Passau. Es ist wohl kein untypischer Werdegang eines Informationstechnikers, den Anton Dollmaier, Geschäftsführer des Startups Aditsystems, durchlaufen hat: In seiner Jugendzeit als „PC-Notfallhilfe“ für Freunde und Verwandte im (Dauer-)Einsatz, entschloss sich der heute 29-jährige Massinger (Lkr. Rottal-Inn) zunächst für ein Lehramtsstudium. Per Zufall kam er schließlich doch noch zu seiner Leidenschaft, der Informatik. Im Interview mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“ berichtet Anton Dollmaier über seinen Weg in die Selbständigkeit, das Entwicklungspotenzial seines Unternehmens und darüber, was Aditsystems von seinen Mitbewerbern in einem zunehmend härter umkämpften Markt unterscheidet.
„Der Wechsel vom Lehramt zur Informatik hat den Weg weiter geebnet“
Anton, wenn Du kurz auf die Anfänge von Aditsystems zurückblickst: Wann wusstest Du, dass Dein Weg in die Selbständigkeit der richtige ist?
Ich hatte eigentlich gar nicht den Gedanken, dauerhaft selbstständig zu sein. Während der Schulzeit war ich in meinem Bekanntenkreis als ‚PC-Notfallhilfe‘ im Einsatz, was natürlich auch versteuert werden musste. Dieser Nebenverdienst ist zwar bis 2005 kontinuierlich weiter gewachsen – das Ganze war aber nichts, was ich wirklich als ‚Du-bringst-es-damit-zu-etwas‘ eingeschätzt habe. Deshalb habe ich mich auch im August 2005 für Lehramt Gymnasium – Fächerkombination Informatik und Mathematik – an der Uni Passau eingeschrieben. Die Wende kam, als mich ein Branchen-Kollege fragte, ob ich bei ihm in der Firma arbeiten möchte – da ist das Zehnerl gefallen. Der Wechsel vom Lehramt zur Informatik hat dann den Weg in die Selbstständigkeit weiter geebnet.
Was steckt hinter der Aditsystems-Idee? Was ist Dein Geschäftskonzept?
Anfangs aus der Not geboren, den Kunden Webspace, also Speicherplatz für die Webseite und die E-Mails anbieten zu können, hat sich das Ganze seit 2007 sehr spezialisiert. Hosting besteht immer noch, wir betreuen allerdings inzwischen vermehrt Serversysteme, die die individuellen Bedürfnisse unserer Kunden abdecken. Dazu gehören beispielsweise Webshops, die besondere Anforderungen bezüglich Verfügbarkeit oder der Rechenleistung stellen, aber auch tatsächlich individuelle Kunden wie SMS-Dienstleister oder Werbeanbieter.
„Ganz ehrlich: Dass es so gut läuft, hätte ich mir nicht erträumt“
Wie hat sich Euer Unternehmen in den vergangenen Jahren entwickelt? Ist alles so verlaufen, wie Du es Dir gewünscht hast?
Um ehrlich zu sein: Dass es so gut läuft, hätte ich mir nicht erträumt. Seit ich den Großteil meiner Zeit in die Firma gesteckt habe, hat zwar das Studium darunter gelitten – das Wachstum bestätigt mich aber. Mein Glück war, die richtigen Leute zur richtigen Zeit getroffen zu haben – ohne diese Kontakte würde vieles ganz anders aussehen.
Mit welchen Problemen hattest Du anfangs zu kämpfen?
Meine Schwächen sind Marketing und Vertrieb – was man leider auch an der optischen Gestaltung unserer Webseite sehen konnte. Dementsprechend hat sich der meiste Zuwachs durch Mund-zu-Mund-Propaganda ergeben. Es nützt halt nichts ein tolles Produkt zu haben – wenn niemand je davon etwas gehört hat. Eine Vertriebsstrategie ohne Produkt nützt aber noch weniger.
„Unsere Serversysteme kommen von der Firma Krenn aus Freyung“
Wie verhält es sich mit der Konkurrenz: Was unterscheidet Aditsystems von den Mitbewerbern?
