Altreichenau/Grainet. „Es wird immer Menschen geben, die der Ansicht sind: Was andere machen, ist komisch“, bringt es Max Freund (43) auf den Punkt. Gemeinsam mit Tätowiererin Diana Auerbach (38) und Altenpfleger Gerhard Binder (48) organisiert der Justizvollzugsbeamte aus Grainet vom 18. bis 20. September die Tattoo & Piercing Convention „Dark Forest“ in Altreichenau (Gemeinde Neureichenau). Das Onlinemagazin „da Hog’n“ hat im Vorfeld mit Max Freund über die Veranstaltung an sich, über das Image von Tattoos und Piercings sowie den Individualitätsdrang eines jeden Menschen gesprochen.
Max: Wie ist es dazu gekommen, eine Tattoo & Piercing Convention im Woid zu organisieren?
Den ersten Gedanken hatten wir während eines Tattoo-Termins: Wir haben uns allgemein über Tattoos unterhalten und über Veranstaltungen in unserer Gegend. Dabei sind wird auf die Idee gekommen, mal was ganz Neues bei uns auszuprobieren. Wir wollten etwas machen, was es in unserer Region noch nicht gegeben hat. Eben eine Tattoo-Convention.
„Die Qualität der Künstler ist enorm gestiegen“
Und warum habt Ihr letzten Endes Altreichenau, ein nicht gerade zentral gelegenes Dorf, als Austragungsort auserkoren?
Wir wollten nicht zu weit raus aus unserem Umfeld. Und es sollte deshalb in Altreichenau stattfinden, um noch mehr die Einmaligkeit und Exklusivität des Events hervorzuheben. Wir möchten keinen billigen Abklatsch. Die Gemeinde und der Landkreis sollen bunter und attraktiver werden. Diana hat ja in Altreichenau ihr Studio – auch deshalb lag es nahe, dass wir uns für diesen Standort entscheiden. Unsere Wahl fiel schnell auf die Eventhalle – die Betreiber haben sofort zugesagt und uns bei der Planung jederzeit unterstützt. Dem Ort haben wir auch unseren Namen zu verdanken: ‚Dark Forest Tattoo-Convention‘.
Wie kann man sich eine Convention, die sich mit Tattoos und Piercings beschäftigt, vorstellen?
Es ist eine Art Messe, bei der Aussteller ihre Produkte vorstellen und verkaufen. In unserem Fall also Tätowierungen, Piercings, Schmuck und Tattoo-Zubehör.
Ursprünglich waren Tattoos vor allem in Gefängnissen verbreitet – sie haben nach außen hin signalisiert, wer etwa der Anführer einer Gruppe ist. Wie hat sich das Image von Tattoos – und auch von deren Trägern – in den vergangenen Jahren verändert?
Das Image hat sich grundlegend geändert. Mittlerweile tragen Ärzte, Anwälte, Psychologen – Menschen quer durch alle Gesellschaftsschichten Tattoos. Es hat sich aber auch die Einstellung dazu verändert: Heute wird ein Tattoo als Kunst auf dem Körper angesehen, mit dem jeder auf ganz individuelle Weise Geschichten aus seinem Leben verbindet. Mittlerweile muss man auch sagen, dass die Qualität der Künstler enorm gestiegen ist.
Auch Piercings haben eine lange Tradition – jedoch nicht in Europa, sondern eher in Afrika. Wie hat sich diese Sparte in den vergangenen Jahren entwickelt?
Piercings sind in vielen Teilen der Gesellschaft integriert – zum Großteil als modisches Accessoire. Bei einigen gehört es aber auch zur Lebenseinstellung, wie man bei unserem Stargast Rolf Buchholz sieht, der mit der Anzahl seiner Piercings im Guinessbuch der Rekorde als meist gepiercter Mensch steht.
„Es steht jedem Menschen frei, was er mit seinem Körper macht“
Was entgegnet Ihr denjenigen Leuten, die behaupten, Ihr seid mit Euren Tattoos und Piercings „komische Vögel“?
Tja, was soll man dazu sagen. Es steht jedem Menschen frei, mit seinem Körper zu machen, was er will – solange er keinem anderen damit schadet. Es wird immer Leute geben, die der Ansicht sind, dass das, was andere machen, komisch ist. Mit dem muss man leben – aber es muss mich nicht kümmern.
Hat sich dadurch vielleicht auch eine Gesellschaft innerhalb der Gesellschaft entwickelt?
Nein. Wenn das so wäre, würden die Tattoos nicht durch die ganzen Gesellschaftsschichten gehen. Man findet sie eben überall: bei Beamten und Akademikern genau so wie bei Bauarbeitern und Lkw-Fahrern.
Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg bei der Convention.
Interview: Helmut Weigerstorfer