„Ich bin der Überzeugung, dass meine Meinung die richtige ist“
Dir geht’s also weniger darum, die Leute zum Lachen zu bringen, sondern zum Nachdenken?
Naja, lachen müssen sie schon – sonst kann man sie nicht erreichen und für sich gewinnen. Die Mischung aus Unterhaltung und seriösem Inhalt, das ist das Geheimnis des Vogelmayer-Erfolgs. Und ganz wichtig ist, dass die Zuhörer persönlich was von der Vogelmayer-Botschaft auf ihr eigenes Leben übertragen und sie mit in ihren Alltag nehmen können. Um so die Welt ein klein wenig besser zu machen. Wenn mir das als Künstler gelingt, dann bin ich meinem Ziel schon etwas näher: Die Welt ein wenig zu verbessern, oder es zumindest ohne Unterlass zu versuchen.
Warum boarisch und nicht hochdeutsch?
Kurz und bündig: Die Sprache meines Herzens – nur so ist es authentisch.
Du bezeichnest Dich als bayerischer Liedermacher, „der nicht nur engstirnig seit 30 Jahren gleich daherschimpft wie etwa ein Hans Söllner„. Als jemand, „der echte Inhalte und eine klar strukturierte Meinung zu den Problemen dieser Welt hat“. Klingt ja alles sehr selbstbewusst, aber: Was genau unterscheidet Dich vom Hans? Worin und warum genau ist Deine Meinung strukturierter als die seine?
Jetzt wird es ganz schwierig … Erstens: Ich will den Herrn Söllner nicht angreifen oder sein Lebenswerk in Frage stellen. Zweitens: Ich achte die Lebensweise des Herrn Söllner – da jeder das tun soll, was er will. Ausnahme: Man sollte nicht öffentlich erzählen, dass Marihuana-Konsum in irgendeiner Form positiv sei – es tut mir leid, dies grenzt an Wahnsinn! Marihuana-Rauchen funktioniert bei manchen sicher über lange Zeit ohne Probleme – bei den meisten eben aber nicht, da es zu oft als Droge missbraucht wird … Aber von Liedermacher zu Liedermacher: Ich habe natürlich eine Meinung zur Welt, zu der Gesellschaft, zur Menschheit im Allgemeinen – und bin der Überzeugung, dass meine Meinung die richtige ist. Dieses Charaktermerkmal muss ein öffentlich auftretender Künstler, der Gesellschafts- und Sozialkritik übt, natürlich haben. Und somit halte ich meine Meinung für die richtige.
„Herr Söllner wirkt für mich wie ein angepasster Sonderling“
Was mir am Verhalten des Herrn Söllner nicht gefällt, ist, dass er seine Stimme als Rebell und Prophet unserer Zeit nicht in dem Maße nutzt, wie es sein selbst auferlegtes Image eigentlich fordert. Er muss über seinen Schatten springen. Nicht nur schimpfen und seine immerwährende Enttäuschung vom Leben kundtun, sondern für das Wohl der Menschen und deren Zukunft eintreten. Herr Söllner propagiert gerne, dass er dies tut – er macht es aber nicht. Er sieht sich als Opfer der Gesellschaft und der Politik. Er wirkt gerne im Licht eines unumschränkten Outlaws, aber ich frage mich: Zahlt Herr Söllner keine Steuern? Und lebt er nicht eben auch in diesem Staat, den er so gnadenlos verteufelt. Daher wirkt der bayerische Rebell für mich nicht wie ein politisch inkorrekter Hofnarr. Eher wie ein angepasster Sonderling unter den bayerisch-sprachigen Sängern, vergleichbar mit der Sonderstellung eines Herrn Geißlers in der CDU, der auch gerne aneckt, aber sich in der Norm befindet. Daraus macht Herr Geißler aber im Gegensatz zu Herrn Söllner keinen Hehl.
Ich kann nur sagen: Da, wo Herr Söllner nur schimpft, versuche ich als Künstler dem Zuhörer Lösungsansätze zu vermitteln – auch wenn das nicht immer ganz leicht ist. Ich glaube noch an die Menschen und daran, dass Dinge sich ändern können. Das ist vielleicht naiv – aber vorwärts ist die einzige Richtung für den Einzelnen – und die ganze Menschheit.
Ist Hans Söllner trotzdem irgendwo ein Vorbild für Dich? Oder sagst Du: „Er ist ein Auslaufmodell!“
Natürlich hat er mich auch beeinflusst. Aber nicht mehr als Künstler wie Fredl Fesl, Konstantin Wecker, Hannes Wader, Reinhard Mey, oder die Jungs von STS. Sie haben mein Denken als heranwachsender Mensch in eine gewisse Richtung gefördert und dazu beigetragen, dass ich beschlossen habe, das Wort öffentlich ergreifen zu müssen – für die, die keine Stimme in unserer Gesellschaft bzw. in unserer Welt haben. Zum Auslaufmodell enthalte ich mich – ich weiß nicht, wie sich Herr Söllner noch entwickelt. Aber: Der kritisch, mündige Bürger ist mit Sicherheit kein Auslaufmodell.