Poppenreut. Auf der einen Seite ein Millionen-Projekt. Ein oberbayerischer Investor, der in der Vergangenheit bereits mit der Staatsanwaltschaft in Berührung kam, möchte 30 Chalets errichten. Die Grundstücksfläche dafür würde er vom örtlichen, finanziell angeschlagenen Golfclub kaufen, der somit wichtige Einnahmen generieren könnte und zudem darauf hofft, von einem möglichen touristischen Aufschwung zu profitieren. Auf der anderen Seite die besorgten Poppenreuter Bürger um Michael Gründinger. Sie befürchten einen Ausverkauf ihrer Heimat.
Weil Geld bekanntlich die Welt regiert, ist der Ausgang dieser Geschichte scheinbar klar. Doch nicht so in diesem Falle. Der Bürgerwille hat sich durchgesetzt. „Das Projekt wird es in dieser Form nicht geben“, macht Jandelsbrunns Bürgermeister Roland Freund auf Hog’n-Nachfrage klar und verweist auf einen entsprechenden Gemeinderatsbeschluss, der am Dienstagabend (13.12.22) in einer weiteren Sitzung noch einmal im öffentlichen Teil ohne gesonderten Tagesordnungspunkt bestätigt wurde.
Reutmühle als warnendes Beispiel
„Wir stören uns nicht daran, dass etwas gemacht wird. Aber einem Investoren von außen ist doch Nachhaltigkeit egal. Er will Kohle rausziehen – und ist dann wieder weg“, sagt Michael Gründinger. Der 37-Jährige, der sich eigeninitiativ an die Hog’n-Redaktion gewandt hat und eigenen Angaben zufolge für große Teil der Bevölkerung des Jandelsbrunner Ortsteils spricht, findet zudem, dass die Ausmaße dieses „skandalösen Bauvorhabens“ zu überdimensioniert seien. „Das wäre nicht irgendeine Kleinigkeit, sondern ein massiver Eingriff in unsere Umgebung. Und es ist doch gerade so schön hier, weil noch nicht alles zugepflastert ist.“
Als Negativbeispiel führt er die nur wenige Kilometer entfernte Reutmühle an. Die Glanzzeiten dieser einstigen touristischen Hochburg, die seit vielen Jahren vor sich hin vegetiert, liegen lange zurück. „Man ist dabei, die nächste Hotelruine der Zukunft zu generieren“, ist Gründinger überzeugt.
„Muss mit Entscheidung leben“
Freilich, das weiß auch er, würde seiner Heimatgemeinde etwas Aufschwung gut tun. Gerade in Zeiten, in denen die öffentlichen Geldsäckel immer schmaler werden. Ähnliches berichtet auch Bürgermeister Freund: „Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich eine gewisse touristische Entwicklung begrüßen würde.“ Aber: „Es wird keine weitere Behandlung dieses Themas geben. Der Gemeinderat und somit die Bürger haben das so beschlossen. Und mit dieser Entscheidung habe ich zu leben.“ Bei den Worten des Rathaus-Chefs schwingt etwas Enttäuschung mit. Immerhin sah er im Chalet-Projekt eine große Chance für seine Kommune. Er versteht aber auch, wie er insbesondere unterstreicht, „seine“ Bürger und ihre Befürchtungen.
