Vier große Sonnenfeste und vier dazwischen liegende Mondfeste: Die ursprünglich keltischen Jahreskreisfeste zeigen die Veränderungen in der Natur auf und lassen die Menschen die Verbundenheit zu ihrer natürlichen Umwelt spüren. Auf den Spuren von alten Ritualen haben wir für euch die wichtigsten Daten zum Litha-Fest (Sommer-Sonnenwende) zusammengetragen, das zwischen dem 20. und 26. Juni gefeiert wird.
Riesige Feuer entzünden
Auf einer Wiese wird ein riesiges Sonnwend-Feuer entzündet. Jeder, der Lust hat, kann zu der öffentlichen Feuerstelle hinzukommen und mitfeiern. Die Menschen tanzen ausgelassen um die riesigen Flammen herum – und ein paar Mutige springen sogar darüber hinweg.
Die großen Feuer sind auch heute noch Tradition am Johannistag, den das Christentum am 24. Juni feiert. Doch das Fest zur Sommersonnenwende gab es schon lange bevor das Christentum den Feiertag für sich beansprucht hatte. Ursprünglich stammt das Fest nämlich aus der Zeit der Kelten, die das ursprüngliche Sonnenfest „Litha“ zwischen dem 20. und 26. Juni gefeiert haben. Nämlich dann, wenn der Sonnengott auf dem Höhepunkt seiner Macht ist und die Natur am stärksten erblüht.
Wo stehe ich und wo will ich hin?
Diese Nacht ist kürzer als jede andere: Der 21. Juni, die Mittsommernacht, die Sommersonnenwende, das Litha Fest. Viele Namen, die alle für ein und dasselbe stehen: Das Symbol für die stärkste Sonnenkraft am längsten Tag des Jahres. Die Menschen feiern den Höhepunkt der Sommerzeit. Schon am darauffolgenden Tag verkürzen sich die Tage wieder. Aber was hat das alles mit der Gegenwart, der Jetzt-Zeit, noch zu tun? Tatsächlich mehr, als man wahrscheinlich vermuten könnte, denn auch heute feiern noch viele das Mittsommerfest aufgrund ihrer Traditionen oder ihrer Religion – oder auch einfach deshalb, weil sie sich mit der Natur verbunden fühlen und dies zum Ausdruck bringen wollen.
Mit der Sommersonnenwende beginnt die Erntezeit. Doch nicht nur auf den Feldern können die Menschen ernten, sondern auch bei sich selbst. Auf Hog’n-Anfrage hin erklärt Maria Käser-Aunkofer, die in schamanischen und ayurvedischen Bereichen ausgebildet ist, dass es darum gehe sich zu fragen, welche Früchte bei einem selbst reifen: Wo stehe ich und wo will ich hin? Oder bin ich schon am Ziel? Was trägt Früchte in meinem Leben und was sollte ich besser loslassen? Bei Litha gehe es auch darum, die Geschenke der Natur zu würdigen, die der Sommer mit sich bringt: Rosen, die man als Rosenwasser benutzt, süße Beeren und Sommerfrüchte zum Genießen, Johanniskraut, das man als Öl auf der Haut einmassiert. Laut Käser-Aunkofer sei am wichtigsten das Genießen, das Tanzen und die Freude an dem, was die Natur gibt. Am besten könne man das Fest mit einem Abend am See oder einem Grillfest begehen.
Über Flammen springen
Feiert man Litha auch noch anders als mit einem großen Feuer? Tatsächlich ist das Anfachen des Feuers bei Litha eine wichtige Tradition: Die riesigen Freudenfeuer stehen für Dankbarkeit und Lebenskraft. Es ist Tradition, dass die Menschen Dinge ins Feuer werfen, um somit etwas hinter sich zu lassen. Auch der Feuersprung gehört dazu: Es heißt, dass es Glück bringt über das Feuer zu springen. Die Sonne und die Ritualfeuer würden Energie liefern, mit der die Menschen Veränderungen in ihrem Leben bewerkstelligen können, berichtet Käser-Aunkofer weiter: „Wenn ihr die Möglichkeit habt, macht selbst ein richtig schönes großes Feuer und holt euch die Feuerkraft.“
Will man andere Rituale abhalten, so bleibt das jedem selbst überlassen. Denn schließlich gibt es kein absolutes Konzept, an das man sich auf irgendeine Art halten muss und das vorschreibt, wie ein Litha-Fest konkret auszusehen hat.
Weaver-Bundle basteln
Was wäre ein passendes Ritual, um Litha zu feiern? Ein Beispiel ist das sog. Weaver-Bundle, das erst gebastelt und dann am Ende in die Flammen gegeben wird: „Ich benutze eine Flipchart, die ich zum Quadrat falte, so dass wir die Naturmaterialien darauflegen können“, erklärt Käser-Aunkofer.
Zuerst legt sie mit Zweigen einen Kreis und ein großes Kreuz in die Mitte. Anschließend sammelt jeder Teilnehmer natürliche Materialien wie Tannenzapfen, Blüten oder Äste. Damit kann man einen eigenen Kreis auf den ersten Zweigkreis legen. Dabei denken die Teilnehmer daran, was sie in ihrem Leben hinter sich lassen möchten. Die gesammelten Materialien vermischen sich mit jedem Kreis mehr und mehr zu einem bunten Muster. Am Ende verschnürt man alles mit einem Hanfseil zu einem kleinen Paket und gibt es ins Feuer. Laut Käser-Aunkofer entsteht ein herrlicher Duft, wenn es mit den vielen Naturmaterialien und Kräutern im Feuer verbrennt.
Auch der schamanische Heiler Philip Lipsky hat auf unsere Anfrage hin von seiner schamanischen Heilarbeit in Verbindung mit den Jahreskreisfesten erzählt: „Bei meiner Arbeit geht es um das Thema Vater – zum einen um den leiblichen Vater, zum anderen um Vater Sonne als kosmisches, männliches Element unserer Welt.“ Mit den Ritualen könnten bestehende Konflikte und Probleme in der Ahnenreihe gelöst werden. Das jeweilige Ritual werde unterschiedlich gestaltet und an die Vorstellungen und Bedürfnisse jedes einzelnen angepasst.
Den Höhepunkt des Sommers feiern
Die Traditionen, auf welche Weise das Mittsommerfest gefeiert wird, haben sich im Laufe der Zeit verändert. Früher gab es einen Brauch, mit dem unverheiratete junge Frauen einen Blick auf ihren zukünftigen Ehemann erhaschen konnten. Die Frauen suchten sieben verschiedene Wiesen ab, um sieben verschiedene Blumen zu pflücken. Wenn sie schlafen gingen, legten sie die Pflanzen unter ihr Kopfkissen und träumten so von ihrem künftigen Gemahl. Heutzutage ist das Mittsommerfest oft ein weiterer Grund, sich das nächste Bier aufzumachen und zu feiern. Aber genau darum geht es auch bei diesem Fest: Den Höhepunkt des Sommers zu feiern.
Lexa Wessel