Regen. „Der zweite Platz zählt in diesem Fall nicht“, sagt Robert Sommer im Brustton der Überzeugung. Der ehemalige Leistungssportler (als Kanu-Rennfahrer war er zwölf Jahre lang Mitglied der deutschen Nationalmannschaft) und seit drei Jahrzehnten erfolgreiche Geschäftsführer der Megasports Vertriebs GmbH, will neuer, parteiloser Bürgermeister der Stadt Regen und somit Nachfolger von Ilse Oswald (Freie Wähler) werden. „Ich will immer gewinnen. Das Sieger-Gen habe ich immer noch in mir“, teilt der 54-Jährige im Gespräch mit dem Onlinemagazin da Hog’n mit.
Das erste Ziel des einst langjährigen SPD-Mitglieds, um überhaupt kandidieren zu können, sind 180 Unterschriften, die er bis Januar 2020 beisammen haben will. „Wir setzen uns für eine deutliche Steigerung der Effizienz von Bürgermeister, Stadtrat und Verwaltung der Stadt Regen ein“, hat er jüngst bei der offiziellen Gründungsveranstaltung seiner Wählergruppe „Frei.Parteilos.Unabhängig“ (FPU) verlautbaren lassen. Im folgenden Interview lässt er kein gutes Haar an der bisherigen Politik der scheidenden Rathaus-Chefin, spricht sich klar für eine Konsolidierung des Haushalts aus und warnt vor Fehl-Investitionen. Im Wahlkampf will er keine Floskeln liefern, sondern Klartext sprechen.
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Herr Sommer: Zwölf Jahre, von 2002 bis 2014 waren Sie Mitglied im Regener Stadtrat und als zweiter Bürgermeister aktiv. Dann gab’s eine politische Pause. Warum die Pause? Und: Warum möchten Sie nun Bürgermeister werden?
Ich hatte unter anderem ein massives Problem damit, weiterhin unter der ersten Bürgermeisterin Ilse Oswald im Stadtrat zu sitzen. Ich halte sie – nach wie vor – zwar für menschlich anständig, fachlich aber überaus inkompetent. Doch das ist jetzt egal, weil sie ja ohnehin nicht mehr antreten wird. Es liegen viele Sachen im Argen, daher braucht Regen jetzt einen Sanierer.
„Die Stadt Regen kriecht auf dem Zahnfleisch daher“
Was hat sie Ihrer Meinung nach falsch gemacht?
Es gibt viele Dinge. Ein großes, gerade aktuelles Thema sind die Planungen der Stadt im Zuge des sog. Grünen Zentrums. Das Landwirtschaftsmuseum, eine schon immer defizitäre Einrichtung, soll direkt neben dem neu entstehenden Grünen Zentrum neu gebaut werden. Das würde der Stadt eine weitere Verschuldung von sechs Millionen Euro einbringen. Bei derzeit ohnehin schon 28 Millionen Euro Schulden ist das ein Vorhaben, dem jegliche realistische Grundlage fehlt. Wenn ich als Stadt ein Gründerzentrum oder einen Campus baue, zahlen sich gewisse Investitionen irgendwann wieder aus. Das ist sinnvoll. Aber bei einer Einrichtung, die jährlich schon heute 120.000 Euro Miese macht, sind sechs Millionen zum Fenster hinaus geschmissenes Geld.
Ist dieses Projekt ausschließlich unter wirtschaftlichen Aspekten zu betrachten?
Das Landwirtschaftsmuseum interessiert in Regen niemanden, sorry. Bei 24.000 Euro an jährlichen Eintrittsgeldern kann man sich in etwa vorstellen, was dort los ist – nämlich nichts. Wenn ich jemanden frage, wann er oder sie das letzte Mal im Landwirtschaftsmuseum war, heißt es oft: Bei der letzten Vernissage von Künstler XY – an den letzten Besuch der ständigen Ausstellung im Museum können sich jedoch die Wenigsten noch erinnern. Das ist doch bezeichnend…
Wie lautet Ihr Gegenvorschlag? Wie wäre das Geld besser investiert?
Zuerst müssen wir einmal den Haushalt sanieren, da kann ich nicht noch mehr ausgeben. Es gilt, die Euros beisammen zu halten, zu sparen. Wir müssen uns gezielt fragen, welche Projekte es wert sind, Geld in sie zu investieren. Alles andere muss abgespeckt werden. Wenn ich das Geld einfach so zum Fenster hinauswerfe, sehe ich Grundsätzliches wie Kinderbetreuung und Dorferneuerung, aber auch andere Einrichtungen wie Eishalle und Freibad in Frage gestellt. Ich muss mich fragen, was wichtiger ist: Ein Museum für Wenige – oder Maßnahmen und Einrichtungen für Viele.
Also steht der Sparkurs bei Ihnen künftig im Vordergrund?
Ich kann keinen Ferrari fahren, wenn ich mir nur einen VW Golf leisten kann. Die Stadt Regen kriecht auf dem Zahnfleisch daher, tut aber so, als wenn sie große Millionen-Investitionen leicht schultern könnte. Das kann sie nicht – so ehrlich muss man einfach sein.
„Einziger Nachteil: Die Suppe der Vorgängerin auszulöffeln“
Hier spricht insbesondere der Geschäftsmann und Unternehmer aus Ihnen, oder?
