Viechtach. Fast drei Jahre ist es nun her, dass in der Viechtacher Linprunstraße eine große Fete stieg: Das frisch renovierte, unter Denkmalschutz stehende Penzkoferhaus wurde im Juli 2012 eingeweiht. Viele Leute freuten sich darüber, dass das Haus nicht abgerissen worden war. Denn lange Zeit hatte es wenig Hoffnung für das alte Gemäuer gegeben. Eva Bauernfeind blickt auf die Geschichte eines Viechtacher Urgesteins.
Die Geschichte dieses Hauses führt Jahrhunderte zurück. Erbaut wurde es vermutlich bereits während der Marktgründung im 13. Jahrhundert. Mehrere Generationen von Marktschreibern wohnten hier. Später war es im Besitz eines Bierbrauers und eines Leinwandhändlers. Um 1900 beherbergte das Haus eine Buchbinderei, später eine Schneiderei, um 1930 eine Auswanderer-Agentur. Ab 1940 betrieben Josef und Maria Penzkofer hier einen Kramerladen. Essig wurde selber gemacht, Kraut wurde eingehobelt, es gab Bratheringe aus Fässern, verkauft wurden auch andere Nahrungsmittel und Haushaltsbedarf. Ab 1974 führte der Sohn Alfred Penzkofer den Laden weiter. Bei vielen Viechtachern unvergessen ist das besondere Ambiente in den alten Ladengewölben mit dem museal anmutenden Mobiliar und dem Geruch nach Schnupftabak und Sauerkraut.
Das museumsreife Inventar wurde auf Flohmärkten verscherbelt
Als Segen und Fluch gleichzeitig erwies sich die Tatsache, dass Alfred Penzkofer ebenso wie seine Vorgänger nichts am Haus umbaute oder erneuerte. Uralte Details wie eine gotische Spitzbogentür in der Toreinfahrt blieben erhalten. Andererseits war durch ein Loch in der Außenmauer, durch das es hineinregnete und aus dem eine Zeit lang sogar eine Birke wuchs, dem fortschreitenden Verfall kein Einhalt geboten. Vernachlässigt, aber mit einem unvergleichlich romantisch-verträumten Flair, so stand das Haus in der Linprunstraße. Vor allem der Hinterhof schien in seiner morbiden Schönheit wie aus der Zeit gefallen. Auch als es um 2000 in die Hände eines Immobilienmaklers überging, änderte sich vorerst nichts. Die Fassadenseite drohte auf die Straße zu stürzen, zeitweise war der Bürgersteig gesperrt. 2002 starb Alfred Penzkofer. Das eigentlich museumsreife Ladeninventar wurde ausgeräumt und auf Flohmärkten verscherbelt.
Als 2008 der Viechtacher Stadtrat dem Abbruchantrag des Eigentümers zustimmte, wurden zwei Viechtacherinnen aktiv. Sie protestierten gegen diesen drohenden Verlust von historischer Bausubstanz und gründeten den „Freundeskreis Penzkoferhaus“. Sie wandten sich an das Denkmalamt und beantragten auf eigene Faust eine Machbarkeitsstudie, die mit Spenden finanziert wurde. Ebenfalls auf Kosten des Freundeskreises ließen sie eine Notsicherung am einsturzgefährdeten Dach durchführen. Durch die Aktionen wurde eine örtliche Bauunternehmerin aufmerksam, sie hatte sich ebenfalls in das Haus „verliebt“. Tatsächlich gelang es nach mancherlei Verhandlungen und Rückschlägen, dass sie das Haus erwerben konnte. Mit der denkmalgerechten Sanierung wurde ein bekannter Münchner, aus Viechtach stammender Architekt beauftragt, der gleichzeitig ein hochmodernes Hinterhaus aus Sichtbeton und Glas entwarf.
Das BR widmet dem Penzkoferhaus einen TV-Beitrag
Was besonders schön ist: In den historischen Gewölben des Erdgeschosses ist wieder ein Laden eingezogen, wo es wie bei den Vorgängern hochwertige Essige gibt, außerdem Öle, Weine und diverse Tees. So hat das alte Haus seine Würde zurückerhalten, und Viechtach kann stolz auf dieses Kleinod sein.
Eva Bauernfeind
__________________________
Ein BR-Fernsehteam um die Redakteurin Sybille Krafft drehte 2014 für die Reihe „Alt und Neu – Leben mit einem Denkmal“ auch im Viechtacher Penzkoferhaus. Neben drei anderen Beispielen lebendiger Nutzung alter Gemäuer können die Fernsehzuschauer am 26. April ab 19 Uhr in „Unter unserem Himmel“ auch dieses liebevoll sanierte Haus bewundern.
Und so etwas erfährt man mit 52 Jahren
Super
Liebe Grüße Sandra