vom Abschließen mit der Vergangenheit, mit dem Verarbeiten von Geschehenem. „Arsch gen Süden“, ein anderer Song, thematisiert das Ziel der Band: Mit dem Kopf durch die Wand wollen, sich mit der Musik durchsetzen. Song-Schreiber Simon sagt: „Ich halte die Texte bewusst allgemeiner. Jeder soll sich damit identifizieren können.“ Er hat auch schon für andere Bands Texte verfasst – auch auf Englisch – und weiß: „Auf Deutsch zu schreiben, ist schwieriger, weils die Leute verstehen.“
Martin ist die Stimme der Band. Gesangsunterricht hat er „nie wirklich“ genossen. Er weiß nur so viel, dass er eine Tenorstimme hat. „Martin wird manchmal mit dem Pur-Sänger Hartmut Engler verglichen“, sagt Simon. Der runzelt darauf die Stirn und sein Bandkollege macht ihm jetzt ein echtes Kompliment: „Wenn er singt, klingt es, als ob er nie was anderes gemacht hätte. Er hat’s drauf – von weich bis rotzig.“ Fragt man die Drei nach Vorbildern, überlegen sie lange, zucken mit den Schultern. „Wir haben immer versucht, unser eigenes Ding zu machen“, sagt Simon. Als Musiker haben sie freilich ihre Größen, die sie bewundern. Simon nennt Phil Collins, Martin fallen The Edge von U2, Steve Vai und Dominic Miller von Sting ein. Und Christoph schaut zu Victor Wooten auf: „Der ist als Solobassist unterwegs. Ein echt irrer Typ.“
„Du bist frei“ – geschmeidiger, eingängiger Ohrwurm-Charakter
Und wie klingen Metapher nun eigentlich? „Das ist cremiger deutscher Pop-Rock“, sagt Martin. „Nichts Wild-Punkiges oder Abgeschnulztes.“ Cremig? „Ja, cremig.“ Martin bleibt dabei und seine Bandkollegen widersprechen dem Frontmann nicht. Um das kulinarisch-kosmetische Wort durch ein anderes zu ersetzen: „Du bist frei“ klingt durchaus geschmeidig, ohne den Sound mit anderen Bands vergleichen zu wollen. Eingängig. Man könnte dem Song durchaus Ohrwurm-Charakter attestieren. Und Radiotauglichkeit, absolut.
Text: Eva Hörhammer / Fotos: Stephan Hörhammer