Winkelbrunn. Nico sitzt hochkonzentriert an seinem Arbeitsplatz, sein Blick bleibt auf dem Bildschirm haften. Was um ihn herum geschieht, nimmt er kaum wahr. Denn er ist gerade dabei, eine 3-D-Zeichnung eines Wohnhauses anzufertigen. Die Vorlagen dazu, einige Grundrisszeichnungen, liegen neben ihm. Er arbeitet größtenteils eigenständig – Geschäftsführer Markus Büttner sitzt gelegentlich bei ihm und leitet Nico nur dann an, wenn er mal nicht weiter weiß. Insgesamt fünf Tage darf der 14-Jährige bei der Winkelbrunner Baufirma Pauli in den Beruf des Bauzeichners schnuppern. Hog’n-Mitarbeiterin Vera Neumann hat ihn dort besucht – und durfte ihm über die Schultern schauen.
Markus Büttner hatte dem schwer kranken Achtklässler der Mittelschule Hohenau gemeinsam mit Zukunftscoach Verena Reischl-Sigl dieses einwöchige Praktikum ermöglicht. „Das hat einen einzigen Anruf gekostet, mehr nicht“, sagt Verena Reischl-Sigl, die ebenfalls bei der Firma Pauli Bau GmbH in Winkelbrunn vorbeigekommen ist, um zu sehen, was Nico dort lernt. „Er hat sich von Anfang an zurecht gefunden“, sagt Chef Markus Büttner. „Die größte Hürde war eingangs wirklich nur die Treppe, die man auf dem Weg ins Büro nehmen muss“, ergänzt Verena Reischl-Sigl. Doch auch diese Schwierigkeit meistert der schwer kranke Junge, der zumeist im Rollstuhl sitzt, immer wieder gerne. Das Praktikum als Bauzeichner macht ihm großen Spaß – und die Arbeit gehe gut voran, so Büttner.
„Super. Richtig super!“ – Das Praktikum lässt Nico sichtlich aufblühen
Er muss aber die Hürden des Alltags nicht alleine nehmen, denn Elke Wittmann weicht ihm nicht von der Seite. Die gebürtige Straubingerin, die den 14-Jährigen seit diesem Schuljahr fast täglich durch sein Leben begleitet, ist dabei weniger eine Betreuerin, mehr eine Freundin – Nicos Vertraute. „Wir haben auch Geheimnisse zusammen“, erzählt sie und schmunzelt. Elke Wittmann ist sichtbar glücklich, denn Nico scheint in diesen Tagen regelrecht aufzublühen.
Arbeitsbeginn ist immer morgens um 8 Uhr. Nico arbeitet dann konzentriert durch bis nachmittags um drei. Eine große Leistung für ihn, der sich in der Schule oft schwer tut, bis mittags durchzuhalten. Auf die Frage, wie es ihm denn so gefalle hier in „seinem“ Büro am Computer, antwortet er – ohne aufzusehen – kurz und knapp: „Super. Richtig super.“ Auch sein Gesundheitszustand habe sich wohl verbessert, meint Elke Wittmann: von körperlicher Erschöpfung sei keine Spur zu erkennen. „Es wäre schön, wenn er von der Lebenslust, die er hier gewinnt, etwas mitnehmen könnte für die Zukunft“, sagt sie. Denn den Quali nächstes Jahr zu schaffen sei das große Ziel. „Wenn ich groß bin, möchte ich genau das machen und als Bauzeichner arbeiten“, habe Nico bereits am Abend des ersten Praktikumstages zu seiner Schulwegbegleiterin gesagt.
Eine Perspektive, für die es sich weiter zu kämpfen lohnt
Auch für Außenstehende ist es eine Freude, Nico bei seinem Praktikum zuzusehen. Er wirkt dabei wie ein ganz normaler, unbeschwerter Junge. Nico Färber scheint endlich eine Perspektive für sich gefunden zu haben, da sind sich Verena Reischl-Sigl und Elke Wittmann einig.
Vera Neumann