Perlesreut. Wenn man bei jungen Erwachsenen an den Begriff „Spielen“ denkt, schwirren einem schnell Bilder von Online-Games oder Video-Spielkonsolen durch den Kopf. Vielleicht noch von Ball- oder Teamsportarten. Seltener ist wohl die Verknüpfung mit Musikinstrumenten – und nur die wenigsten werden wohl einen Organisten vor Augen haben. Genau das ist jedoch die Art des Spielens, die Cosma Fruth seit fast 14 Jahren fasziniert.
Der gebürtige Perlesreuter saß bereits als Neunjähriger an der Orgel. „In meiner Familie wurde schon immer musiziert“, erinnert sich Cosma Fruth. Im Grundschulalter habe er die steirische Harmonika bedient, ihr meist volksmusikalische Töne entlockt. „Wenn ich mit meinen Eltern in der Kirche war, habe ich es geliebt, wenn die Orgelmusik ertönte“, berichtet der heute 23-Jährige weiter. Deshalb habe er in jungen Jahren damit begonnen, Musikstunden beim Freyunger Orgellehrer und Regionalkantor Eugen Sagmeister zu nehmen.
Vom Orgelspiel zum Orgelbau
Nach seinem Schulabschluss beschloss der damals 16-Jährige eine Lehre beim Passauer Orgelbauer Eisenbarth zu beginnen. „Ich habe mich hier im Bayerischen Wald immer wohl gefühlt, deshalb wollte ich gerne in der Region bleiben“, erzählt Cosmas Fruth. Außerdem habe seine Familie bereits gute Kontakte zur Firma in der Dreiflüssestadt gepflegt. Seine Leidenschaft zur Musik und zum Musikinstrument mit den vielen Tasten, Registern und Pfeifen habe seine Berufswahl zwar beeinflusst. Dennoch ist er nach vielen Jahren praktischer Erfahrung der Überzeugung. „Orgelbau und Orgelspiel sind zwei verschiedene Dinge!“
Cosmas Fruth erklärt die Funktionsweise der Orgel in der Pfarrkirche Perlesreut:
Das handwerkliche Arbeiten, welches Cosmas Fruth während seiner Ausbildung erlernte, brachte ihm schließlich auch den Titel des besten bayernweiten Jung-Orgelbauers des Jahres 2018 ein. Aufgrund seines guten Durchschnitts in der praktischen Prüfung lud die Kammer den damals 21-Jährigen zum Bundeswettbewerb des Deutschen Handwerks nach Ludwigsburg ein. Vor Ort mussten alle Teilnehmer in einer bestimmten Zeit eine vorgegebene Arbeitsprobe fertigen. Das Stück, das dem Perlesreuter schließlich den Sieg einbrachte, war ein tragbares Portativ, eine kleine Pfeifenorgel. „Ich gestaltete es aus besonderen Hölzern wie der Elsbeere und entwarf dekorative Griffe“, blickt der einstige Gewinner zurück.
Reiselust statt Werkstattfrust
Mittlerweile ist der Orgelbauer fertig mit seiner Ausbildung, seinem Arbeitgeber ist er treu geblieben. „Das Tolle ist, dass man viel herumkommt“, beschreibt er die Vorzüge seines Berufs. „Viele meinen ja, man sitze immerzu in der gleichen Werkstatt.“ Dem ist jedoch nicht so: Als Orgelbauer ist Cosmas Fruth neben Deutschland auch in Österreich, Kroatien, Finnland, Belgien oder Luxemburg tätig. „Orgeln gibt es überall – und wir arbeiten weltweit. Letztes Jahr etwa war ich fast drei Monate lang in Finnland tätig.“
Die Liebe zum Handwerk und zur Musik haben ihn nicht nur zu seinem Traumberuf geführt, sondern ihm auch noch den Titel des jüngsten und besten Orgelbauers Deutschlands beschert. Trotzdem ist der junge Handwerker alles andere als abgehoben, ja geradezu bescheiden. Er sagt mit einem Schulterzucken: „Mei, mir macht die Arbeit halt Spaß – das führt dann auch dazu, dass man gut ist.“
Malin Schmidt-Ott