Knapp zwei Jahre mussten die Fans der Kluftinger-Reihe, geschrieben vom Autoren-Duo Volker Klüpfel und Michael Kobr, auf einen neuen Band warten – bis im April 2018 schließlich der neue Serienteil mit dem einfachen wie vielverspechenden Titel „Kluftinger“ erschien. Die Fragen, die sich sogleich nach der Veröffentlichung stellten: Kann auch die zehnte Folge des kultigen Kriminalisten an die Erfolge seiner Vorgänger anknüpfen? Dürfen sich die Leser auch dieses Mal auf eine Mischung aus spannendem Krimi und Allgäu-Klaumauk freuen? Hog’n-Redakteur Helmut Weigerstorfer hat das Buch gelesen – und nach Antworten auf diese Fragen gesucht.
OPTIK
Das Kreuz mit der Inschrift „Kluftinger“ steht im Mittelpunkt – sowohl inhatlich als auch optisch. Ergänzt wird das Erscheinungsbild durch einen wolkenbehangenen, doch recht düster erscheinenden Himmel, der wie ein religiöses Symbol daherkommt. Darüber „schwebt“ die übliche Nennung der beiden Verfasser „Klüpfel“ und „Kobr“, (blut)rot umrandet. Wie schon bei den Bänden zuvor ist das Cover sehr einfach und schlicht gehalten – dennoch lässt es beim Betrachter erste Vermutungen darüber aufkommen, was sich im Buch möglicherweise alles abspielen wird. Mit 480 Seiten (gebundene Ausgabe) fällt das Buch relativ üppig aus, bleibt aber dennoch handlich.
INHALT
Als Kluftinger, frischgebackener und stolzer Opa, an Allerheiligen plötzlich vor seinem eigenen Grab samt Kreuz und seinem Namen drauf steht, tut er die Sache zunächst als lustigen Streich ab. Doch spätestens nachdem seine eigene Todesanzeige in der Zeitung erscheint, ist der Kommissar alarmiert. Es entwickelt sich ein fieberhafte Suche nach möglichen Feinden Kluftingers, die die Ermittler tief in die Vergangenheit des Kriminalisten führt – und letztlich in einem Wald nahe seines Heimatortes Altusried ein spannendes Finale findet. Leider wird auch ein Mensch aus dem unmittelbaren Umfeld des Kommissars ermordet…
Fernab der Haupthandlung wird endlich das große Geheimnis der bisherigen neun Bände gelüftet: der Vorname des Hauptakteurs. Adalbert Ignatius Kluftinger lautet dessen voller Name. Seine Koseformen wie „Nazi“ oder „Adi“ werden in der Folge fast schon mantrahaft wiederholt, was teils etwas nervig wirkt. Und es gibt auch schon ein neues Geheimnis: Das Geschlecht des jüngsten Mitglieds der Familie Kluftinger wird konsequent verschwiegen. Wer’s mag, findet’s humorig. Wer’s nicht mag, findet’s übertrieben – oder gar unnötig.
Im Laufe der Ermittlungen erfährt der Leser viel bisher verborgen Gebliebenes aus dem Leben des Kommissars: Seine Anfangszeit als Streifenpolizist und sein erster Einsatz bei der Kriminalpolizei werden genauso beschrieben wie seine Jugendphase in einer Clique mit dem negativen wie folgenreichen Höhepunkt. Manchmal sind die Rückblicke in die Vergangenheit etwas langatmig, die Autoren verlieren sich gerne mal in Nichtigkeiten und entziehen dem Gesamtverlauf des Buches etwas die Spannung.
STIL
Trotz der ausschweifenden Erzählungen aus dem Leben Kluftingers schaffen Volker Klüpfel und Michael Kobr es wieder einmal den Mittelweg aus unterhaltsamer Geschichte und spannendem Kriminalfall zu finden. Auf der einen Seite wird Kluftingers neues Leben als Opa und den damit verbundenen Schwierigkeiten amüsant beschrieben – der ein oder andere Lacher ist garantiert. Auf der anderen Seite entwickelt sich ein hochspannender Kriminalfall, von dem man gar nicht genug bekommen kann.
Die einzelnen Kapitel sowie deren Unterabschnitte sind relativ kurz gehalten, was ein entspanntes Lesen möglich macht. Die Autoren schaffen es jedoch immer zum jeweiligen Kapitelende die Spannung wieder so aufzubauen, dass man das Buch nur ungern zur Seite legt. Die Situationen aus dem Alltag sowie der (dieses Mal) nicht alltägliche Polizeidienst lassen es zu, sich ein detaillierstes Bild von Adalbert Kluftinger – sowohl was das Äußere als auch sein Innenleben betrifft – machen zu können. Etwas enttäuschend: Nach dem Vorbild vieler aktueller Krimis wird auch dieser Fall nicht vollends aufgeklärt. Es bleiben viele Fragen offen, die entweder im nächsten Band – oder nie beantwortet werden.
CRIME
Der mutmaßliche Mörder im eigenen Haus, der Personenschützer überwältigt und bewusstlos, Kluftinger auf sich alleine gestellt – der spannungstechnische Höhepunkt des Buches kurz vor dem letzten Drittel der Handlung lässt einem das Blut in den Adern gefrieren. Nicht minder aufregend: Die Schlussszene in einem Wald bei Altusried, die Begegnung mit dem lange gesuchten Kluftinger-Feind. Trotz dieser Situationen mit hohem Crime-Potenzial gibt es im Buch auch viele Abschnitte, die einfach so dahinplätschern – wie beispielsweise der Besuch auf dem Kemptener Wochenmarkt. Fast schon langweilig für Freunde dramatisch-fesselnder Geschehnisse. Die passende Unterhaltung für Leser, die zwischendurch etwas Klaumauk lieben.
KLUFTINGER
Die Romanfigur überzeugt erneut mit einer Mischung aus Schwerfälligkeit, Unbedarfheit und einer gewissen Intelligenz, dem oft zitierten Näschen. In seiner tollpatschigen Art lässt der Kommissar weiterhin kein Fettnäpfchen aus und sorgt so für den ein oder anderen Lacher – beispielsweise beim Trommeltransport auf dem Dach des Smarts. Durch die vielen Rückblicke in seine Vergangenheit lernt man jedoch auch einen anderen Kluftinger kennen – den ehrgeizigen Jungpolizisten, der Karriere machen will. Langsam aber sicher kennt man ihn in- und auswendig. Was da wohl noch kommen mag?
Verlosung
Ihr wollt auch „Kluftinger“ von Volker Klüpfel und Michael Kobr lesen? Wir verlosen 2 x 1 Buch des Autorenduos. Einfach eine E-Mail mit dem Betreff „Kluftinger“ und Euren Kontaktdaten an info@hogn.de schicken – und gewinnen. Einsendeschluss ist der Montag, 28. Mai, 12 Uhr. Viel Glück!
Die Gewinner stehen fest: Thomas Stifter aus 94151 Mauth und Karin Walter aus 63743 Aschaffenburg!
da Hog’n