Bayerischer Wald. Was Katastrophen betrifft, ist der Bayerische Wald bis auf das ein oder andere Sturm- bzw. Schnee-Fiasko eigentlich ganz gut davon gekommen. An was sich viele Waidler dennoch mit einem gewissen Schaudern bis heute erinnern können, ist der 26. April 1986: Die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl sorgte damals auch 1.500 Kilometer weiter westlich für große Angst vor radioaktiver Verseuchung – bereits vor 34 Jahren waren Hamsterkäufe und Panik die Folge. Ein Brand in der Sperrzone rund um das frühere Atomkraftwerk in der Ukraine sorgt nun für neuerliche Verunsicherung. Steht dem Bayerwald eine ähnliche Situation wie in den 80ern ins Haus – gerade weil in den vergangenen Tagen ein strammer Böhmwind aus östlichen Richtungen wehte?
Das Wichtigste vorweg: Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) gibt Entwarnung. „Die derzeitigen Waldbrände in dem Gebiet von Tschernobyl stellen keine Gefährdung für Deutschland dar. Dies gilt auch für den Fall, dass noch größere Waldflächen von den Bränden betroffen wären“, teilt Sprecherin Anja Lutz mit. Seit dem Bekanntwerden des Großfeuers in der ukrainischen Region rund um das einstige AKW beobachte das BfS die Situation kontinuierlich. Bisher konnten keine erhöhten Messwerte festgestellt werden, wie die Bundesamts-Pressebeauftragte zusichert: „Würden Windströmungen Luft aus Tschernobyl, die durch die Brände aufgewirbelte radioaktive Stoffe enthält, nach Deutschland bringen, wären sie auf dem langen Transportweg in der Atmosphäre sehr stark verdünnt. Die Mengen an radioaktiven Stoffen, die Deutschland erreichen könnten, wären so klein, dass sie auch mit sehr empfindlichen Messgeräten nur schwer nachzuweisen wären.“
Wild und Pilze sind weiterhin mit Vorsicht zu genießen
Die Einnahme von Jodtabletten, die im Falle einer Nuklearkatastrophe empfohlen wird, vorsorglich zu tätigen ist Anja Lutz zufolge aus genannten Gründen nicht nur unnötig, sondern gefährlich:
„Diese Tabletten können schwere Nebenwirkungen haben und dürfen deswegen ausschließlich dann eingenommen werden, wenn die Behörden ausdrücklich dazu auffordern.“ Weder der aktuelle Tschernobyl-Vorfall wirkt sich unmittelbar auf den Bayerischen Wald aus – noch hat der Unfall vor 34 Jahren gravierende Nachwirkungen. Zumindest sind dem Bundesamt für Strahlenschutz keine „negativen gesundheitlichen Strahlenwirkungen“ bekannt. Bestimmte Pilz- und Wildarten sind im Bayerischen Wald im Zuge des 26. Aprils 1986 hingegen noch immer stark belastet (mit Cäsium-137). „Wenn Wildbret oder wild wachsende Speisepilze in üblichen Mengen verzehrt werden, ist die zusätzliche Strahlenbelastung zwar vergleichsweise gering, aber vermeidbar.“
Helmut Weigerstorfer
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Einen Überblick über die detaillierten Messwerte des Bundesamtes für Strahlenschutz gibt es hier (einfach klicken)