Freyung. Die meisten dürften ihn als Frontmann und Sänger der Band „Searching for a Reply“ kennen. Zumindest diejenigen, die mit der regionalen Musikszene im Bayerischen Wald vertraut sind. Doch der Bekanntheitsgrad von Patrick Fuchs könnte sich schon bald um ein Vielfaches steigern, denn: Der 28-jährige Freyunger hat als Teilnehmer des Livestream-Formats „Show your Talent“, produziert und moderiert vom nahmhaften Streamer „Knossi“, durchaus gute Chancen auf den Gesamtsieg. „Ich habe es erst unter die Top 100, dann unter die Top 20 und schließlich in der Livestream-Show mit 24 Millionen Votes auf den ersten Platz ins Halbfinale geschafft“, verkündet er stolz.
Nun hofft Patrick Fuchs für die kommende Live-Show am 8. Mai auf tatkräftige Unterstützung aus dem Bayerischen Wald. Dann nämlich will der gelernte IT’ler, der seit jeher der Musik zugetan ist und bereits als Vierjähriger vor der damals obligatorischen Wohnzimmer-Stereoanlage saß und Michael-Jackson-CDs trällerte, erneut im „digitalen Stadion“ sein Können vor gut 20.000 Zuschauern unter Beweis stellen. Da Hog’n hat sich mit ihm über das, was bisher geschah, und das, was da noch kommen mag, unterhalten.
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Patrick: In der Livestream-Show am 17. April hast du den ersten Platz erreicht und konntest dich somit fürs Halbfinale qualifizieren. Wie zufrieden bist du mit deiner Performance und dem durchaus beeindruckenden Abstimmergebnis der Zuschauer? Hattest du damit gerechnet?
Als ich in der Liveshow mit mehr als 24 Millionen Punkten als erster Platz ins Halbfinale gevoted wurde, konnte ich das definitiv erstmal nicht glauben. Das Management vom Streamer Knossi hat mich zwei Tage nach der Show angerufen, um mit mir das Halbfinale zu besprechen. Laut deren Aussage war es bis dato das höchste Ergebnis, dass je in der Show erzielt wurde.
„Ich war einer davon – und war mega happy“
Wirklich zufrieden mit meiner Leistung bin ich sehr selten. Ich war wirklich furchtbar nervös, weil das alles so neu war für mich. Das hat mich schon auf eine gewisse Weise blockiert. Irgendwie ist das wohl eine Musiker-Künstler-Krankheit – dass man nie wirklich zufrieden ist. Aber da es so vielen Leuten offensichtlich gefallen hat, denk ich mir, dass es so schlimm nicht gewesen sein kann (lacht)…
Wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen, dich für die Show zu bewerben?
Ich folge dem Twitch-Streamer Knossi schon eine Weile auf Instagram. Irgendwann hat er mal auf eine Talentshow namens „Show your Talent“ verwiesen, die er zusammen mit Amazon Music hostet. Ich dachte mir, ich mach den Spaß einfach mal mit. Die Bewerbung wurde einem einfach gemacht: Ich musste lediglich meinen Vor- und Nachnamen sowie meinen Insta-Account angeben und dann ein Video hochladen, bei dem ich singe. Mir gehen die Auftritte und das Feedback von Zuhörern wirklich sehr ab – das war auch ein großer Faktor für die Bewerbung. Ein paar Wochen später kam dann die Zusage, dass ich es unter die Top 100 geschafft habe.
Die Top 100 werden in fünf Shows mit je 20 Personen aufgeteilt – allerdings kommen von diesen 20 Leuten nur zehn in die Liveshow. Wer mit dabei ist, entscheidet die Community mit den Pre-Votes auf streamblast.com – dort kann man sich mit seinem Twitch-, Google- oder Facebook-Account anmelden. Ich hatte einen sehr kleinen Insta-Account mit 490 Followern und konnte mich nicht gerade auf eine große Reichweite stützen. Viele Freunde und Supporter meiner Musik, v.a. aus dem Bayerischen Wald, haben mich da unterstützt – und dafür bin ich unglaublich dankbar.
In der Liveshow hatte ich dann die Chance vor knapp 20.000 Zuschauern, vor Knossi und vor Musikproduzent Vitali von VIZE drei Minuten lang einen Song zu performen. Währenddessen konnten die Leute für mich voten. Am Schluss der Livestream-Show gab es für weitere drei Minuten ein Abschlussvoting. Die zwei Künstler mit den meisten Votes kamen weiter. Ich war einer davon – und war mega happy.
„Der Auftritt selbst war völlig surreal“
Du hast „Here without you“ von 3 Doors Down zum Besten gegeben. Warum hast du dich für diesen Song entschieden? Und: Wie war’s für dich, alleine vor dem Mikro zu stehen, in dem Wissen, dass am anderen Ende der Leitung gerade Tausende von Leuten Deinen Tönen lauschen?
