Freyung. „Die Signale stehen mittlerweile sehr gut, dass sich der Freistaat Bayern für einige seiner vergessenen Bahnstrecken doch noch engagiert“, freut sich Hermann Schoyerer vom Förderverein Ilztalbahn e.V im Gespräch mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“. Ein aus seiner Sicht weiterer Schritt in die richtige Richtung wurde am vergangenen Montag gemacht: Da stimmte nämlich der Kreisausschuss des Landkreises Freyung-Grafenau dafür, den Freistaat dazu aufzufordern, einen dreijährigen Probebetrieb für einen regulären Schienen-Personennahverkehr zwischen Passau und Freyung einzurichten. Große Zufriedenheit? Nicht ganz! Kreisrat Heinrich Lenz, Kreisvorsitzender des Bayerischen Gemeindetags und Bürgermeistersprecher im Landkreis FRG, kritisierte diesen Vorgang – und stimmte als einziger dagegen.
„… unverantwortlich und ruinös für den Kreishaushalt“
„Die Kommunalpolitik in Freyung-Grafenau beschränkt sich nicht nur auf die Ilztalbahn und deren Betrieb“, teilt der Hinterschmidinger Bürgermeister mit Nachdruck mit. Gleichzeitig betont er allerdings, dass er nicht gegen den geplanten Regelbetrieb gestimmt habe – sondern gegen die weitere finanzielle Belastung des Landkreises durch den geplanten Zubringerverkehr. „Wir leisten bereits 60.000 Euro pro Jahr für den grenzüberschreitenden Verkehr der Ilztalbahn durch Busse – und sollen jetzt zusätzlich ohne Rücksichtnahme auf bestehende und funktionierende Linien sowie ohne Abschätzung der zusätzlichen Kosten weitere ÖPNV-Mittel zur Verfügung stellen“, sagt der 64-Jährige. Hinsichtlich der Kreis-Investitionen in Sachen Krankenhaus und Berufsschule Waldkirchen sowie Technologie-Campus Grafenau wäre das „unverantwortlich und ruinös für den Kreishaushalt und die 25 Gemeinden“, so Lenz. Zumal die ÖPNV-Förderung eine freiwillige Aufgabe des Landkreises sei, die im Rahmen der finanziellen Leistungsfähigkeit erfolgen solle.
Hermann Schoyerer kann die Bedenken von Heinrich Lenz, den er als „bekannt vorsichtigen Lokalpolitiker“ bezeichnet, durchaus verstehen. Der 58-jährige Freyunger hält jedoch gleichzeitig dagegen und meint: „Neben dem vorauseilenden Neinsagen soll man auch abwägen, dass die etwa 150.000 Fahrgäste zwischen Freyung und Passau in den vergangenen Jahren viel Geld ausgegeben und sich in unserer Region wohl gefühlt haben. Sie haben schöne Erinnerung mitgenommen und auch damit einen Mehrwert für unsere Region geschaffen.“ Angesichts ähnlicher Projekte, die ebenfalls finanzielle Früchte tragen, sagt Schoyerer: „Ökologisch sinnvolles Reisen hat durchaus auch ökonomische Vorteile.“
Im Dezember 2015 könnte der dreijährige Probebetrieb starten
Trotz der Gegenstimme von Heinrich Lenz ist klar: Der Landkreis Freyung-Grafenau wird nach dem positiven Ergebnis im Kreisausschuss weiter forcieren, dass der Regelverkehr zwischen der Kreisstadt und Passau wieder eingeführt wird. Alle Anforderungen für einen Probebetrieb sind nun erfüllt: Die Eisenbahninfrastruktur ist betriebsfähig, das Fahrgastaufkommen liegt bei weniger als 1.000 Gästen pro Tag und der Trassenpreis liege nicht höher als der der Deutschen Bahn. Nun sei also die bayerische Staatsregierung gefragt. Hermann Schoyerer: „Noch ist kein verbindlicher Beschluss der Regierung gefasst.“ Er hofft, dass zum Verbund der Befürworter eines Probebetriebes nach den Landkreisen Passau und Freyung-Grafenau auch noch die Städte Waldkirchen, Freyung und Passau hinzukommen. „Dann kommt im Frühjahr eventuell die Einstellung in den Nachtragshaushalt 2014 im bayerischen Landtag.“ Frühestens im Dezember 2015 könnte der dreijährige Probebetrieb somit starten …
Und der Traum von Hermann Schoyerer uns seinen Kollegen vom Förderverein Ilztalbahn e.V. würde wieder ein Stückchen mehr Realität werden. „Hätte vor neun Jahren jemand gesagt, dass eine ehrenamtlich arbeitende Reaktivierungsinitiative mit modernen Zügen eine der schönsten Bahnstrecken Deutschlands wieder mit Personenverkehr im Regelbetrieb betreiben wird, wäre er bestenfalls belächelt worden.“ Noch ist es jedoch ein harter, steiniger Weg, bis die ITB’ler ihr Vorhaben in die Realität umgesetzt haben. Doch eine weitere Weiche ist gestellt …
Helmut Weigerstorfer