Kreuzberg. „Fußball und Schwulsein – das passt nicht zusammen!“ Zumindest wenn es nach dem als unumwerflich geltenden Image geht, das Deutschlands Sportart Nummer eins – bis dato – anhaftet: Hier sind Männer immer noch „echte Männer“ – hart, kraftstrotzend, potent. „Bis dato“ deshalb, weil sich mit Thomas Hitzlsperger erst kürzlich der erste prominente deutsche Fußballer geoutet hat – und sich damit ein Sinneswandel in der chauvinistisch geprägten Welt des runden Leders über kurz oder lang durchsetzen könnte. Wie es scheint, ist man da auf regionaler Ebene bereits ein Stückchen weiter. Bestes Beispiel: Bastian Geißinger aus Kreuzberg bei Freyung. Schon 2009 bekundete der 27-Jährige, dass er homosexuell ist. Im Interview mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“ spricht der Kreisklassen-Kicker des TV Freyung über den Medien-Hype um „Hitz, the Hammer“ und über seine persönlichen Erfahrungen auf den Sportplätzen des Bayerwalds.
Bastian: Das Outing von Thomas Hitzlsperger ist derzeit in aller Munde. War es die richtige Entscheidung des 31-Jährigen, sich öffentlich zu seiner Homosexualität zu bekennen?
Hmm … Ich glaube, das kann man nicht pauschal sagen. Für ihn wird es die richtige Entscheidung gewesen sein, sonst hätte er sich wahrscheinlich nicht geoutet. Generell ist das ein sehr großer, wohl überlegter Schritt – vor allem wenn man eine Person der Öffentlichkeit ist.
„… dass die Angst vor der Presse und Öffentlichkeit zu groß ist“
In vielen Medien wird seitdem über nichts anderes mehr diskutiert. Was hältst Du von der Berichterstattung?
Mich nervt es mittlerweile, dass man in den Zeitungen und im Fernsehen immer nur das sieht – aber da wird es nicht nur mir so gehen. Und mal ehrlich: Ich finde es traurig, dass Thomas Hitzlsperger durch sein Outing mehr Schlagzeilen hat wie damals, als er noch Fußballprofi war. So tolerant wie alle behaupten, sind die wenigsten.
Glaubst Du, dass es im von Männern dominierten Sportarten, wie zum Beispiel Fußball, Boxen oder Formel 1, noch mehr ungeoutete homosexuelle Profis gibt?
Ja, bestimmt.
Warum machen sie es nicht öffentlich?
Ich glaube, dass die Angst vor der Presse und der Öffentlichkeit zu groß ist. Diese Sportler wollen natürlich niemandem eine Angriffsfläche bieten.
Wann hast Du Dich damals geoutet?
Bei meinen Eltern und besten Freunden vor fünf Jahren – das komplette Outing ist dann im Laufe der Zeit erfolgt.
Du hast also schon vor Deinem Outing in einer Fußball-Mannschaft gespielt. Wie haben es Deine Mitspieler aufgenommen, als Du Dich dann auch Ihnen gegenüber zu Deiner Homosexualität bekannt hast?
Ich hatte dadurch noch nie Probleme. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich damit immer sehr offen umgegangen bin – und auch drüberstehe, wenn mal eine Anspielung oder ein Witz kommt. Da lach‘ ich dann einfach mit (grinst).
Wie gehen Deine Mannschaftskameraden generell damit um, dass Du schwul bist?
Das war eigentlich innerhalb der Truppe noch nie ein Thema. Ich werde behandelt wie jeder andere auch.
„Homosexualität bei Frauen ist schon besser akzeptiert“
Wurdest Du schon mal von irgendwelchen „Fans“ aufgrund Deiner Homosexualität auf dem Platz beschimpft?
Nein. Das liegt wohl auch daran, dass die Leute in Thurmansbang, Regen oder wo immer wir auch gerade spielen, nicht wissen, dass ich schwul bin.
Eine sehr intime Frage: Hattest Du vor Deinem Outing mal mit Gefühlen für einen Mannschaftskollegen zu kämpfen?
Nein, das hatte ich nie.
Warum gehen Deiner Meinung nach (Fußball-)Frauen offener mit Ihrer Homosexualität um – wie etwa die prominenten Beispiele Nadine Angerer oder Steffi Jones zeigen?
Keine Ahnung, ich war noch nie eine Frau (lacht). Nein, im Ernst: Ich denke, dass Homosexualität bei Frauen schon immer besser akzeptiert worden ist. Gründe hierfür weiß ich jedoch leider keine.
Welchen Tipp hast Du an alle Homosexuellen, die sich vor einem Outing scheuen?
Raten kann ich da niemandem was. Wann und ob man den Schritt macht, muss jeder für sich entscheiden. Aber ich glaube, man sollte sich darüber nicht so viele Gedanken machen und einfach das tun, was man selbst für richtig hält – dann wird es mit Sicherheit auch von der Allgemeinheit akzeptiert.
Interview: Helmut Weigerstorfer
Finde das eigentlich nur ich komisch, dass dieser gschmeidige, attraktive junge Bursch einen Freund hat, der sein Vater sein könnte? Bei einem Hetero-Jungen mit einer Freundin dieses alters würde sich ja wohl jeder fragen, was denn hier schief läuft…
PS.: Und müsste es nicht eigentlich andersrum lauten, dass nämlich das Image, das homosexuellen Männern anhaftet, sich ändern müsste, nicht zwangsläufig des Fußballs – weder Thomas Hitzelsberger wie der Interviewte hier wirken wie „Weicheier“.