Natürlich. Doch offenbar kann von den anderen keiner rechnen, weil die Stadtoberen ja beim Neubau des Landwirtschaftsmuseums einen einstimmigen Beschluss gefällt haben. Deshalb habe ich mich auch zur Wahl gestellt. (Pause) Hallo?! Sitzt denn da wirklich keiner im Stadtrat, der mit Hirn und Verstand arbeitet?!
Während Ihrer Zeit als Stadtrat mit Ilse Oswald auf dem Bürgermeisterstuhl: Haben Sie sich da verbale Kämpfe mit ihr geliefert?
Ja, natürlich. Permanent. Doch wenn man stets gegen eine Mauer des Nichtstuns läuft, ist das irgendwann ermüdend.
Warum sind Sie der bessere Bürgermeister und somit der geeignetste Kandidat als Nachfolger der „ewigen Ilse“?
(lacht) Weil die Stadt Entscheidungen braucht. Es ist wichtig das umzusetzen, was man sagt – und dazu zu stehen. Ich verfolge eine klare Linie, habe eine klare Kante. Ich bin nicht Everybody’s Darling, das weiß ich. Doch wir brauchen jetzt jemanden an der Spitze der Stadt Regen, der wieder für Führungskraft steht und der auch unternehmerisch viel bewirken kann – daher sehe ich mich als den richtigen Kandidaten.
Sehen Sie es als Vor- oder Nachteil, womöglich Nachfolger einer Bürgermeisterin zu werden, die derart lange im Amt war?
(überlegt) Wenn ich’s nicht besser könnte als sie, würde ich mich nicht bewerben. Mir ist das komplett egal, wie lange jemand vor mir im Amt war. Der einzige Nachteil ist, dass ich die Suppe der Vorgängerin auslöffeln müsste. Ich würde mich jedoch definitiv an gar nichts orientieren, was sie gemacht hat. Ihr Politikstil ist nicht meiner.
Sommer hört zu, Sommer schaut hin, Sommer fragt nach
Sie möchten als parteiloser Bürgermeisterkandidat ins Rennen gehen. Warum parteilos? Warum ohne Partei im Hintergrund?
Weil ich in meiner Zeit als zweiter Bürgermeister und Stadtrat gesehen habe, dass es viel Parteiklüngelei gibt. Die Leute haben die Nase voll davon. Es soll in der Kommunalpolitik immer um die Sache gehen, nicht um die Partei. Daher ist die Partei auch nicht wichtig im Wahlkampf. Wer gut arbeiten will, muss sich immer Mehrheiten suchen, dazu braucht man keine Partei.
Wie wird Ihr Wahlkampf ausschauen, was haben Sie geplant?
Wir haben jüngst im Rahmen einer öffentlichen Versammlung die Wählergruppe „Frei.Parteilos.Unabhängig.“ gegründet. Ich werde künftig als Vorsitzender der Gruppe parteiloser Regener Bürgerinnen und Bürger vorstehen. Am 28. November soll dann die Nominierung stattfinden. Dann liegt ab 17. Dezember eine Unterschriftenliste im Rathaus aus: 180 Menschen müssen für mich unterschreiben, damit ich überhaupt kandidieren kann. Dies läuft bis 23. Januar 2020.
Wie zuversichtlich sind Sie, dass Sie die nötigen Stimmen bekommen?
Natürlich bin ich zuversichtlich, sonst würde ich es nicht machen. Und es wird einige Aktionen geben in den nächsten Wochen. Motto: „Sommer hört zu“, „Sommer schaut hin“ und „Sommer fragt nach“. Dadurch will ich Aufmerksamkeit erregen, will ich erfahren, was die Leute auf dem Herzen haben. Das ist mein Stil. Ich bin auch in meinem eigenen Unternehmen ein Team-Worker. Zuhören ist von Anfang an wichtig.
„Ich erzittere nicht gerade, wenn ich diese Namen höre“
Was wollen Sie, sollten Sie Bürgermeister werden, als erstes anpacken – außer die Verhinderung eines Sechs-Millionen-Projekts?
Es gibt viele konkrete Maßnahmen, die es anzupacken gilt, um das Leben der Regener leichter zu machen. Stichwort: Parkplatz-Situation am Stadtplatz, Verkehrsüberwachung etc. Das eigentliche Wahlprogramm mit detaillierten Lösungsvorschlägen gibt es dann ab Januar. Ich bin nicht der, der einfach nur vollmundige Ankündigungen macht. 08/15-Floskeln à la „Tourismus fördern“ oder „Wirtschaft stärken“ wird es von meiner Seite jedenfalls keine geben. Es gibt viele Vorstellungen und Ideen, doch im Vorfeld will ich in der Öffentlichkeit nicht mein ganzes Pulver verschießen, das ich noch in einem möglichen Wahlkampf benötigen werde. Zunächst sind jedoch die 180 Stimmen nötig.
Die bisherigen Mitkonkurrenten heißen Wolfgang Stoiber (CSU), Andreas Kroner (SPD) und Sabrina Laschinger (Freie Wähler) – wie schätzen Sie die beiden ein?
Ich erzittere nicht gerade, wenn ich Namen von Mitbewerbern höre. In einer Demokratie gehören nunmal mehrere Bewerber dazu. Ob es am Ende drei, fünf oder zehn sind, ist mir egal. Es ändert nichts an meiner Strategie. Ich schaue auch nicht darauf, was andere machen. Sie sollen ihr Ding machen, ich mache meins – und das will ich gut machen.
Vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben.
Interview: Stephan Hörhammer