Am Livestream teilgenommen habe ich von meinem Büro/Musikzimmer aus. Ich war der Meinung, dass ich „Here without you“ gut singen und damit vielleicht den einen oder anderen Zuschauer beeindrucken kann. Gleichzeitig hab ich mit dem Song aber noch nicht meine ganze Bandbreite gezeigt. Ich hatte im Hinterkopf, dass ich im Falle des Weiterkommens nochmal eins drauf setzen muss. In der Livestream-Aftershow-Party wurde ich aufgefordert noch eine Zugabe zu spielen: Johnny B. Goode von Chuck Berry. Die Leute im Chat sind förmlich ausgerastet. Vielleicht wäre das sogar der bessere Song gewesen, aber weiter ist weiter…
Der Auftritt selbst war völlig surreal: Du stehst da vor deinem Rechner mit Mikro und Gitarre – und alles, was du siehst, ist die Zahl von 18.995 Zuschauern und einen Livestream-Chat, der runterrasselt wie ein Maschinengewehr. Dann sitzt da ein Livestreamer mit 1,6 Mio. Followern und ein Produzent, der erst kürzlich einen Song mit Tokio Hotel oder Capital Bra rausgebracht hat. Und die sagen dann: Leg los, Patrick! Und dann wird einem klar: Obwohl man grad einfach nur in seiner Bude steht, spielt man jetzt gleich vor einem Publikum, für das zwei Dreiländerhallen nicht ausreichen würden. Crazy…
Ich wollte mir dabei einreden, dass ich nicht nervös bin. Die Wahrheit ist aber, dass ich noch nie nervöser war (lacht). Je mehr ich realisierte, wie viele Menschen zuhause vor ihren Monitoren sitzen, desto krasser hörte ich mein Herz pochen. Teilweise hatte ich deswegen wirklich Kreislaufprobleme, die sich aber kurz vor dem Auftritt Gott sei Dank wieder eingependelt haben…
„Es wird ein hartes und knappes Rennen“
Am 8. Mai findet nun die nächste Show, das Halbfinale, statt. Wie bereitest du dich darauf vor? Welches Stück willst du performen – und: Welche Chancen rechnest du dir aus?
Die nächste Show findet auf dem Twitch-Kanal von Knossi statt. Während meines Auftritts und ganz am Schluss können die Leute wieder drei Minuten lang für mich via www.streamblast.com voten. Dazu braucht man nur einen Twitch-, Facebook- oder Google-Account – und ich freue mich über jeden Unterstützer! Es wäre wirklich der Hammer, wenn ich es ins Finale schaffe.
Ich habe mich noch nicht auf einen Song festgelegt, es sind noch mehrere im Rennen. Definitiv werde ich aber der Rock-Schiene treu bleiben. Ich werde auf jeden Fall keinen Song 1:1 zum Original spielen. Ich nehme mir einen Song und versuche ihn bestmöglich für mich zu arrangieren. Das Niveau ist im Halbfinale hoch, also muss ich gut vorbereitet sein. Es sind sehr starke Leute dabei, es wird ein hartes und knappes Rennen – aber ich glaube, ich kann es schaffen!
Am Ende der „Reise“ warten auf den Gewinner u.a. ein Major-Plattendeal sowie ein Musikvideo-Release. Nur mal angenommen, du würdest das Ding wuppen – bist du dann von heute auf morgen ein „Star“? Oder wie würdest du das Ganze einschätzen?
Ein „Star“ in musikalischer Hinsicht, ist man meiner Meinung nach erst, wenn man bedeutende Erfolge verzeichnen kann, die einen spürbaren Impact auf die Musikwelt haben. Also ein Star bin ich selbst als Gewinner der Show noch lange nicht. Mit einem Major-Deal und einem Marketing-Budget von mehreren hunderttausend Euro von Amazon Music hat man aber durchaus gute Voraussetzungen für den Start in eine Musikkarriere. Selbst wenn ich mit Musik erfolgreich wäre, würde ich mich nicht wie ein Star fühlen – und vor allem würde ich nie vom Woid wegziehen (lacht). Komme was wolle!
„Bei mir hinterlässt das psychische Spuren“
Mit deiner Stammformation „Searching for a Reply“ bist du momentan coronabedingt ja außer Gefecht. Wie bekackt ist die Situation für dich, für Euch? Nutzt ihr die „freie Zeit“ gerade, um was Neues zu produzieren?
Um es ganz offen anzusprechen: Die Situation ist für uns und alle anderen Musiker destruktiv. Auch wenn wir zu großen Teilen keine hauptberuflichen Musiker sind, ist seit Corona ein sehr elementarer Part unseres Lebens einfach weggefallen. Wir alle sind Musiker mit Leib und Seele – ich kann nur für mich sprechen, aber bei mir hinterlässt das psychische Spuren. Wir versuchen die auftrittsfreie Zeit zu nutzen, um neue Songs für ein Album zu schreiben.
Die Politik und die Gesamtsituation geben nicht gerade viel Aussicht auf eine bessere Lage, daher müssen wir uns momentan die kreative Energie wirklich aus den Fingern saugen. Mittlerweile haben wir beim Songwriting eine Handschrift und einen klaren Fokus entwickelt, daher klingen die neuen Songs trotz den Umständen besser als alles, was wir je zuvor geschrieben haben – und ich freue mich schon sehr darauf, diese irgendwann mal vor einem Live-Publikum zum Besten zu geben.
Abschließende Frage: Was wünschst du dir für die Zeit „nach Corona“, sofern es diese irgendwann einmal wieder geben sollte?
Das ist ich einfach: Ich wünsche mir, wieder viele Konzerte zu spielen. Richtige Konzerte. Mit vielen Menschen, die sich in den Armen liegen und aus tiefster Seele mitgrölen. Ich glaube fest daran, dass dieser Wunsch in Erfüllung geht.
Vielen Dank für Deine Zeit und alles Gute fürs Halbfinale!
die Fragen stellte: Stephan Hörhammer