Passau/Freyung. Vor zwei Jahren hatten drei Passauer Studenten eine visionäre Idee: In ihrer damaligen 8er-WG diskutierten sie gerade über den kontroversen Artikel „Fremdkörperkulturen„, der provozierend den Zusammenprall zweier unterschiedlicher Millieus in Passau beschreibt. Auf der einen Seite die hochnäsigen Studenten, von denen zwei Drittel nicht aus der Region stammen. Auf der anderen Seite die Einheimischen, die sich über ebendiese aufregen. Von da an war den Dreien klar, dass für sie das immer gleiche Uni-Essen, das gleiche Uni-Kino und die gleichen Uni-Menschen auf Dauer zu einseitig sind – sie wollten vielmehr die Kultur ihrer neuen Heimat erleben. Der Gedanke: Ein Konzert – mit Bands aus dem Uni-Umfeld sowie aus der Dreiflüssestadt.
Ein Netzwerk- und Plattformprojekt – von Musikern für Musiker
Da die heimischen Passauer Musikgruppen und die Uni-Bands größtenteils voneinander losgelöst ihre Musik verfolgten und aneinander vorbeilebten, hatten die Gründer sich zum Ziel gesetzt, diese beide Welten zu verbinden. Ein paar Monate später, im Januar 2012, fand das erste Music Theatre im ProLi statt. Insgesamt neun Bands (darunter: GrooveGeparden, Beatbox Joker, Aldrin’s Mondbar oder Karin Rabhansl) rockten damals die ausverkaufte Hütte. Mittlerweile hat sich das Music Theatre zu einem flexiblen Netzwerk- und Plattform-Projekt von Musikern für Musiker weiterentwickelt – und auch über die Grenzen Passaus hinaus hat sich die Idee rumgesprochen. Neben einem weiteren Music Theatre in Straubing findet am 30. November in der Freyheit in Freyung der erste „Music Theatre-Band Bash“ statt: „Aldrin’s Mond Bar“ und die Local Heroes von Searching For a Reply werden dann auf der Bühne stehen. Die Freyunger Kombo um Drummer Markus Maier (22), Posaunist und Bass-Ukulelen-Spieler David Peterhansl (21), Keyboarderin Barbara Seidl (16) sowie Sänger und Gitarrist Patrick Fuchs (20) präsentieren eigene Songs, Rock-Klassiker und aktuelle Hits.
Im Gespräch mit Jason Ditshej erzählen die Bash-Initiatoren Matthias Bünger sowie Patrick Fuchs von „Searching For a Reply“ wie sie auf die Idee gekommen sind, das Music Theatre auch überregional zu etablieren, wie viel Major Tom in Aldrin’s Mond Bar steckt und welche Bedeutung die Bass-Ukulele in der Rockmusik hat.
„Das Music Theatre hat die Musikszene in Passau gestärkt“
Matthias: Mit dem Musikförderverein und der Tabakfabrik gibt es in Passau seit Jahren jemanden, der einheimische Bands fördert. War dem Music Theatre die Passauer Musikszene trotzdem zu einseitig?
Matthias: Ein klares Nein, denn der Musikförderverein oder auch das Studentenwerk leisten gute und wichtige Arbeit. Diese stellen den Bands Probenräume zur Verfügung und organisieren größere Events und Konzerte. Darüber hinaus gibt es trotzdem gerade für junge Bands die Notwendigkeit, sich selber mit anderen Musikern direkt zu verzahnen, auszutauschen und eigene Erfahrungen in der Konzertorganisation zu sammeln. Der Gedanke des Music Theatres ergänzt also die Ideen und die Arbeit von Fördervereinen. Dadurch wurde die Musikszene in Passau noch weiter gestärkt.Habt Ihr Euer ehrgeiziges Projekt alleine finanziert?
Matthias: Ein ganz essenzieller Partner war und ist die Familie Vesper. Sebastian Vesper stellte uns als Partner ohne kommerzielle Hintergedanken das ProLi kostenfrei zur Verfügung. Außerdem kümmerte er sich um das Personal abseits der Bühne. Die Einnahmen gingen nach Abzug aller Unkosten an die Bands – trotz des niedrigen Eintrittspreises konnten wir so allen Künstlern eine Gage bezahlen. Eine Passauer Bank hat zudem schnell und unkompliziert die Printkosten von Flyern, Plakaten und Eintrittskarten gesponsert.
