Špičák. Im Keller einer alten Villa mitten im Wald nahe des tschechischen Spitzbergs hat Florian Hollmann seine Werkstatt. Hier hat sich der ehemalige Snowboard-Profi vor drei Jahren niedergelassen und geht in aller Ruhe seiner Berufung nach: In sorgfältiger Handarbeit fertigt er individuelle Ski und Snowboards, Long- und Wakeboards sowie vielerlei andere Bretter, die den Boardsport – egal, ob zu Land oder zu Wasser, Sommer wie Winter – prägen. Die Hog’n-Mitarbeiterinnen Katharina Brunner und Vera Neumann haben den Gründer von „The Turtle Project“ in seinem Reich besucht und ihm bei der Arbeit über die Schulter geschaut …
Špičák im Böhmerwald ist nur einen Katzensprung von der bayerisch-böhmischen Grenze bei Bayerisch Eisenstein entfernt – und doch scheint man hier in einer ganz anderen Welt zu sein. Vom Winter ist an diesem Tag im März nicht mehr viel zu erkennen: Die Hänge sind grün, die Straßen frei von Schnee, hie und da erblickt man leer stehende Hotels – die Skiregion wirkt nahezu ausgestorben.
Skiregion Spitzberg: Früher das „St. Moritz Tschechiens“ genannt
Die Villa unterhalb des geschichtsträchtigen Hotels „Rixi“, in der Florian Hollmann mit Frau und Tochter wohnt, wurde – ebenso wie das Hotel – im ausgehenden 19. Jahrhundert von dem Prager Architekten Jan Rixi erbaut. „Früher nannte man diese Gegend das St. Moritz Tschechiens“, erzählt Hollmann.
Heute lässt sich die blühende Vergangenheit anhand der verfallenen Hotelfassade nur noch erahnen. Doch das „Rixi“ diente nicht nur den Schönen und Reichen der Zwanziger und Dreißiger Jahre als Urlaubsresidenz – auch ranghöchste Nationalsozialisten stiegen einst hier ab. Hermann Göring, nicht bloß Oberbefehlshaber der Luftwaffe, sondern auch Reichsjagdminister, verkündete im September 1939 an eben jenem Ort seine illusorischen Pläne zu einer Zwangsumsiedlung der Bewohner des Bayerischen und des Böhmerwaldes, um auf diesem Grund ein großes Reichsjagdgebiet zu errichten. Der Zweite Weltkrieg verhinderte jedoch die Realisierung dieses Projekts – glücklicherweise. Heutzutage steht das einstige Luxushotel leer.
„Später, im Nationalsozialismus, wollte das Hitler-Regime den Bayerischen Wald als Reichsjagdgebiet einrichten. Am 21. September 1939 hat der damalige Reichsjagdminister, Hermann Göring, im böhmischen Eisenstein im Hotel Rixi den Landräten und Bürgermeistern erklärt, dass ab 1940 begonnen wird, die Bewohner des Bayerischen Waldes zwangsumzusiedeln in die Ukraine, und das Gebiet zwischen Passau und Regensburg an der Donau bis nach Berg-Reichenstein (heute Tschechien) werde Reichsjagdgebiet, wo nur noch wenige leben dürfen, die das Heu für die Hirsche und das Wild erwirtschaften. Alle andern hätten wegmüssen. Dann ist der Zweite Weltkrieg dazwischen gekommen, und diese Hirngespinste sind natürlich nicht umgesetzt worden“ (Quelle: www.zeit-fragen.ch)
Vom Snowboard-Weltcup zum Studium der Kunststofftechnik
Doch warum hat es Florian Hollmann ausgerechnet dorthin verschlagen? „Tja, die Liebe“, meint er lachend und wirft seiner Frau Pavla, einer Großnichte des Architekten Rixi, einen liebevollen Blick zu. Geboren und aufgewachsen am Tegernsee, kam der heute 48-Jährige schon früh mit dem Ski- und Surfsport in Kontakt. Die Voraussetzungen dafür waren schließlich ideal: „50 Meter zum See, 50 Meter zum Berg“, sagt er kurz und knapp. So ist es wenig verwunderlich, dass der Bastler bereits mit 14 Jahren seine ersten Bretter selber baute. Durch einen Film war er einst auf den Snowboard-Sport aufmerksam geworden – und war sofort fasziniert. „Ich wollte es auch lernen, also habe ich mir ein Snowboard aus den USA bestellt“, blickt der ehemalige Profi-Sportler zurück.
