Freyung. Wenn die Freyunger Feuerwehr alarmiert wird, dann sitzt jeder Handgriff. Schnell muss es gehen. Keine Zeit verlieren. Jede Minute kann entscheidend sein. Die Wehrler lassen alles stehen und liegen. Für einen Einsatz muss auch der Beruf mal für einige Stunden ruhen können – Menschenleben gehen zweifelsohne vor. Innerhalb kürzester Zeit trifft die Feuerwehr am Einsatzort ein. Doch: vegebens! Ein Sternwerfer auf dem Geburtstagskuchen hatte die Brandmeldeanlage (BMA) aktiviert. Die Feuerwehr wurde umsonst gerufen. Schon wieder. Bei einem sogenannten Täuschungsalarm, umgangssprachlich oft als „Fehlalarm“ bezeichnet, handelt es sich laut DIN VDE um einen Alarm, „der durch Vortäuschung einer physikalischen und/oder chemischen Kenngröße eines automatischen Melders entstanden ist“. Die BMA wurde also durch Effekte getäuscht, die der realen Gefahr sehr ähnlich sind, zum Beispiel Zigarettenrauch oder Feinstaub, der bei Bauarbeiten entsteht.
Seit im Jahr 2012 die Integrierte Leitstelle Passau (ILS) in Betrieb genommen wurde, häufen sich diese Vorfälle, wie es in einem Bericht der Feuerwehr Freyung heißt. Für die ehrenamtlichen Feuerwehrmänner der Stadt Freyung ist dies – verständlicherweise – ärgerlich. Direkt vom Schreibtisch weg oder um 4 Uhr morgens zum Einsatzort zu hetzen, um dann festzustellen, dass es sich „nur“ um einen dampfenden Kochtopf gehandelt hat, ist für die Motivation der Mannschaft nicht gerade förderlich. Noch bis 2012 wurde bei einem BMA-Alarm erst der Betreiber informiert, der zunächst telefonisch eine Bestätigung einholte. Erst dann wurde der Fall an die Polizei weitergeleitet. Somit war es möglich, eventuelle Fehlalarmierungen herauszufiltern.
„Die Frustration ist bei der FFW dann natürlich groß“
Seit Inbetriebnahme der ILS werden BMA-Alarme umgehend an die zuständige Feuerwehrstelle weitergeleitet, eine Rückversicherung finde nicht mehr statt, wie Sebastian Fehrenbach, Sprecher der ILS Passau, mitteilt. Dieses System ist auch nach Aussage der Feuerwehr Freyung grundsätzlich eine Verbesserung gegenüber dem alten System, da meist wertvolle Minuten eingespart werden – leider aber auf Kosten einer erhöhten Anzahl von Einsätzen, die eigentlich nicht nötig seien. Unter den jährlich zirka zehn bis 15 BMA-Notrufen sind in etwa die Hälfte fälschlich ausgelöst, wie Oliver Wagner von der FF Freyung erklärt. Besonders anfällig seien das Freyunger Krankenhaus und das Stadtplatzcenter. Häufig reichten Wartungsarbeiten an der Anlage selbst – oder Staub, der bei Umbaumaßnahmen entsteht, um den Alarm auszulösen. „Die Frustration bei der Feuerwehr ist dann natürlich groß“, so Wagner. Das zeige sich vor allem bei der Mannschaftsstärke zukünftiger Einsätze.
Auch wenn nach einem unabsichtlich ausgelösten Alarm der BMA-Betreiber unmittelbar die zuständige Einsatzstelle über den Täuschungsalarm informiert, ist die Feuerwehr gesetzlich dazu verpflichtet, am Einsatzort zu erscheinen. „Es hat in letzter Zeit Fälle gegeben, bei denen Personen vorsätzlich versucht haben, einen Einsatz der Feuerwehr zu verhindern“, berichtet Sebastian Fehrenbach. In einem Fall sei es dabei zu einem verheerenden Großbrand gekommen. Man versuche aktuell sowohl technische als auch organisatorische Verbesserungen an den BMAs durchzusetzen. Dabei soll erreicht werden, die Anlagen besser zu sensibilisieren und vorhersehbare Risiken soweit wie möglich zu mindern.
Eine Lösung des Problems scheint es derzeit nicht zu geben
Grundsätzlich müsse die Brandschutzkosten die Kommune übernehmen. Diese behält sich allerdings vor – je nach Ermessen und Verhältnismäßigkeit – die Kosten auf den Betreiber der BMA zu übertragen. Eine geeignete Lösung für das Problem scheint es derzeit nicht zu geben. Die Betreiber werden deshalb aufgefordert, durch geeignete Sicherheitsmaßnahmen die Anzahl der versehentlich ausgelösten Alarme so gering wie möglich zu halten.
Johannes Gress