Lämmersreut. Wie die Lokalzeitung im Juni 2019 berichtete, sprach Waldkirchens Bürgermeister Heinz Pollak von einer „erfreulichen Nachricht“, als dieser verkündete, dass die weißen Mobilfunk-Flecken im Stadtgebiet aus der Welt geschafft werden – und deshalb u.a. im Ortsteil Lämmersreut ein Sendemasten entstehen soll. Anfang dieses Jahres folgte der entsprechende Beschluss durch den Stadtrat.

„Nicht mit uns!“ Lämmersreuter Dorfbewohner wehren sich gegen die Installation eines Mobilfunkmastens in der Nähe ihres Dorfes. Foto: Traxler
Gleichzeitig wuchs der Widerstand gegen die mit der Aufrüstung des Mobilfunknetzes befürchteten Zunahme der Strahlenbelastung. Viele Lämmersreuter mit Christine Traxler an der Spitze organisierten sich und gründeten eine Bürgerinitiative: „Wir starteten eine Unterschriftenaktion. Dabei stellte sich heraus, dass die Bewohner großteils gar nichts wussten von einem Masten, der gebaut werden soll.“
„Beide Male blieb eine Antwort aus“
Zwar bremste der Corona-Lockdown die Bemühungen der Dorfbewohner etwas aus, weshalb bislang etwa keine Bürgerversammlung abgehalten werden konnte. Christine Traxler und ihre Mitstreiter wählten jedoch einen „kontaktloseren“ Weg, um ihrem Unmut Luft zu machen: Sie stellten in Lämmersreut ein Plakat auf und äußerten in einem Offenen Brief an Bürgermeister Heinz Pollak ihr Missfallen.
Dieses Schreiben wurde am 20. August erstmals an den Waldkirchener Rathaus-Chef verschickt, am 24. September folgte der neuerliche Appell: „Beide Male blieb eine Antwort aus“, bedauert Christine Traxler. Nach dieser aus ihrer Sicht bitteren Erfahrung ließ sie auch dem Onlinemagazin da Hog’n den Offenen Brief zukommen.
–> Hier geht’s zum Offenen Brief der Lämmersreuter Dorfbewohner (einfach klicken)
Auch da Hog’n bat Bürgermeister Heinz Pollak um eine Stellungnahme. Eine Rückmeldung blieb zunächst aus.
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Nachtrag dazu: Nach Veröffentlichung hat sich Bürgermeister Pollak doch noch gemeldet:
„Bzgl. Mobilfunkausbau verweise ich auf meine Stellungnahme im Internet:
Mobilfunkausbau heißt Ausbau #digitalerInfrastruktur in #Waldkirchen. Ich will mit der Stadt in die Zukunft, nicht in die Vergangenheit.
Um es daher mal klar zu stellen:
- Die neuen Mobilfunkmasten werden gebraucht und daher wurde auch einstimmig (!) im Bauausschuss Einvernehmen für die beantragten Masten erteilt. Die Genehmigungsbehörden haben nun die Unterlagen zur weiteren Bearbeitung.
- Es gibt keinen klaren Forschungsstand darüber, ob und wie Mobilfunkstrahlung Mensch und Natur schädigt. Der Forschungsstand ist nach wie vor offen in dieser Frage. Und das obwohl seit Jahrzehnten daran geforscht wird. https://www.quarks.de/gesundheit/handystrahlung-wie-gefaehrlich-ist-das-neue-mobilfunknetz-5g/
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Waldkirchens Bürgermeister Heinz Pollak.
Es wird keine, wie von einigen geforderte, Bürgerbefragung geben. Ich habe mich dieser Idee offen gegenüber gezeigt, jedoch ist meines Erachtens das Ganze eine Farce. Auf der einen Seite hat jeder ein Handy und will Empfang, auf der anderen Seite will jeder nach dem Floriansprinzip keinen Masten in der Nähe haben- und beides gemeinsam geht eben nicht.
- Bei der Deutschen Funkturm gmbh habe ich angefragt, ob eine Infoveranstaltung zum Thema Mobilfunkausbau in Waldkirchen abgehalten werden kann. Sobald ich Rückmeldung habe, gebe ich den Termin bekannt.
- Ich danke ausdrücklich den Bürgerinnen und Bürgern, die Grundstücke für die neuen Masten zur Verfügung stellen. Ich verurteile es auf das Schärfste, dass andere Mitbürgerinnen und Mitbürger in der Öffentlichkeit mit Flyern, Plakaten und Transparenten die Grundstückseigentümer denunzieren oder mit Drohbriefen unter Druck setzen!
Ich teile die Sorgen der einzelnen Bürgerinnen und Bürger durchaus, bin aber auf der anderen Seite auch dazu verpflichtet unsere Stadt digitale Infrastruktur zu verbessern.“
Helmut Weigerstorfer