Kapfham/Schönberg. Und plötzlich musste alles sehr schnell gehen. Neun wackere Damen aus Kapfham (Gmd. Hohenau) und Umgebung hatten ihr „Opfer“ lange beobachtet, alle Eventualitäten ausgelotet und schließlich eiskalt zugeschlagen – die umtriebige Konkurrenz und auch die tapferen Wächter blieben dabei chancenlos: Nach Eppenberg, das im vergangenen Jahr seinen Maibaum auslösen musste, hat es in diesem Jahr die Ortschaft Schönberg erwischt. Die sogenannten Maibaumelstern um die Kapfhamer Dorfwirtin und „Schwarm-Führerin“ Michi Riedl haben den Prestigebaum der Marktgemeinde gestohlen – und hoffen nun auf eine ordentliche Entschädigung in Form von ein paar Maß Bier und einer g’schmeidigen Brotzeit. Aber der Reihe nach …
Das haben sie sich auch verdient. Ausgerüstet mit einem PS-starken Bulldog und ordentlich Irxenschmoiz haben sich die Kapfhamerinnen in der Nacht zum Sonntag, 21. April, nach Schönberg aufgemacht, um sich dort den Maibaum der Gemeinde unter den Nagel zu reißen. Kein einfaches Unterfangen, denn: Zum einen gilt das Prachtgewächs in „Maibaumstehler-Kreisen“ aufgrund der zu verlangenden Höhe der Auslöse als sehr begehrt. Zum anderen ist der Baum mit gut 20 Metern Länge ein recht beachtlicher „Waschl“ – und somit für jeden, der sich im Zeichen des Brauchtums auf Diebestour begibt, ein echtes Prestige-Objekt.
Schönberger Baum gilt in „Stehler-Kreisen“ als Prestige-Objekt
Dennoch haben es Michi Riedl (31), Nadine Fuchs (35), Petra Hackl (39), Julia Kern (23), Silke Still (40), Heike Dankesreiter (41), Gunda Nätscher (51), Cornelia (50) und Verena Piller (20) sowie die „Aushilfselstern“ Kathrin Eberl (30), Nadja Kubitschek (30) und Steffi Riedl (20) geschafft: Die nach eigenen Aussagen einzigen Damen in der Region haben zum zweiten Mal einen Maibaum gestohlen – und stehen somit ihren männlichen Mitstreitern im Kampf um das traditionsreiche Rundholz in nichts nach.
Da ist er wieder – am Montagabend haben die Maibaumelstern das „Diebesgut“ zurückgebracht:
Genau das war auch der Grund dafür, warum sich die elf Freundinnen dazu entschlossen haben, ins „Maibaum-Geschäft“ einzusteigen. „Immer dürfen die Buben die schönen Sachen machen – wir nicht“, sagt Nadine Fuchs und lacht. „Wir wollten die Emanzipation auch beim Maibaumstehlen vorantreiben.“
Aus der anfänglichen Spinnerei ist mittlerweile ein festes Ritual geworden – und auch eine zeitaufwändige Aufgabe: Der Maibaum muss neun Tage rund um die Uhr bewacht und vor weiteren umherziehenden Diebestrupps geschützt werden. „Wir haben da so unsere Hilfsmittel“, sagt Silke Still und erzählt von Bewegungsmeldern und Kameras. Dennoch bleibt auch eine Bewachung des Gehölzes durch die Maibaumelstern, wie sich die lustige Runde selbst bezeichnet, nicht aus – und das geht auch schon mal an die Substanz. „Der Schlafmangel setzt uns auf jeden Fall zu“, gesteht Nadine Fuchs.
Dennoch sind die Frauen stolz auf ihre Leistung – vor allem, weil sie weitestgehend ohne männlich Hilfe geschieht. „Weitestgehend“ deshalb, weil sie ganz ohne die Buam dann doch nicht auskommen. Eine Handvoll „Aushilfsraben“ haben den Elstern beim Verladen des Maibaumes geholfen. „Wir haben aber darauf geachtet, dass es optisch ansprechende Raben sind“, berichtet Silke Still mit einem Augenzwinkern.
„Frühstück mit dem Bürgermeister, Getränke und eine Brotzeit“
Alle Mühen und Strapazen sind aber spätestens dann wieder vergessen, wenn die Maibaumelstern den Baum wieder nach Schönberg zurückgebracht haben – und ihre verdiente Auslöse kassieren.
„Wir bekommen ein Frühstück mit dem Bürgermeister sowie Getränke und eine Brotzeit – das ist ein Traum“, freut sich Michi Riedl. Ein Traum geht dann auch für den ein oder anderen Schönberger in Erfüllung, wenn die attraktiven Mädls das „Diebesgut“ zurückbringen – zumal der Maibaum dann neben bunten Luftballons auch mit „heißer“ Wäsche – mit diversen Unterhöschen und Büstenhaltern – geschmückt ist.
Auch im nächsten Jahr, das haben sich die Frauen geschworen, werden sie erneut zuschlagen. Frei nach dem Elstern-Motto: „Power.Drama.Sexy“ – und dann ist der Maibaum wieder weg.
Fortsetzung folgt also …
Helmut Weigerstorfer
:-)