Am 30. November findet der erste Band Bash in Freyung statt
Die Resonanz beim ersten Music Theatre war überwältigend…
Matthias: Ja, mit mehr als 650 Besuchern war’s restlos ausverkauft. Auch das zweite Event in Passau war ein vergleichbarer Erfolg. Momentan ist eine weitere Veranstaltung im ProLi aber ungewiss, da es durch das Hochwasser komplett zerstört wurde, der Wiederaufbau ist noch unklar. Dennoch ist das Netzwerk soweit gefestigt, dass wir diesen Sommer bei Aktionen wie dem Wasteland auf dem Pfingst-Openair oder einer Stage auf dem Benefizfest Passau mitwirken konnten.
Aldrin’s Mond Bar mit ihrem Musikvideo „Narkosefabrik“:
Am 30. November findet der erste Band Bash in Freyung statt. Wie kam es zu dieser überregionalen Öffnung?
Patrick: Im Landkreis Freyung-Grafenau gibt es viele gute Musiker – manche sind schon bekannter, andere noch nicht. Viele Bands müssen trotzdem weit fahren, um überhaupt Auftrittsmöglichkeiten zu bekommen. Das wollen wir ändern. Mit dem „Music Theatre – Band Bash“ soll es jetzt auch eine Plattform im Woid geben – dabei sollen die Musiker selber was auf die Beine stellen und sich untereinander vernetzen.
„In Aldrin’s Mond Bar läuft bluesiger und jazziger Space Rock“
Matthias, Du begleitest die Band Aldrin’s Mond Bar ja schon seit dem ersten Music Theatre. Am 30. November düsen die Jungs mit ihren auffälligen Kosmonautenanzügen nun ebenfalls ins All. Erwartet uns da eine galaktische „Major Tom–Space Night„?
Matthias: Mit Peter Schilling und Major Tom identifizieren sie sich eigentlich gar nicht. Es ist vielmehr die Vorstellung von Buzz Aldrin (Anm. der Redaktion: Buzz Aldrin betrat nach Neil Armstrong als zweiter Mensch den Mond), der einsam am Tresen in seiner Bar auf dem Mond sitzt. Die Leere des Raums und der Blues, der dabei mitschwingt, waren Inspiration für den Bandnamen und die Mondanzüge. In Aldrin’s Mond Bar läuft von Blues, Jazz und Folk beeinflusster Space Rock.
Patrick: „Searching For A Reply“ klingt auch irgendwie astronomisch oder philosophisch. Wie seid Ihr auf die Idee für Euren Bandnamen gekommen?
Patrick: Der Bandname ist immer eine schwierige Sache. Letztendlich sind wir eine Band, die daran interessiert ist, Leute mit unserer Musik zu einer Reaktion zu bewegen. Wir suchen deshalb förmlich nach Antworten auf unsere Show. Wir leben als Band davon, weil unsere Energie, Kreativität und Leidenschaft dadurch genährt wird.
Wie und wann habt Ihr Eure Band gegründet?
Patrick: Wir sind im Sommer 2012 zusammengekommen. Ursprünglich hatten wir alle gleichzeitig die Idee etwas Musikalisches auf die Beine zu stellen. Da im Landkreis fast jeder jeden kennt, war es nicht schwer, sich zu finden. David und Patrick sind schon jahrelang befreundet. Markus und David kannten sich schon lange Zeit durch die Stadtkapelle Freyung. Barbara suchte selbst nach einer Band und so schloss sich der Kreis.
„Um unseren Sound zu verstehen, muss man uns einfach hören“
Eure Bandbesetzung ist in zweierlei Hinsicht etwas ungewöhnlich. Erstens: Eine Frau und drei Männer – kann das gut gehen?
Patrick: Wir kommen zum Glück gut miteinander aus. Die Musik verbindet uns und wir wollen alle Teil von etwas sein, das wir miteinander schaffen. Uns macht es Spaß, zusammen von Auftritt zu Auftritt zu ziehen. Wir sind alle auf einer Wellenlänge.
… zweitens: Ein Posaunist, der auch noch Bass-Ukulele spielt. Das ist doch schon etwas ungewöhnlich …
Patrick: Ohne Zweifel ist unser Sound alles andere als alltäglich. Durch die Posaune bekommen unsere Songs eine eigene, persönlich Note. Generell kreieren wir mit unseren Instrumenten einen speziellen Klang, den man eigentlich in kein Genre einordnen kann. Mitreißend, im Gedächtnis bleibend und rockig. Um unseren Sound wirklich zu verstehen, muss man uns einfach mal zuhören. Dann erklärt sich alles von alleine. Der Band Bash bietet eine gute Möglichkeit dafür …
Matthias und Patrick, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg beim Band Bash!
Interview: Jason Ditshej