Schönberg/Arber. Von 10. bis 13. Januar rückt das Hohenzollern Skistadion in den Mittelpunkt des internationalen Wintersports. Dann nämlich findet am Arber der IBU-Cup statt – hinter dem Weltcup die zweite Liga des Biathlon-Sports. Zahlreiche Athleten aus aller Herren Länder werden dabei versuchen, sich für die Eliteklasse und somit für Duelle gegen Martin Fourcade und Simon Schempp zu empfehlen. Auch Florian Graf aus Hof (Marktgemeinde Schönberg) gehört zu den Startern. Im Interview mit dem Onlinemagazin da Hog’n spricht der 29-Jährige über seine persönlichen Perspektiven im Biathlon-Sport, sein Heimrennen am Arber und die nahenden Olympischen Spiele in Pyeongchang.
Florian: Vom 10. bis 13. Januar findet im Hohenzollern Skistadion am Arber der IBU-Cup der Biathleten statt, an dem auch Du teilnehmen wirst. Wie groß ist die Vorfreude auf den Wettbewerb vor Deiner Haustüre?
Die Vorfreude ist bei den Heimrennen natürlich immer sehr groß. Obwohl mir die sehr schwierigen Strecken nicht so gut liegen, komme ich gerne ins Hohenzollern Skistadion. Dort habe ich meine ersten Versuche als Biathlet gemacht – schöne Erinnerungen. Zudem ist es einmalig, wenn Familie, Freunde und Fans einen anfeuern.
Bei welchen Disziplinen wirst Du an den Start gehen – und welche Chancen rechnest Du Dir dabei aus?
Ich rechne mir beim Einzel-Wettbewerb die meisten Chancen aus. Dieser Wettkampf ist sehr schießlastig und wird mit einer Minute Strafzeit pro Fehler bestraft – somit kommt es eher auf eine gute Trefferleistung an, die Laufleistung steht an zweiter Stelle. Ich werde aber auch beim Sprint an den Start gehen und versuchen, ein Top-10-Ergebnis zu erreichen.
„Gerade in der Infrastruktur gibt es Verbesserungspotenzial“
Was zeichnet das Hohenzollern Skistadion aus?
Das Hohenzollern Skistadion hat sich in den vergangenen Jahren sehr positiv entwickelt. Meiner Meinung nach hat dieser Standort sehr viel Potenzial. Um ein Weltcup-Standort zu werden, muss aber noch viel an der Infrastruktur und den örtlichen Gegebenheiten gearbeitet werden. Die Strecken und der Schießstand haben bereits Weltcup-Standard, auch die Lage auf fast 1.000 Meter Meereshöhe ist perfekt für Wintersport – doch das allein reicht heutzutage nicht aus, um ein Weltcup-Ort zu werden.
Findest Du, dass der Bayerische Wald generell benachteiligt wird, wenn es um große Wintersport-Wettkämpfe geht?
Das große Problem des Bayerischen Waldes ist, wie gesagt, die verbesserungswürdige Infrastruktur. Ich weiß natürlich, dass in den vergangenen Jahren bereits viel in dieser Hinsicht gemacht wurde und es in der Folge immer wieder Konflikte mit dem Naturschutz gegeben hat. Möchte man aber große Events ausrichten, muss man sehr viel Logistik mit TV, Wax-Trucks und 20 bis 30.000 Menschen versorgen können.
Du startest in dieser Saison überwiegend im IBU-Cup, der zweiten Liga im Biathlon-Zirkus. Wie groß ist die Enttäuschung, dass Du Dich nicht mit Fourcade, Schempp, Bö & Co. messen darfst?
„Es geht im Leistungssport immer darum, der Beste zu sein“
Natürlich würde ich mich gerne mit den Besten im Biathlon-Zirkus messen. Man muss aber beachten, dass die jeweiligen Nationen maximal sechs Startplätze haben – das ist für eine Wintersport-Hochburg wie Deutschland nicht viel. Zudem mache ich auch in der zweiten Liga genau das Gleiche wie im Weltcup – nämlich Biathlon! Es geht im Leistungssport immer darum, der Beste zu sein. Natürlich will auch ich gewinnen – man darf aber dabei nicht vergessen, welch Privileg es überhaupt ist, diesen Sport auf diesem Niveau betreiben zu dürfen.
Wie weit ist der Weltcup für Dich weg? Und: Ist ein Start bei den Olympischen Spielen noch möglich?
Auch wenn ich zurzeit im IBU-Cup starte, könnte ich auch im Weltcup unter die Top 30 laufen. Die Leistungsdichte ist in Deutschland sehr hoch. Deswegen ist es schwer, einen Startplatz in der ersten Liga zu bekommen – und dann auch zu halten.
Wie man aber auch in dieser Saison bereits anhand des Franzosen Antonin Guigonnat sehen konnte, ist der IBU-Cup nicht weit vom Weltcup entfernt – seine Bilanz: Erster Platz im IBU-Cup, eine Woche später dritter Platz im Weltcup. Ein Start im Weltcup ist demnach immer möglich, aber dazu muss man im IBU-Cup an erster Stelle stehen, um sich für die erste Liga zu empfehlen. Mein Ziel, die olympischen Spiele in Südkorea, werde ich wohl leider nicht erreichen.
Abschließend ein Blick in die Zukunft. Wohin wird Dich Dein Karriereweg noch führen?
Ich möchte gerne diesem Sport treu bleiben. Das hängt aber nicht alleine von mir ab. Dazu muss mein Arbeitgeber, der Zoll, mir die nötigen Freiheiten geben. Einen Trainerschein habe ich bereits gemacht, irgendwann möchte ich meine Erfahrungen an die Jugend weitergeben.
Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg am Arber.
Interview: da Hog’n