Freyung. Eigentlich sollte – wie der Name schon sagt – der Sport in einem Sportverein im Mittelpunkt stehen. In diesem Zusammenhang ist beim TV Freyung auch alles im Lot – die Fußballer etwa belegen in der Bezirksliga-Ost aktuell den dritten Rang. Die sportliche Perspektive stimmt. Dennoch machte der mitgliederstärkste Sportverein im Landkreis Freyung-Grafenau (Stand: 1.1.2016) zuletzt nicht nur durch Erfolge auf sich aufmerksam, sondern vor allem durch eine angespannte finanzielle Lage. Ein Engpass in der Haushaltskasse veranlasste die Verantwortlichen um erste Vorsitzende Elisabeth Kappl im vergangenen Jahr dazu, eine einmalige Sonderzahlung in Höhe von 30 Euro von allen Mitgliedern einzuziehen. Trotz der Geldspritze stellt sich die Frage, ob dem TV Freyung weiterhin der finanzielle Kollaps droht.

In einer finanziell schwierigen Lage befindet sich der mitgliederstärkste Verein des Landkreises Freyung-Grafenau, der TV Freyung.
„Die Finanzkrise ist noch nicht überstanden, aber die Finanzen sind stabil“, erklärt Elisabeth Kappl auf Hog’n-Nachfrage. Schwierige Zeiten liegen hinter der 51-Jährigen und ihren Vorstandskollegen. Vor zwei Jahren hatte die Waldkirchenerin Karl Grünzinger abgelöst. Und seitdem muss sich die frühere Wintersport-Abteilungsleiterin mit den Geldproblemen des Freyunger Turnvereins, verbunden mit so manchen Gerüchten, herumschlagen. „Es ist nicht immer leicht“, gibt Elisabeth Kappl unmittelbar nach der 111. Generalversammlung am Freitagabend im Vereinslokal „Passauer Hof“ zu. „Dennoch bin ich sehr gerne erste Vorsitzende. Jedoch lasse ich keine Schuldzuweisungen über mich ergehen. Die desolate Lage, die sicher niemand mit Absicht herbeigeführt hat, resultiert aus den vergangenen Jahren.“
Werden Fußballer übermäßig aus der Vereinskasse bezahlt?
Ein großes Loch habe der Bau der FreYarena, des Kunstrasenplatzes am Oberfeld, im Jahr 2011 in die Kasse gerissen. Diese Investition sei aber alternativlos gewesen, nachdem die Caritas den früheren Sandplatz in der Freyunger „Au“ gekauft und bebaut hatte. Zum damaligen Zeitpunkt war noch nicht absehbar, dass der TSV Kreuzberg im Rahmen einer Spielgemeinschaft mit dem TV Freyung kooperiert – und so die beiden Rasenplätze des Ortsteil-Vereins auch genutzt werden können. Rund 600.000 Euro hat die FreYarena gekostet – für den TV Freyung mit seinen 1.041 Mitgliedern trotz entsprechenden Förderungen ein enormer Kraftaufwand, der sich auch sechs Jahre später noch auf die Vereinsfinanzen auswirkt. Unter anderem durch die Sonderzahlung – laut Kappl sind so zirka 23.000 Euro zusammengekommen – hat sich der TV Freyung inzwischen aber von dieser enormen Ausgabe etwas erholen können.

Kosten in Höhe von 600.000 Euro sind durch den Bau der „FreYarena“ am Oberfeld entstanden.
Die außertourliche Belastung in Höhe von 30 Euro sei von den Mitgliedern gut aufgenommen worden, so Kappl. „In der Folge ist es nur zu vereinzelten Austritten gekommen – es hat sich in Grenzen gehalten.“ Einhergehend mit dieser Ausnahmesituation waren (und sind) hingegen Diskussionen, die in der Kreisstadt und darüber hinaus über den TV geführt werden. Die Bezirksliga-Fußballer würden übermäßig bezahlt werden, heißt es immer wieder.
Dieses „Leidg’schmatz“ dementiert die erste Vorsitzende jedoch vehement. „Das Thema kann ich überhaupt nicht leiden. Die Fußballer sind – wie in vielen anderen Vereinen auch – der größte Anteil beim TV. Deshalb werden dort auch die meisten Einnahmen generiert. Außerdem hat diese Sparte einen eigenen Beitrag – und kann somit seine Ausgaben größtenteils selber abdecken.“
Vorsitzende Kappl: „Es droht kein finanzieller Kollaps“
Ein weiteres Gerücht, das zuletzt die Runde machte: Der TV soll über einen längeren Zeitraum hinweg keine Steuern bezahlt haben. Auch dies kann Elisabeth Kappl gegenüber dem Onlinemagazin da Hog’n entkräften: „Das ist nicht richtig.“ Es seien immer Vorauszahlungen an das Finanzamt geleistet, jedoch keine Steuererklärungen gemacht worden. Alles halb so wild, wie die TV-Chefin berichtet.

TV-Vorsitzende Elisabeth Kappl. Foto: tv-freyung.de
„Die Abschlagszahlungen gleichen sich so in ungefähr mit den zu zahlenden Beträgen aus.“ Mit großen Nachzahlungen sei aus diesem Grund nicht zu rechnen, die TV-Kasse werde nicht weiter belastet. Nichtsdestotrotz bleibe ein Schuldenberg im niedrigen sechsstelligen Bereich, wie Elisabeth Kappl vorrechnet. Die erste Vorsitzende beschwichtigt angesichts dieser Summe jedoch: „Es droht kein finanzieller Kollaps.“ Und die 51-Jährige schiebt sogleich hinterher: „Wir sind ein gemeinnütziger Verein – es ist nicht mein Ziel, ein Vermögen anzuhäufen. Sondern mein Ziel wird immer nur sein, den Verein für die Bevölkerung zu erhalten.“
Helmut Weigerstorfer