Haidmühle. Dann doch lieber etwas mehr Sicherheitsabstand? Es ist eine Gratwanderung für das BR-Team. Einerseits möchte das Trio natürlich gute Bilder und Töne einfangen. Andererseits ist der Ekel, der Respekt und vielleicht auch die Angst vor den Schlangen doch groß. Anders bei Maxi Herbst (14) und Jakob Zellner (17). Beide Jugendfeuerwehrmänner bleiben cool, haben eigenen Bekundungen zufolge nur „a bissei“ Bammel. Auf Anweisung von Experte Paul Hien geht die Technik, wie man Schlangen fängt, schnell in Fleisch und Blut über. Die zwei Jungs sind bereit für den Ernstfall.
Es kommt immer wieder vor, dass die hiesigen Feuerwehren alarmiert werden, weil sich Schlangen in Wohnhäuser verirrt haben. Natürlich helfen die herbeigerufenen Wehrler dann gerne – zum Leidwesen der Naturschützer nicht selten auf die unkonventionelle Art und Weise. Zum Nachteil der Tiere, aber oft auch zum Nachteil der vermeintlichen Retter. Das hat auch Martin Zellner in der Vergangenheit immer wieder feststellen müssen. Als Vorsitzender der Bischofsreuter Waldhufen, die sich dem Erhalt der hiesigen Tier- und Pflanzenwelt verschrieben haben, wurde er schon häufig von Bürgern der Gemeinde Haidmühle angerufen, wenn sie sich von Schuppenkriechtieren bedroht fühlten.
Feuerwehren dürfen nur im Notfall eingreifen
„Wir wissen aber dann auch nicht so recht, was wir machen sollen bzw. wie man diese Tiere richtig behandelt“, gibt Zellner offen zu. Diese Unwissenheit hat ihn gestört, weshalb er den Schlangen-Experten Paul Hien kontaktierte. Dieser bot an Feuerwehr-Personal zu schulen, sodass deren Vertreter eine offizielle Erlaubnis der Unteren Naturschutzbehörde erhalten, um mit Reptilien umzugehen. Martin Zellner musste nicht lange nach Freiwilligen suchen. Er wurde im eigenen Haus fündig. Sohn Jakob, Jugendfeuerwehrmann in Bischofsreut, konnte sich schnell dafür begeistern. Und auch die FFW Haidmühle stellte mit Maxi Herbst innerhalb kürzester Zeit einen potenziellen Dompteur zur Verfügung.
Vorab: Die beiden Jungs bewiesen nicht nur, dass sie tatsächlich Schneid haben. Sie meisterten die Schulung durch Paul Hien mit Bravour. Dieser berichtete vor Vertretern des Bayerischen Rundfunks und des Onlinemagazins da Hog’n zunächst Wissenswertes über den Umgang mit Schlangen: „Hat man einen Steingarten, bringt es wenig, einmal eine Schlange wegzubringen. Sie kommt sicher wieder. Will man sie langfristig weg haben, muss man sein Hausumfeld entsprechend aufbereiten. Zum Beispiel den Rasen tief mähen und keine Unterschlupfmöglichkeiten bereit stellen.“ Feuerwehren seien nur im Notfall befugt für Mensch oder Tier einzugreifen – im besten Falle nach vorheriger Unterrichtung.
Maxi Herbst bei seinem ersten Einfang-Versuch:
Genau hier kommen künftig Jakob Zellner und Maxi Herbst ins Spiel. Paul Hien zeigte im Geräteraum der Feuerwehr Haidmühle den beiden, wie man mit einem Haken ähnlichen Werkzeug, einem Kescher und Handschuhen die Schlangen so einfängt, dass Zwischenfälle bereits im Vorhinein ausgeschlossen werden können. „Euch soll dabei nix passieren. Und auch nicht den Tieren“, machte Hien deutlich. Die Jungwehrler schlugen sich erstaunlich gut. Auch das BR-Team baute nach und nach seine Berührungsängste ab. Oder, wie Paul Hien es formulierte: „Geht man mit dem Schlangen gut um, gehen sie auch mit einem selbst gut um.“
Helmut Weigerstorfer