Michael Gründinger: „Wehret den Anfängen“
Keine Sekunde verschwendet Michael Gründinger hingegen an derart zwiegespaltene Gedanken. „Perfekt – und das zu 100 Prozent“, kommentiert der 37-Jährige das Aus für das Vorhaben. Er ist somit derselben Meinung wie Anton Autengruber. Der 54-Jährige ist Gemeinderatsmitglied, Bewohner von Poppenreut und klarer Gegner der Millionen-Investition. Das machte dieser bereits im Rahmen einer entsprechenden Informationsveranstaltung, die der Golfclub am vergangenen Freitag organisiert hatte, deutlich. Er betont dies nun auch noch einmal gegenüber dem Onlinemagazin da Hog’n: „Dass ich dieses Projekt nicht befürworte, ist inzwischen hinlänglich bekannt. Gott sei Dank hat sich diese Thema nun ohnehin erledigt.“
Bereits vor genannter Versammlung im Poppenreuter „Hofstüberl“ hatte der Jandelsbrunner Gemeinderat in der vorletzten Sitzung (8. November) mit nur einer Gegenstimme das Projekt abgelehnt. Dennoch versuchte der Golfclub um Präsident Alfred Pilsl sowie Investor Karl-Heinz Krutz noch einmal, Aufklärungsarbeit zu leisten und somit die Bürger und Bürgervertreter umzustimmen. „Wehret den Anfängen“, betont Michael Gründinger hierzu. „Wir waren von Anfang an gegen dieses Projekt und werden es auch bleiben.“ Obwohl ganze Angelegenheit regelrecht nach überbordenden Emotionen schreit, betont Bürgermeister Freund: „Man soll nicht immer gleich Nein sagen. Es darf und soll diskutiert werden. Aber auf einem sachlichem Niveau. Das ist hier geschehen.“
„Nach den Feiertagen werde ich einiges zu sagen haben“
Dass der Poppenreuter Golfclub nun auf wichtige Einnahmen verzichten muss, stört Gründinger und seine Mitstreiter nicht weiter. Ganz im Gegenteil. „Der Golfplatz ist ok, aber nicht um jeden Preis.“ Worte, die Präsident Pilsl nicht gerne hören wird. Auch das vorzeitige Aus des Chalet-Projektes ist wohl alles andere als nach seinem Gusto.
Kommentieren möchte der Wegscheider Unternehmer, der sich ob der von Roland Freund verkündeten Endgültigkeit überrascht zeigt, das Ganze vorerst nicht. Nur so viel: „Aktuell habe ich nichts dazu zu sagen, weil ich vor Weihnachten die Leute nicht verrückt machen möchte“, teilt Pilsl gegenüber dem Hog’n mit. Gleichzeitig betont er aber: „Nach den Feiertagen allerdings werde ich einiges zu sagen haben.“
Obwohl die entscheidende Instanz, der Gemeinderat dem Millionen-Projekt einen Riegel vorgeschoben hat, scheint also noch nicht alles geklärt zu sein, was geklärt werden muss. Die erste Runde geht jedenfalls an die Poppenreuter Einwohner. Fortsetzung folgt…
Helmut Weigerstorfer
________________________
Ergänzung am 9. Januar 2023: Golfclub-Präsident Alfred Pilsl möchte sich nicht, wie ursprünglich geplant, ausführlicher zu dieser Sache äußern. Aus seiner Sicht ist rund um den Jahreswechsel genug über dieses Thema diskutiert worden. Nur soviel: „Ich habe mit vielen Gemeinderäten und Bürgermeitern aus der Region gesprochen. Keiner kann nur ansatzweise verstehen, warum sich die Gemeinde Jandelsbrunn gegen dieses Projekt ausgesprochen hat.“
Liebe Redaktion,
wurden die Aussagen der Rednerbeiträge geprüft?
1. Es stimmt nicht, dass kein Bürger aus Poppenreut Mitglied beim GLC Bayerwald ist.
2. Im Redaktionsbeitrag wurde ursprünglich lt. Aussage von Herrn Grünzinger erwähnt, dass der Golfplatz in Poppenreut nur „geduldet ist“. Warum erscheint diese Aussage jetzt nicht mehr?
3.Wenn der Golfplatz in Poppenreut nicht erwünscht war, warum wurden von den einzelnen Grundstückseigentümer die entsprechenden Grundstücke zu „gutem Geld“ an dem Club überhaupt verpachtet?
Freue mich auf ihre Antwort!
Die Antworten der Hog’n-Redaktion dazu:
1. Diese Aussage stammt ursprünglich von Herrn Gründinger, ist also keine Feststellung seitens der Redaktion. Auf Wunsch von Herrn Gründinger wurde diese Aussage nachträglich angepasst, weil auch er sich nicht sicher (gewesen) ist.
2. Diese Aussage wurde auf Wunsch von Herrn Gründinger geändert.
3. Das dürfen uns diejenigen Grundstückseigentümer gerne selber mitteilen.