Parkstetten/Straubing. Er sagt, was er sich denkt, sagt er. Und er sagt, was sich lange schon keiner mehr öffentlich sagen traut, sagt er. Der Parkstettener Thomas Mayer alias „Vogelmayer“ ist noch ein relativ unbeschriebenes Blatt in der (nieder)bayerischen Liedermacher-Szene. Der 30-Jährige aus dem Gäuboden bezeichnet sich selbst als politischer Lieder-Kabarettist, der erst vor zwei Jahren so richtig das Licht der Bühnenwelt erblickt hat. „Bayerisch“ plus „wuid“ mal die Wurzel aus dem Quotienten der Produkte „narrisch“ und „derb“ sowie „politisch“ und „kritisch“, plus seine Gitarre ergeben die Vogelmayer’sche Formel. Ein Interview mit einem selbstbewussten, kritschen und reflektierten Liedermacher, der große Ziele hat und mit seinem Schaffen gerne die Welt verbessern möchte. Urgestein Hans Söllner steht er sekeptisch gegenüber und betrachtet den bayerischen Rebellen eher als Sonderlling, „der zwar auch gerne aneckt, sich aber in der Norm befindet“. Vogelmayer, oans, zwoa, drei -etz geht’s auf …
Voglwuida Vogelmayer: „Ich bin ein Künstler, der extrem polarisiert“
Thomas: Wie bist Du auf Deinen Künstlernamen „Vogelmayer“ gekommen? Welche Geschichte steckt dahinter?
Diese Frage höre ich oft, ganz klar, weil ich ja gar nicht so heiße. Der Name Vogelmayer kommt einerseits davon, dass ich als Jugendlicher eine Frisur hatte, die oben rum ganz wild und buschig war – und unten rum abrasiert. Da haben meine Freunde den Namen Vogel-Nest-Mayer geprägt. Zum anderen ist es ein Name, der sehr eingängig ist, den sich die Leute leicht merken können. Ein Künstlername, der ganz ohne Arroganz rüberkommt. Außerdem betrachte ich mich als vogelfreien, voglwuiden Sänger, der sagt, was er sich denkt – egal ob das jemand hören will oder nicht.
Offen gestanden: Von Dir haben wir noch nicht recht viel gehört. Woran liegt’s?
Nun ja: Entweder man kennt mich oder man kennt mich eben nicht. Aber wer mich einmal erlebt hat, live auf der Bühne, der vergisst mich nicht – egal ob es ihm gefallen hat, oder ob er vor lauter Graus davongelaufen ist. Ich habe bisher noch nie gehört, dass jemand gesagt hat: „Der Vogelmayer, das was der macht, das passt schon so einigermaßen“, oder: „Das ist nicht schlecht“ oder „Das geht so“. Entweder heißt es: „Der Vogelmayer, der ist ja nicht ganz dicht! Ein solcher Scheiß!“ Oder es heißt: „Da Vogelmayer ist der Wahnsinn, der ist voll super“ – letzteres kommt zum Glück häufiger vor … Ich bin eben ein Künstler, der extrem polarisiert. Dass Ihr noch nicht von mir gehört habt, kann daran liegen, dass ich erst seit zwei Jahren so richtig im bayerischen Raum präsent bin. Davor hab ich immer wieder mal Pausen gehabt, nur mit kleineren Autritten in meiner Heimat, dem Gäuboden.
„Ich sage, was sich schon lange niemand mehr sagen traut“
Seit zehn Jahren stehst Du jetzt auf der Bühne, singst boarische Lieder mit boarischen Texten. Von was handeln Deine Lieder? Was und wen möchtest Du mit Deiner Musik erreichen?
Zehn Jahre, richtig: Mit meinen Texten, meiner Gitarre und einer klaren Botschaft: Ich sage das, was sich schon lange niemand mehr sagen traut in der Öffentlichkeit. Mir geht es um eine Botschaft, die ich den Zuhöreren näher bringen will. Damit meine ich Missstände und mangelnde Chancengleichheit unter den Menschen, aber auch Krieg, Hunger und Not, verbreitet in vielen Teilen der Welt. Und genau deswegen, weil das alles viel zu oft unter den Tisch gekehrt wird, trete ich auf – und hau da voi nei‘!
In meinem Kabarett-Programm unterhalte ich meine Gäste zwischen den Liedern mit kleinen Anekdoten, humorvollen Erzählungen und einer Bühnenshow, die das Publikum mit einbezieht. Ich lege viel Wert darauf, dass meine Zuhörer einen unterhaltsamen, bayerisch-narrischen und vogelwilden Vogelmayer-Auftritt erleben – bei dem sie aber auch etwas mit nach Hause nehmen. Und zwar, dass sich der eine oder andere doch ein wenig mehr mit dem politischen oder gesellschaftlichen Leben auseinandersetzt, dass man wieder anfängt, Sachen zu hinterfragen und nicht nur alles stillschweigend so hinnimmt, wie es ist. Es ist ja unsere Welt – und nicht die von internationalen Banken, Konzernen und Politikern.