Raimundsreut. Auf den ersten Blick wirkt Raimundsreut (Gmd. Hohenau) wie viele andere kleine Ortschaften im Bayerischen Wald – ein typisches Straßendorf mit einer kleinen Kapelle und einigen Höfen. In einem dieser Anwesen jedoch wurde ein Kapitel der deutschen Kunstgeschichte geschrieben. Die Raimundsreuter Hinterglasmalerei des 18. und 19. Jahrhunderts ist bis über die Grenzen des Freistaates Bayern hinaus bekannt. Selbst renommierte Künstler von Welt wie Wassily Kandinsky und Franz Marc erwähnten das kleine Waidler-Dorf in ihrem Almanach Der Blaue Reiter. Das Onlinemagazin da Hog’n besuchte das Hinterglasmalerei-Museum in Neuraimundsreut – und ließ sich die Geschichte der Bilder von Josefine Nußhardt, Vorsitzende der Freunde der Raimundsreuter Hinterglasmalerei, erklären.
Eng verbunden mit der Hinterglasmalerei ist der Name Tobias Peterhansl. Zwar haben schon vor ihm seine Verwandten Georg Neumayer, Simon Hilgart und dessen Sohn Johann Kaspar gemalt. Doch Peterhansl, ein gebürtiger Schönbrunner, gilt als Begründer der Raimundsreuter Hinterglasmalerei. Anfangs im Wahlfahrtsort Kreuzberg als Andenken verkauft, machten die Bilder später ihren Weg durch den gesamten süddeutschen Raum samt angrenzender Nachbarländer – Kraxenträger waren damals Boten der waidlerischen Kunst, wie Josefine Nußhardt erklärt: „Von 1737 an wurden insgesamt rund 800.000 Bilder gemalt – zwischen 1820 und 1840 bis zu 40.000 jährlich.“ Das Material für die Kunstwerke kam aus der nahegelegenen Glashütte in Schönbrunn am Lusen – in Raimundsreut selbst wurde fast rund um die Uhr an den Bildern gerarbeitet.
Mit der Erfindung der Fotografie endete 1875 die Kunst-Ära
Über vier Generationen hinweg war die Familie von Tobias Peterhansl künsterlisch aktiv. Nicht nur Hinterglasbilder, sondern auch Farb-, Ruß-, Goldschliff-, Kartusch- und Spiegelbilder verließen das Gebiet um den Bayerwaldberg Lusen. Erst mit der Erfindung der Fotografie und des Farbdruckes sowie der Schließung der Glashütte in Schönbrunn am Lusen endete die Raimundsreuter Kunst-Ära im Jahre 1875. „Viele Bilder sind dann mit Steinschleudern zerstört worden – man hat sie einfach nicht geachtet“, erzählt Josefine Nußhardt.
Seit 2003 gibt es ein Hinterglasmalerei-Museum in Neuraimundsreut
Erst die Künstler Wassily Kandinsky und Franz Marc ließen 1912 mit ihrem Almanach „Der Blaue Reiter“, in dem auch fünf Raimundsreuter Bilder aufgelistet sind, die Begeisterung für die Werke aus dem Bayerischen Wald wieder aufleben. „Sie waren von der besonderen Malweise begeistert – vor allem die vielen schneckenähnlichen Gestalten sind typisch für die Raimundsreuter Werke“, weiß die 73-Jährige zu berichten. Sie ist 1. Vorsitzende des Vereins „Freunde der Raimundsreuter Hinterglasmalerei, der 1998 gegründet wurde. Fünf Jahre später ist dann in ihrem Haus in Neuraimundsreut ein kleines Museum mit 75 Originalen eröffnet worden, das jeden Montag von 13 bis 17 Uhr geöffnet hat. Dort wird die Raimundsreuter Vergangenheit zur Gegenwart …
Helmut Weigerstorfer
Fotos: Georg Knaus
Hallo Helmut,
es freut mich, dass ihr jetzt auch das kleine aber feine Museum entdeckt habt. Ich denke, dieses Engagement der Freunde und Förderer um Frau Nußhardt hat eine Anerkennung verdient.
Gruß
Jens Schörnich
Servus Jens,
vielen Dank für das Lob.
Grüße
Helmut
Immer wieder schön etwas von meinen Wurzeln zu lesen, danke Frau Nußhardt für Ihre tolle Arbeit, vieleicht sehen wir uns ja mal wieder.
Ich war sehr beeindruckt was Sie in diesem kleinenem aber feinen Museum zusammen getragen haben.
Bis bald
Daniel Peterhansl