Regen/Zwiesel. Der Weg durch den Zwieseler Wald (bei Rotkot) hinauf zum Bergwerksstollen im Kellerberg ist lang. Am Montagvormittag begab sich Landrat Michael Adam in Begleitung von Lieselotte Bielmeier und Monika Knauf-Schöllhorn vom Umweltamt des Landkreises Regen dennoch dorthin. Der Grund: Die Landkreismitarbeiter wollten sich vor Ort ein Bild von der neuesten Landkreisliegenschaft machen, wie es in einer Pressemitteilung des Landratsamts heißt.
Für den Landkreis Regen ist der Bergwerksankauf eine Premiere
„Einsteigen können wir leider nicht“, sagt Bielmeier, denn: „Der Eingangsbereich des Bergwerks ist einsturzgefährdet, das hat auch das Bergamt festgestellt.“ Und so könne man den Stollen nur von außen besichtigen – im nächsten Jahr soll dieser Bereich jedoch saniert werden, dann könne man auch wieder in den Berg einfahren.
Bereits in den kommenden Monaten sollen Bergbauexperten vom Bergamt in Verbindung mit Fachleuten die Planungen vorantreiben. Beim Ortstermin wollten sich Adam und seine Mitarbeiter ein Bild von der Lage machen, denn für den Landkreis Regen ist der Bergwerksankauf eine Premiere. „Es freut mich, dass wir das Bergwerk erwerben konnten“, stellte Adam fest, denn durch den Kauf könne man die in den Stollen lebenden Fledermäuse schützen und auf diese Weise ihre Heimat bewahren. Dort, wo vom 16. Jahrhundert an bis ins Jahr 1956 Bergbau betrieben wurde und Pyrit sowie Magnetkies ans Tageslicht befördert worden sind, leben heute mindestens zehn streng geschützte Fledermausarten mit mehr als 100 Exemplaren. Es handelt sich nach dem Silberberg bei Bodenmais um das artenreichste und größte Fledermaus-Winterquartier in ganz Niederbayern.
Kosten für Landkreis im „niedrigen fünfstelligen Bereich“
„Die alten Stollen haben sich zu einem landesweit bedeutenden Fledermausquartier entwickelt“, weiß Knauf-Schöllhorn und zählt zahlreiche Arten wie das Große Mausohr, das Braune Langohr, die Nord-, Wasser– und auch die Mopsfledermaus auf. Auch die Fransen-, Bechstein– und Bartfledermaus sind hier schon gesichtet worden. 2009 wurde im Rotkot-Stollen erstmals im Bayerischen Wald die Kleine Hufeisennase wiederentdeckt. Durch das Einstiegsverbot könne man derzeit nicht umfassend überprüfen, wie viele Tiere da sind – dies soll sich aber nach der Sanierung ändern, wie der Pressemitteilung des Landratsamts zu entnehmen ist. Dann könnten die Fledermäuse wieder erfasst und der Lebensraum weiterhin geschützt werden. Diese Kontrollen wurden in der Vergangenheit durch Susanne Morgenroth, der Fledermausbeauftragten des Naturparks, und die ehrenamtlichen Naturschutzwächter zusammen mit der Unteren Naturschutzbehörde durchgeführt.
Nachdem der Landkreis Regen vom Bayerischen Naturschutzfonds mit 75 Prozent unterstützt wurde, konnten die Landkreisverantwortlichen den Kauf des Bergwerksstollens rasch realisieren. Bei den Kosten handele es ich um einen „Betrag im niedrigen fünfstelligen Bereich“, wie LRA-Pressesprecher Heiko Langer auf Hog’n-Nachfrage mitteilt. Das Bergwerk habe zuvor einer Privatperson gehört.
Landkreis Regen wird das Recht auf Bergbau nicht nutzen
Dabei ist ein Bergwerk auch ein neuer Rechtsraum für den Landkreis, heißt es in der Pressemitteilung. So gehöre der oberirdische Grund der Stadt Zwiesel, das unterirdische Bergwerkseigentum sei ein eigener Rechtstitel, der im Grundbuch eingetragen ist – mit dem Recht zum Bergbau. Der Landkreis Regen werde dieses Recht aber nicht wirklich nutzen – lediglich die Fledermäuse sollen dort auch künftig ein- und ausfliegen können und ungestört ihr Winter- bzw. Sommerquartier aufschlagen.
da Hog’n
Fotos: Susanne Morgenroth, Alfred Baierl, Landratsamt Regen