Das war das letzte Brett, das er sich gekauft hat – alle danach hat er selbst gebaut. Ende der Achziger betrieb er den Snowboard-Sport einige Jahre sogar professionell – nahm schon damals als einer der ersten Deutschen an Weltcup-Rennen teil. „Zum Leben hat es nicht gereicht, aber immerhin hatte ich Full-Sponsoring“, erzählt Hollmann. Sechs Snowboards aus Weltcup-Tagen, die an einer Wand in seiner Werkstatt hängen, erinnern noch daran. Wie viele Bretter er mittlerweile schon konstruiert hat, kann er heute nicht mehr sagen: „Aber kann gut sein, dass es in die Tausende geht.“
„The Turtle Project“ steht für Individualität und Langlebigkeit
Seine Leidenschaft zum Handwerken wurde durch ein Studium der Kunststofftechnik an der Hochschule in Rosenheim weiter vertieft. Schon damals reifte die Idee zu seinem Geschäftsmodell „The Turtle Project„. Während der Studienzeit spezialisierte sich Hollmann auf Faserverbundwerkstoffe – er eignete sich Fachwissen an, das zu der Entwicklung neuer Modelle entscheidend beiträgt. Die Produkte von „The Turtle Project“ sollen vor allem eins sein: langlebig – genau wie die Schildkröte, die dem Geschäftsprojekt ihren Namen gibt. Die Verwendung umweltfreundlicher und vor allem möglichst regional bezogener Materialien ist für den Geschäftsinhaber ein Muss. Die Herstellung der individuellen Anfertigungen dauert meist zwischen zwei und vier Tagen. Da die aus vielen Einzelschichten bestehenden Bretter gepresst werden und somit vor Gebrauch noch komplett aushärten müssen, sind die Stücke erst nach einer Woche endgültig fertig.
Ob seine Boards besser sind als andere? „Besser nicht“, entgegnet der Brettl-Bauer schmunzelnd. „Aber dafür individuell! Jedes Stück ist einzigartig.“ Die Kosten für diese Unikate, die speziell nach den Ansprüchen und Wünschen des jeweiligen Kunden gefertigt werden, sind dabei jedoch nicht höher als bei aktuellen handelsüblichen Modellen. Aktiv werben, um seinen Kundenstamm zu erweitern, möchte Hollmann allerdings nicht. Er bleibe lieber bei Mund-zu-Mund-Propaganda, sagt er. Schließlich habe der Ex-Profi sich über die Jahre hinweg einen Namen in der Boardsport-Szene machen können. „Zu viele Aufträge könnte ich irgendwann nicht mehr alleine bearbeiten“, meint er – denn dann würde auch die Individualität, die seine Stücke auszeichnet, verloren gehen.
Wie entsteht eigentlich so ein Unikat? Florian Hollmann gewährt Einblicke in seine Arbeit:
Seit einiger Zeit arbeitet Hollmann mit seinem Freund Herbert Hackl zusammen, Betreiber des Boardsportladens „Talwärts“ in Deggendorf. Gemeinsam wollen sie im kommenden Sommer Selbstbau-Workshops organisieren, bei denen maximal sechs Teilnehmer an einem Wochenende ihre eigenen Longboards konstruieren können.