Unsere Mitbewerber sind breit gefächert und der Markt sehr umkämpft. Die Spannweite geht hier von kleineren ‚Ich-miete-mir-einen-Server-und-warte-ab-Ferien-Webhoster‘ über mittelständische GmbHs rauf zu 1&1 und Strato, den Großen der Branche. Bestehen konnten wir bisher nur durch Kontinuität und tatsächlichen Mehrwert für den Kunden: Statt großer Call-Center antworten am Telefon unsere Mitarbeiter direkt, Antworten auf E-Mails gibt’s innerhalb weniger Stunden. Auch unsere Serversysteme, übrigens von Thomas Krenn aus Freyung, waren zwar nicht unbedingt günstig – dafür haben wir bessere Seitenladezeiten und zuverlässigere Hardware als mancher Konkurrent.
Wie bist Du auf InnoRivers gekommen?
Eigentlich nur zufällig: Im Februar 2013 hat im Café Aquarium in Passau das ‚Start-Up-Breakfast Passau‘ stattgefunden, bei dem Stephanie Fichtl von InnoRivers auch mit dabei war und das Projekt vorgestellt hat. Weil ich die Jahre zuvor im Home Office gearbeitet und mich sowieso schon nach Büroflächen umgeschaut habe, habe ich mich gleich um Büroflächen beworben.
„Das Geschäftsmodell wird sich ändern – die IT ist schnelllebig“
Wie profitiert Ihr von InnoRivers?
… abgesehen von harten Faktoren wie einer tollen Bürofläche zum günstigen Preis vor allem vom ‚Zwischenmenschlichen‘: Durch die tagtäglichen Kontakte auf dem Flur ergeben sich auch geschäftliche Verknüpfungen zwischen Mietern und Netzwerkern, die künftig auch weiter ausgebaut werden können.
Wo steht Aditsystems in zehn Jahren? Welche Ziele gibt es noch zu verwirklichen?
Solche Planungen existieren noch nicht – immerhin habe ich erst im September 2013 mein Studium abgeschlossen. Natürlich muss die Firma weiter wachsen. Aktuell bin ich die einzige Vollzeit-Kraft – was sich besonders auf meinen Urlaub und meine Freizeit negativ auswirkt. Eine Expansion erfordert aber doch einiges an Ressourcen sowie Vorplanungen – und daher etwas mehr Zeit als mir lieb ist. Das Geschäftsmodell wird sich ändern – die IT ist sehr schnelllebig. Für mich gilt es daher, die Augen offen zu halten und zu schauen, was sich an neuen Möglichkeiten auftut. Das kann sich einerseits durch die allgemeine Marktdynamik ergeben, andererseits kann man unter Umständen aus einer einzelnen Kundenanfrage ein komplettes Produkt entwickeln. Eins ist jedoch sicher: Im Team macht’s mehr Spaß.
„Als Standort für unsere Serversysteme fällt Niederbayern leider raus“
Was glaubst Du: Ist die Region Niederbayern fit für den Wettbewerb in Deinem Geschäftssegment?
Das Internet ermöglicht es uns IT’lern, unabhängig vom tatsächlichen Einsatzort zu arbeiten und zu wohnen – solange eine vernünftige Internetverbindung verfügbar ist. Somit ist Niederbayern durchaus im Vorteil gegenüber Regionen wie München oder Frankfurt, weil die weichen Standortfaktoren hier deutlich besser sind: Die Lebenshaltungskosten sind günstiger – und mit dem Bayerischen Wald vor der Tür auch die Naherholung. Als Standort für unsere Serversysteme fällt Niederbayern leider komplett raus – hierfür ist ist die Anbindung an die großen europäischen Netzwerke zu schlecht. Oder das Ganze müsste vollständig selbst realisiert werden. Da nutze ich doch lieber die bereits vorhandenen Kapazitäten der Rechenzentren in München, Frankfurt oder Nürnberg und habe einen Problemfall weniger auf der Tagesordnung.
Anton, vielen Dank für das interessante Gespräch und weiterhin alles Gute.
Interview: Stephan Hörhammer