Aldersbach/Landshut. „Jodtabletten nach Atom-Unfall: Wann kommt die Katastrophenschutzübung?“ titelte da Hog’n im September 2017, nachdem die ehemalige Bundestagsabgeordnete Halo Saibold bei der Regierung von Niederbayern einmal mehr die Durchführung einer landkreisübergreifenden, atomaren Katastrophenschutzübung forderte. Ein Unterfangen, das die heutige Passauer Grünen-Kreisrätin aufgrund der Nähe zum tschechischen Reaktor Temelin, der Kritikern zufolge gravierende Sicherheitsmängel vorweist, als unabdingbar erachtet. Ihre Anstrengungen sind nun – teilweise – von Erfolg gekrönt worden, wie sie in einer Presseaussendung mitteilt.
„Im zweiten Quartal 2020 wird die schon vor langer Zeit von mir geforderte und immer wieder angemahnte überregionale Übung zur Verteilung von Jodtabletten zum Schutz vor radioaktiver Strahlung stattfinden“, heißt es in Saibolds Schreiben an die Medien. An der Übung werden sich die Landkreise Passau und Freyung-Grafenau sowie die Stadt Passau beteiligen. Ein weiterer Schwerpunkt im Rahmen des atomare Katastrophenschutzes sei im nächsten Jahr die Schulung der neu an den Kreisverwaltungsbehörden installierten sog. Ernährungsnotfallvorsorge-Experten. „Dies hat mir der Regierungspräsident von Niederbayern, Rainer Haselbeck, schriftlich mitgeteilt.“
Was noch folgen muss: eine umfassende Katastrophenschutzübung
Saibold begrüße die vom Regierungspräsidenten angekündigten Maßnahmen, da die Bürger ihrer Meinung nach „soweit wie nur möglich gewappnet sein müssen für den Fall, das es im Atomkraftwerk Temelin im benachbarten Tschechien zu einem Störfall kommt und Radioaktivität freigesetzt wird, die bei ungünstigem Wetter – ähnlich wie nach dem Super-GAU in Tschernobyl – als nukleare Wolke zu uns herüberweht“. Sie sei sich dabei durchaus darüber im Klaren, „dass die in erster Linie an Kindern frühzeitig verabreichten Jodtabletten nur eine minimale Schutzmaßnahme sind“. Doch die Tabletten könnten zumindest davor schützen, dass radioaktive Teilchen in die Schilddrüsen der Kinder gelangen und dort Strahlenkrebs hervorrufen.
„So sehr ich mich über die Ankündigung des Regierungspräsidenten freue, kann ich damit noch nicht zufrieden sein. Was unbedingt folgen muss, ist eine umfassende Katastrophenschutzübung für den Fall eines atomaren Unfalls in Tschechien“, so die weitere Forderung Saibolds. Im Anwendungsfall müsse die Zusammenarbeit und Kommunikation aller beteiligten Stellen und örtlichen Einsatzkräfte ebenso funktionieren wie eventuelle Maßnahmen zur Evakuierung der Bevölkerung.
„Deshalb werde ich weiterhin darauf dringen“
Die notwendigen technischen Voraussetzungen beispielsweise zur Kontaminierung müssten vorhanden sein, verkehrstechnische Regelungen ebenso geplant und geübt werden. „Allesamt schwierige Aufgaben, die durch die vorhandene Sprachbarriere auf bayerischer und tschechischer Seite nicht erleichtert werden“, findet Saibold. „Deshalb werde ich weiterhin darauf dringen, dass auf die Übung zur Verteilung von Jodtabletten schnellstmöglich eine umfassende atomare Katastrophenschutzübung durchgeführt wird.“
da Hog’n