Im Sommer 2014: Eigene Bretter bauen bei Longboard-Seminaren
An drei Tagen erlernen die Besucher in Theorie und Praxis alles rund um die Herstellung und Handhabung der Bretter – von der Beschaffenheit der verschiedenen Werkstoffe über den Arbeitsprozess bis hin zum Umgang mit dem Gefährt. Umrahmt wird das Seminarwochenende von verschiedenen gemeinsamen Aktivitäten an der frischen Luft und gemütlichem Beisammensein am abendlichen Lagerfeuer.
Daran anknüpfend möchten Hackl und Hollmann sogenannte „Follow Up“-Wochenenden anbieten, bei denen die Boarder mit ihren eigenen Brettern unter professioneller Anleitung die Gegend rund um den Spitzberg erkunden können. Hierbei soll das Fahrverhalten und der Umgang mit dem Longboard optimiert werden. Bereits konkret geplant ist ein Selbstbau-Workshop im Juli als grenzübergreifende Aktion mit Schülern der Gymnasien Zwiesel und Pilsen.
Es rührt sich also was in der vermeintlich einsamen Böhmerwald-Region. An neuen Ideen mangelt es dem Sportler Hollmann, der beruflich ursprünglich im Marketing tätig war und im vergangenen Winter den Glasberglift in Zwiesel wiederbelebt hat, nicht. Und wenn er mal keine neuen Brettl bastelt? Dann widmet er sich der weiteren Renovierung seiner Villa. „Da muss noch einiges gemacht werden“, stellt er lächelnd fest.
Katharina Brunner und Vera Neumann
An Florian
Servus !
Machst Du auch Telemark-Tourenski ?
LG Robert
hallo florian,
obertauern lässt grüßen.
die ( ehemals ) oberhausener haben durch einen tipp von michael u.doris
von dir und deinem neuen leben erfahren.
wäre schön mal was von dir zu hören, sind bis 8.6. im urlaub.
mailadresse : dustyschmuck@gmx.de
ganz liebe grüsse
karin und dieter
Hallo Florian,
habe den TAPTAP Beitrag im BR (Anfang 2019) gesehen…toll in Zeiten überfüllter Pisten wenn man abseits von Liften/Loipen/Touren was tun kann, auch gut mit Hund denke ich, oder?
Wie kommt man denn an so etwas ran (Website?…physischer Shop bei Euch?), bzw. was braucht es noch alles dazu…Schuhe (welche?), besondere Stöcke?…was braucht Ihr ggfs. für Angaben (Alter, Größe, Geschlecht, Gewicht…)?
Habe leider nichts gefunden…wahrscheinlich zu doof…
Vielen Dank
LG aus Olching
Merten
Hallo Herr Merten,
Gerne erhalten Sie alle Informationen per Mail
florian.hollmann@gmail.com oder unter der +49 15256056122
Der Tap Tap ist in der Tat eine klasse Alternative zu den herkömmlichen Wintersportarten.
Ich würde mich freuen mit Ihnen in Kontakt zu kommen.
Winterliche Grüße aus dem Bayerischen Wald
Florian Hollmann
Sehr geehrter Herr Hollmann,
in der Sendung „Zwischen Spessart und Karwendel“ am 5.1. haben Sie, unter anderem, gesagt, daß Sie Stoffe verwenden wollen, die weniger giftig sind als Kunststoffe.
Nun habe ich die Frage, welche Giftstoffe in Kunststoff enthalten sind.
Mit freundlichen Grüßen,
Stephan Junghans
Sehr geehrter Herr Junghans,
Epoxidharze sind im ausgehärtetet Zustand völlig neutral, im Flüssigen Zustand nicht.
Genauere Informationen zum Entropy Resin entnehem Sie bitte der Hersteller Seite
https://entropyresins.com/wp-content/uploads/2014/03/ONE-TDS.pdf
Herzlichen Dank
Mit freundlichen Grüssen
Florian Hollmann