Grafenau. Josef Liebl ist Chef der SLE electronic GmbH aus Grafenau. Der gelernte Elektrotechnik-Ingenieur hat 1992 das Unternehmen gegründet und SLE seitdem zu einer international renommierten und mit vielen Preisen ausgezeichneten Firma weiter entwickelt. Ex-Wirtschaftsminister Günter Rexrodt war bei der Werkseröffnung dabei, Staatsministerin Emilia Müller gratulierte im Vorjahr zum zwanzigjährigen Jubiläum und würdigte Liebls Einsatz für die Region. Liebl setzt sich ein – nicht nur als Unternehmer, sondern auch als Botschafter Niederbayerns, Förderer für Schulen und Hochschulen sowie als ambitionierter Golfclub-Präsident. Als Unternehmer begegnet er weltweit hoch angesehenen Persönlichkeiten auf Augenhöhe. Als gebürtiger Grafenauer hat er dabei nie seine Wurzeln vergessen. Das Onlinemagazin „da Hog’n“ nutzte jüngst die Gelegenheit, Josef Liebl in seiner Firma im Gewerbegebiet Reismühle auf ein Gespräch zu treffen.
„Habe allein damit begonnen, meine Ideen zu vermarkten“
Herr Liebl: Sie haben 1992 Ihr eigenes Unternehmen gegründet. Wie haben Sie damals angefangen?
Vor gut 20 Jahren habe ich SLE mit der Idee gegründet Qualitäts-Engineering für Kabelbaum- und Steckkontaktsysteme von Automobilherstellern zu leisten. Ganz am Anfang habe ich noch von zu Hause aus gearbeitet (schmunzelt).
Also im „Home-Office“ sozusagen?
Ganz genau. Ich habe damals ganz allein damit begonnen meine Ideen zu vermarkten. Das war recht riskant, aber ich habe mich stets am Markt und am Kunden orientiert. Mitte der Neunziger habe ich dann diesen Standort hier im Gewerbegebiet Reismühle erworben und ihn dann weiterentwickelt.
„Unser Mittelpunkt wird hier im Woid, in Niederbayern bleiben“
Quality-Engineering für Kabelbäume. Wie kann man sich das vorstellen? Was bedeutet das konkret?
Seit Anfang der Neunziger kommt gerade in der Automobilbranche immer mehr Elektronik zum Einsatz – angefangen beim Radio, über Sicherheitssysteme wie Airbags, bis hin zu heute immer weiter verbreiteten Infotainment-Systemen. Diese erfordern natürlich eine ungeheure Vielzahl an Verkabelungen, die in Kabelbäumen und Steckkontakten angelegt und gut abgeschirmt werden müssen, damit es zu keinen Störungen kommt. Gerade der Bereich Infotainment stellt hier eine große Herausforderung dar, weil zusätzliche Strahlung mit ins Spiel kommt. Denken Sie zum Beispiel an Bluetooth-Verbindungen zwischen Mobiltelefonen und dem Fahrzeug. Und das ist nur ein Beispiel.
Sie arbeiten aber nicht nur für die Automobilbranche.
Unser Kundenkreis ist größer, ja. SLE-Technologie wird überall dort eingesetzt, wo eine absolut saubere, staubfreie Arbeitsatmosphäre erforderlich ist. Unter anderem bieten wir unsere Reinigungssysteme auch für den Rasierklingen-Hersteller Gillette an. Eines der wichtigsten Konzepte für SLE ist es, dabei umweltschonend – also ohne den Einsatz von Chemie – zu arbeiten. Unsere Reinigungsysteme funktionieren mit Wasserdampf.
Ihr Unternehmen wurde mehrfach mit Preisen dekoriert, unter anderem für herausragendes Umwelt- und Qualitätsmanagement. Zählt das zu Ihrer Umsetzung des Konzepts „Lean Management„?
Das Lean Management setzen wir durch kunden- und vor allem mitarbeiterorientiertes Arbeiten durch. Jeder Kunde hat individuelle Bedürfnisse – und genau diese gilt es zufriedenzustellen. Mitarbeiter wollen motiviert werden, damit sie Leistung bringen können. Hier vor Ort haben wir rund 170 hochqualifizierte Mitarbeiter, die sich als Teil von SLE verstehen. Außerdem orientieren wir uns immer am Markt, um innovativ zu sein. Wir denken möglichst ganzheitlich, wobei der Umweltaspekt im Vordergrund steht, damit unsere Region so schön und naturbelassen wie möglich bleibt. Ich komme aus Grafenau – und das habe ich nie vergessen. Ich habe mich bewusst dafür entschieden den Standort Niederbayern zu fördern. Es gibt einige, die ihre Produktionsstätten nach Tschechien verlegt haben, aber ich bleibe im Woid. Wir haben seit 2005 Niederlassungen der SLE in El Paso (USA) und Rumänien, aber unser Mittelpunkt wird hier in Niederbayern bleiben.
„Wollen das Interesse an Technik bei Schülern fördern“
Herr Liebl, Sie sind überdies sehr engagiert den heimischen Nachwuchs zu fördern. Wie sieht das genau aus?
Wir unterstützen zum einen Schulen in der Umgebung und wollen das Interesse an Technik gezielt fördern. Wir haben verschiedene Schulen mit Material ausgestattet, unter anderem einen Technikraum gebaut. Zum anderen bilden wir aus: sowohl im technischen als auch im kaufmännischen Bereich. Wir arbeiten auch auf dem akademischen Bereich mit dem Campus Passau und der Hochschule Deggendorf zusammen, bieten Praktika für engagierte Studenten an. Ein Student absolviert derzeit ein Praktikum in unserer Niederlassung in El Paso und sammelt dort nicht nur Sprachkenntnisse im Englischen und Spanischen, sondern auch wertvolle Auslandserfahrung.
Sie sind Niederbayern-Botschafter und Vereinspräsident des Golfclubs am Nationalpark Bayerischer Wald. Was sind da Ihre Aufgaben?
Als Botschafter Niederbayerns sind meine Aufgaben repräsentativer Natur – und ich mache das völlig freiwillig, weil ich als Unternehmer darauf angesprochen wurde. So werbe ich für Niederbayern als Wirtschaftsstandort und Lebensraum, denn hier ist nicht nur vieles möglich, sondern es ist auch schön hier. Den Golfclub am Nationalpark Bayerischer Wald habe ich 2002 mitbegründet. Der Verein ist sehr gut strukturiert und organisiert, für die Verwaltungsaufgaben haben wir sehr engagierte Vereinsmitglieder.
Herr Liebl, wir wünschen Ihnen und Ihrem Betrieb weiterhin alles Gute für die Zukunft. vielen Dank für das Gespräch.
Interview: Martin Larisch
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SLE electronic ist ein weltweit führender Anbieter von Qualitätskontrollsystemen im Bereich der Steckkontakt- und Kabelbaumherstellung. Einen weiteren Schwerpunkt stellt die Produktion von hochwertigen Konservier- und Schmiersystemen sowie die Entwicklung von integrierten Lösungen für die Reinigung von Oberflächen in der industriellen Fertigung dar. Beliefert werden hauptsächlich die Automobilindustrie und die Marktsegmente Customer Lifestyle und Medizin.