Passau. Wohnungssuche 2.0: Weil Manuel Koch (26) und Andreas Donig (28) bei ihrer Recherche nach den eigenen vier Wänden mit dem Angebot im Internet alles andere als zufrieden waren, haben die beiden Passauer Informatik-Studenten kurzerhand die Wohnungsbörse „wohnraumkarte.de“ ins Leben gerufen. Auf dieser Plattform werden seit dem 21. Juli Miet- und Kaufimmobilien – vom WG-Zimmer bis hin zum Ferienhaus an der spanischen Mittelmeerküste – auf einer Landkarte dargestellt, wobei die Usability klar im Vordergrund steht – einfach, übersichtlich, genial. Im Interview mit dem Onlinemagazin „da Hog’n“ spricht Mitbegründer Manuel Koch über die Entstehung der Wohnraumkarte und die ehrgeizigen Pläne für die Zukunft. Außerdem hält der Allgäuer einen wertvollen Tipp für alle Neugründer bereit.
„Schnell festgestellt, dass es auf dem Markt nichts Ansprechendes gibt“
Manuel, wie ist es zur Idee „Wohnraumkarte“ gekommen?
Kurz erklärt: Wir haben selbst im Netz nach einer Wohnung gesucht und uns dabei über die Usability vieler Websites geärgert. ‚Da muss es doch eine einfachere Lösung geben‘, haben wir uns gedacht – und einfach mal ein bisschen rumprobiert. So ist dann die Wohnungsbörse ‚Wohnraumkarte‘ entstanden.
Die Einfachheit und Benutzerfreundlichkeit stehen also klar im Vordergrund.
Genau so ist es. Auch in Sachen Design haben wir schnell festgestellt, dass es auf dem Markt nichts Ansprechendes gibt – auch das wollten wir ändern.
Ihr studiert beide an der Uni Passau?
Ja, Andi und ich sind seit 2008 hier in Passau, studieren Informatik und wohnen zusammen in einer WG.
Irgendwann sind wir dann eben auf die Idee gekommen, ein Startup zu gründen.
Ihr seid aber insgesamt zu viert, oder?
Stimmt. Andi und ich sind die Gründer, Bene ist unser Designer und Julian unterstützt uns bei der Programmierung. Wir vier haben uns vor fünf Jahren an der Uni kennengelernt und verbringen auch oft unsere Freizeit zusammen.
Wie wird Euer Angebot bisher angenommen?
Wir bekommen sehr viel positives Feedback – und wurden jetzt sogar zum Media-Award des Hochschulprogramms für Unternehmensgründung eingeladen: Es wär schon cool, nach rund 100 Tagen einen Preis zu gewinnen. Vor allem, weil mit Design und Usability genau die Kriterien im Vordergrund stehen, auf die auch wir großen Wert legen. Die Nachfrage ist nach so kurzer Zeit selbstverständlich noch ein bisschen mau – aber wir werden nach und nach bekannter.
„Wir haben derzeit laufende Betriebskosten von gerade mal 50 Euro“
Arbeitet Ihr Vollzeit an diesem Projekt?
Ja, wir haben derzeit ein Urlaubssemester eingelegt.
Wie wird das Ganze finanziert?
Bisher ist alles eigenfinanziert. Wir haben derzeit laufende Betriebskosten von gerade mal 50 Euro: die Miete für unseren Server. Nun wollen wir unsere Plattform aber auch langsam mal profitabel machen: Aktuell sind wir etwa dabei auf Immobilienmakler zuzugehen, die ihre gewerblichen Immobilien auch bei uns einstellen können – gegen ein Entgelt natürlich. Hier konnten wir auch schon die ersten Kunden an Land ziehen. Zudem sind wir zurzeit auf der Suche nach Verlagshäusern, die mit uns kooperieren wollen – auch regionale Werbepartner können sich bald bei uns auf der Seite wiederfinden …
… das klingt sehr interessant – und auch ausbaufähig.
Richtig. Wir können den Maklern noch viel mehr anbieten: Firmen-Profile, Einbindung auf deren Webseite und so weiter. Da stehen noch mehrere Ideen im Raum, für die man später auch Geld verlangen kann.
Eine Erweiterung steht also demnächst an?
Momentan fehlt uns leider noch das Geld, neues Personal zu bezahlen. Zurzeit machen wir deshalb alles selber, was in diesem Stadium auch noch gut klappt. Trotzdem ist es sehr viel Arbeit – macht aber extrem viel Spaß …
„Nicht lang rumbasteln, sondern einfach mal auf den Markt schmeißen“
Ihr arbeitet auch mit InnoRivers zusammen?
Genau. Sie haben uns nach der Firmengründung angeschrieben. Nach einem ersten Gespräch sind wir dann schnell auf einen Nenner gekommen und sind Teil des Netzwerks geworden.
Wie sieht die Unterstützung seitens InnoRivers konkret aus?
Wir sind ja nicht in den Gebäuden von InnoRivers beheimatet, wir arbeiten in den Räumen unserer WG. Für den Workflow unseres Startups ist das einfach besser. Außerdem haben wir kein Geld für ein eigenes gemietetes Büro. Irgendwie ist es ja auch sehr praktisch: Wir stehen morgens auf, dann geht’s auch gleich los – in Boxershorts (lacht). InnoRivers hilft uns in erster Linie, um nach und nach ein Netzwerk aufzubauen.
Mit welchen Schwierigkeiten habt Ihr denn aktuell zu kämpfen?
Unsere größte Aufgabe ist es, unser Produkt an den Mann zu bringen – und ohne viel Geld ist das schwierig zu bewerkstelligen. Der Großteil muss einfach ins Marketing gesteckt werden. Demnächst planen wir deshalb mehrere Aktionen, die zwar Geld kosten, aber auch viele Leute erreichen – hier steht der langfristige Gewinn im Vordergrund.
Was würdet Ihr allen Neugründern raten?
Ganz wichtig: Nicht jahrelang am Projekt rumbasteln, sondern einfach und möglichst schnell auf den Markt schmeißen – und dann schauen, was passiert. Mithilfe des Kunden-Feedbacks kann man das Projekt dann weiterentwickeln.
Manuel, vielen Dank für das interessante Gespräch und weiterhin viel Erfolg.
Interview: Stephan Hörhammer