Bayerisch Eisenstein/Arber. 12,5 Kilometer, 850 Höhenmeter – manch Couchpotato würde eine derart anspruchsvolle Strecke wohl lediglich mit einem motorisierten Untersatz in Angriff nehmen. Ganz anders diejenigen Sportler, die am Samstag, 10. Juni, am Arberland-Berglauf teilnehmen. Diese versuchen, den Weg von Bayerisch Eisenstein hinauf zum Großen Arber mit der guten, alten „Fußmarie“ zu bewältigen. Eine Leistung, die Respekt verdient. Doch nicht nur die Sportler haben nach dem Zieleinlauf Großes vollbracht – auch die Organisatoren um Stefanie Felgenhauer vom Bodenmaiser Woidläufer e.V. und Susanne Wagner, Tourismusreferentin der Arberland REGio GmbH, haben in den vergangenen Wochen und Monaten einen wahren Organisations-Marathon bestritten, über den sie im Interview mit dem Onlinemagazin da Hog’n sprechen.
Frau Felgenhauer: Wie kann man den Arberland-Berglauf mit wenigen Worten beschreiben?
Stefanie Felgenhauer: Der Arberland-Berglauf ist ein Geländelauf mit 12,5 Kilometern Länge und 850 zu überwindenden Höhenmetern – von Bayerische Eisenstein auf den Großen Arber. Es geht fast ausschließlich bergauf, nur ein sehr kurzer Abstieg findet sich dazwischen – nach dem Mittagsplatzl. Dieser Abschnitt ist technisch allerdings so anspruchsvoll, den werden die Läufer kaum als Erleichterung registrieren.
Welche verschiedenen Wertungen gibt es?
Stefanie Felgenhauer: Es gibt die beiden Meisterschaftswertungen, Deutsche Meisterschaft und Bayerische Meisterschaft, sowie den offenen Lauf. Wer bei den Meisterschaften teilnimmt, wird nicht im offenen Lauf gewertet.
Am Mittagsplatzl vorbei die Himmelsleiter hinauf
Wer darf bei den Rennen überhaupt an den Start gehen?
Stefanie Felgenhauer: Teilnehmen darf jeder, der sich selbst für fit genug hält, die 12,5 Kilometer den Großen Arber hinauf in dreieinhalb Stunden zu schaffen. Das ist das Zeitlimit beim offenen Lauf.
Was zeichnet die Strecke von Bayerisch Eisenstein zum Gipfel des Arbers aus?
Stefanie Felgenhauer: Es ist eine anspruchsvolle Strecke, da vor allem auf Trails, also wurzeligen Waldwegen, gelaufen wird – und ab dem Großen Arbersee lange, steinige Passagen auf die Läufer warten. Der Abstieg nach dem Mittagsplatzl ist nicht zu unterschätzen. Die Himmelsleiter zum Großen Arber hinauf wird mit ihren vielen Treppen die Teilnehmer auch noch einige Körner kosten…
Der Deutsche Leichtathletik-Verband und sein Pflichtenheft
Werfen wir einen Blick hinter die Kulissen: Wie viele Helfer waren bzw. sind wie viele Stunden im Einsatz?
Stefanie Felgenhauer: Der organisatorische Aufwand ist immens, da das Pflichtenheft des Deutschen Leichtathletik Verbandes (DLV) sich als sehr umfangreich herausgestellt hat. Von der Dopingkontrolle bis zur richtigen Präsentation der DLV-Sponsoren gibt es viel zu beachten. Außerdem will ein anständiges Rahmenprogramm organisiert werden. Die Strecke muss bereits mehrere Wochen im Vorfeld markiert sein und die Tage vorher noch einmal peinlichst überprüft werden. Es gilt, Verpflegungsstationen aufzubauen, den Rücktransport anzuleiern und, und, und… Das fordert viele Stunden am Telefon, Rechner und auch auf der Strecke. Allein für das Rennen selbst sind mehr als 50 Helfer im Einsatz, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Das Läuferfest ist hier noch nicht mit eingerechnet.
Wie wird die Sicherheit der Teilnehmer gewährleistet – sei es hinsichtlich möglicher Verletzungen im „wilden“ Gelände oder augrund extremer Hitze?
Stefanie Felgenhauer: Wir arbeiten sehr eng mit der Bergwacht zusammen, die dank des Arberland-Ultra-Trails schon allerhand Erfahrung mit großen Trailläufen sammeln konnte. Das Sicherheitskonzept der Bergwacht ist durchdacht und erprobt, außerdem bekommen die Teilnehmer vor dem Wettkampf eine Notfallnummer, unter der sie uns bei Zwischenfällen kontaktieren können. So ist es uns möglich, die Retter gleich an die richtige Stelle zu schicken.
Bleibt der Arberland-Berglauf eine einmalige Angelegenheit?
Susanne Wagner: (lacht) Hier möchten wir den Pelz des Bären ungern ausstellen, bevor er erlegt ist. Diese Frage beantworten wir gerne, wenn die Deutschen und Bayerischen Meisterschaften vorüber sind und wir detailliertes Feedback vom DLV bzw. unseren Startern am Großen Arber erhalten haben. Und wer die nächste Laufveranstaltung kaum abwarten kann, dem sei am 23. September dieses Jahres der zweite Arberland Ultra Trail ans Herz gelegt.
Sport – im Arberland alles andere als eine Nebensache
Welche Rolle spielt der Sport allgemein im Arberland?
Susanne Wagner: Eine sehr große! Das sieht man bereits daran, wie viel Zeit, Mühe und finanzielle Mittel in den Bau und Erhalt herausragender heimischer Sportstätten wie dem Hohenzollern Skistadion am Großen Arbersee investiert werden. Hier ist das OK Bayerischer Wald federführend. Es sind Investitionen, die sich letztlich auch in touristischer Hinsicht auszahlen.
Vielen Dank für das Interview – wir wünschen einen erfolgreichen und verletzungsfreien Verlauf.
Interview: da Hog’n