Seit wenigen Tagen heißt es wieder „O’zapft is!“. Mit dem traditionellen Fassanstich durch den Münchener Oberbürgermeister Dieter Reiter am 20. September um 12 Uhr begann der Ausschank auf dem größten Volksfest der Welt. Seit 1810 findet das Oktoberfest auf der Theresienwiese in München statt – heuer zum 181. Mal. Mehr als sechs Millionen Besucher werden auch heuer wieder auf die Wiesn kommen – viele von Ihnen in Dirndl und Lederhosen. Die Tracht gehört zur Wiesn wie das Bier in den Festzelten. Doch wie traditionell sind die Oktoberfestgewänder im Jahr 2014?
Verkleiden wie die Bayern
Schon im vergangenen Jahr zeigte sich der Trend zur Tracht ungebrochen. Selbst für junge Wiesn-Besucher ist das passende Oktoberfestgewand ein Muss. Ob die feschen Outfits aber auch vor den Augen der Trachtenexperten vom Bayerischen Trachtenverein bestehen würden, darf bezweifelt werden. Mitunter braucht es schon ein wenig guten Willen, um die bunten Festgewänder im jugendkonformen Nostalgie-Look als Trachten zu erkennen. Denn längst hat die Fashion-Industrie den Trend zum Dirndl erkannt. Topmodische Modelle mit gekürztem Rock und in gefälligen Farben gibt es mittlerweile sogar bei C&A – und die stellen so manch traditionelle Kluft in den Schatten. Weniger zünftig zeigt sich der bayerisch-österreichische Trachtenstil der Bekleidungsketten und Internethändlern in einer großen Vielfalt. Die geschichtliche Überlieferung und historische Vorbilder rücken hier immer mehr in den Hintergrund.
Das Motto lautet: Weniger ist mehr!
Manch echter Trachtler denkt bei einer solchen Kostümierung eher an Fasching als an zünftigen Wiesn-Zauber. Und so stößt die „Bayern-Verkleidung“ nicht überall auf Wohlwollen. Fettnäpfen gilt es insbesondere bei den Accessoires zu vermeiden. Als Möchtegern-Trachtler outet sich zum Beispiel, wer Cowboystiefel, Turnschuhe oder Wollmütze zur Lederhose trägt. Und auch das Glitzer-Dirndl mit Minirock in Pink oder Hellblau wird von den Einheimischen eher argwöhnisch beäugt. Denn bei echten Trachtlern gilt nach wie vor das Motto: Weniger ist mehr!