Regen. Sie würden gerne die Teilung Deutschlands endgültig vollziehen, eine Bierpreisbremse etablieren – und erreichten bei den Europawahlen im Landkreis Regen nur 1.500 Stimmen weniger als die SPD. Die Rede ist von der „Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative“ – kurz: die PARTEI. Seit 31. August gibt es auch in Regen einen PARTEI-Kreisverband. Das Gründungstreffen fand in der Garage von ersten Vorsitzenden Jan Uhlmann statt. Im Hog’n-Interview spricht er über die Idee des „Waidler-Kanzlers“ und wie die PARTEI-Mitglieder den „antifaschistischen Schutzwall“ wieder aufzubauen gedenken…
Der PARTEI-Kreisverband Regen hat sich Ende August in einer Garage gegründet. Bekanntlich fing auch Bill Gates mal in einer Garage an – ist das ungefähr die Liga, in der man zukünftig spielen möchte?
Das war mehr oder weniger Zufall. Wir haben eine Lokalität für unsere ersten Treffen gesucht – und da hat sich meine Garage angeboten. Der Witz ist natürlich schon, dass es hier eine Verbindung zu Microsoft gibt. Aber das ist eher satirisch zu sehen. Wir wissen, wo wir uns momentan einzuordnen haben. Dass wir nicht in fünf Jahren im Bundestag sitzen, ist uns natürlich bewusst.
„Wir vertreten die extreme Mitte“
Wie sieht das Parteileben seither aus?
Wir hatten bereits einige Treffen. Unsere Lokalität befindet sich derzeit im Oberstübchen in Regen, wo wir Stammtische und Interessierten-Treffen veranstalten. Letztens hatten wir in Viechtach einen Info-Abend. Dort haben wir auch wieder einige Mitgliedsanträge bekommen. Wir wollen nicht mit dem Kopf durch die Wand, aber langsam eine Gemeinschaft wachsen lassen, um später auch Wahlkämpfe bestreiten zu können.
Welche Rolle spielt dabei der Humor?
So wie ich die PARTEI verstehe, geht es nicht um Humor, sondern um Satire. Und Satire soll ja auch Probleme ansprechen, überspitzen, hier und dort einen Stachel setzen – sprich: Leute zum Denken zu anregen, um von selbst auf Ideen zu kommen. Das hat weniger mit Humor und Verblöd‘ln zu tun. Aber es muss natürlich möglich sein, dabei zu schmunzeln – keine Frage!
Also Humor ist eher Mittel zum Zweck, um politische Botschaften besser transportieren zu können?
Genau! Anfänglich gab es da eine Diskussion bei uns. Deshalb hat sich unsere Doppelspitze auch aufgelöst, weil mein einstiger Mitstreiter Tobias Bielmeier in eine andere Richtung gehen wollte. Er ist von seinem Amt zurückgetreten. Es gab eine inhaltliche Auseinandersetzung. Wir sind aber immer noch in Kontakt – und vielleicht können wir ihn zukünftig auch wieder zurückholen.
Wo würden Sie die PARTEI auf einer Links-Rechts-Skala einordnen?
Wir vertreten die extreme Mitte. Wir sind auf jeden Fall weniger rechts als links – ganz klar, gar nicht rechts! Es mag sein, dass einige Parteimitglieder eher links sind, aber unser Grundsatz lautet: Extreme Mitte!
„Gute Satire ist auf alle Fälle unser Anspruch“
Bei den EU-Wahlen im Mai stimmten im Landkreis Regen 362 Menschen für die PARTEI. Das sind nur etwa 1.500 weniger als für die SPD…
Mit so Kleinparteien wollen wir uns eigentlich nicht stark abgeben. Wir haben größere Ziele. Doch wenn ehemalige SPD’ler Lust haben, mit einer erfolgreichen, jungen Partei zusammenzuarbeiten, sind sie herzlich willkommen. Wir sind in alle Richtungen offen – außer natürlich nach rechts.
Gibt’s nach der nächsten Bundestagswahl einen „Waidler-Kanzler“?
(lacht) Ja, die Idee war unser Startschuss. Mittlerweile haben wir das aber etwas relativiert. Wir werden derzeit in der EU von unserem Chef Martin Sonneborn und Nico Semsrott sehr gut vertreten, wobei Herr Sonneborn sicher ein sehr guter EU-Kommissionspräsident wäre. Wenn die Frau von der Leyen so weiter macht, stehen die Chancen hier ziemlich gut. Aber das mit dem Kanzler werden wir uns nochmal genauer überlegen…
Ist es manchmal anstrengend, wenn man als Partei ständig etwas produzieren muss, über das die Leute lachen sollen?
Das ist vielleicht eine Veranlagung. Viele Menschen reden nicht immer gerne einfach nur geradeaus, sondern blöd’ln lieber rum. Trotzdem sollte immer auch eine Aussage mit dabei sein. Wenn wir ein bestimmtes Thema haben, setzen wir uns zusammen und überlegen, wie wir das am besten umsetzen. Das ist aber gar nicht so anstrengend, wenn man mit mehreren Leuten beisammen sitzt. Da kommen schnell recht gute Ideen – und daraus entsteht wiederum schnell ganz gute Satire. Gute Satire ist nicht immer ganz einfach, aber auf alle Fälle unser Anspruch.
„Ich habe auch einen Migrationshintergrund“
Ihr werdet häufig kritisiert, dass ihr Steuergelder für irgendeinen Witz ausgebt…
Der Kreisverband Regen bekommt noch gar keine Steuergelder – ha! Es gibt ein Parteienfinanzierungsgesetz und wenn man eine gewisse Wählerschaft vereint, soll man nach diesem auch finanziert werden – was man dann mit dem Geld anfängt, ist den Parteien überlassen.
Wie lautet Ihre Vision für den Landkreis Regen?
Ich halte es hier wie unser Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt: Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen. Wir haben keine Vision, wir wollen einfach gute Politik machen für die Menschen im Landkreis – nicht unbedingt für die Reichen, die haben selber ihre Politiker, sondern eher für die, die kaum Fürsprecher haben. Meine Hoffnung wäre, ein paar Unentschlossene einzufangen und sagen zu können, dass wir Regner mit den Rechten nichts zu tun haben wollen: Dass also ein bisschen Menschlichkeit auch im Landkreis Regen erhalten bleibt.
Eines der Kernthemen der PARTEI ist die einstige Teilung Deutschlands in Ost und West. Derzeit feiert man 30 Jahre Wiedervereinigung – war das Rückblickend eine gute Entscheidung?
Ich denke: Ja. Aber genauso gut wäre die Entscheidung, wenn man die AfD-Bundesländer wieder mit einem „antifaschistischen Schutzwall“ abgrenzen würde. Doch ohne die Maueröffnung wäre ich persönlich auch nicht hier. Ich habe auch einen Migrationshintergrund, denn ich komme aus Sachsen. Was mich verwundert: Die offenherzige Aufnahme, die mir widerfahren ist bei den Waidlern im Landkreis und bei Kollegen und Freunden; mich wundert, warum man die nun plötzlich gegenüber anderen Fremden nicht mehr aufbringt. Das kann ich nicht akzeptieren.
Im PARTEI-Bundesverband treibt man derzeit die endgültige Teilung Deutschlands voran – sollten wir da tatsächlich mal wieder eine Mauer bauen, werden wir als Kreisverband Regen ein paar Sackerl Zement mit beisteuern.
Ein schönes Schlusswort! Alles Gute!
Interview: Johannes Greß