Passau. Nachdem Sprecher der Hochschulgruppe MuK Aktiv Uni-Präsident Burkhard Freitag vorgeworfen hatten, den Ruf der Universität Passau zu gefährden und gerichtliche Auseinandersetzungen zu riskieren, hat nun im Zentrum für Medien und Kommunikation ein erstes Gespräch zur derzeitigen Situation in den Studiengängen stattgefunden.
Rund zwei Stunden diskutierten die Beteiligten über die Probleme
Das Gespräch war in Folge zweier offener Briefe zustande gekommen, die MuK Aktiv e.V., die zentrale Studierendenvertretung für die „Medien und Kommunikation„-Studierenden, an die Unileitung adressiert hatten, um auf die massiven Probleme in den Studiengängen aufmerksam zu machen – sie prangerten überfüllte Studiengänge und zu wenig Lehrkräfte an.
Auf Einladung von Prof. Dr. Ralf Hohlfeld, Lehrstuhlinhaber für Kommunikationswissenschaft, diskutierten Mitglieder von MuK Aktiv, weitere „MuK“-Studierende , die Universitätsleitung, vertreten durch die Kanzlerin Dr. Andrea Bör und der kommunikationswissenschaftliche Lehrstuhl rund zwei Stunden über die akuten und chronischen Probleme der Studiengänge. Kanzlerin Bör erklärte ihre grundsätzliche Gesprächsbereitschaft und erläuterte ihr Bewusstsein für die in den Briefen vorgebrachten Probleme, verwies aber auf ihre Verantwortung gegenüber der gesamten Universität.
Falsche und ungenügend vorausschauende Ressourcenverteilung?
Alle anwesenden Parteien stimmten in ihrer Wahrnehmung dahingehend überein, dass die aktuelle Situation äußerst unbefriedigend ist, und dass Handlungsbedarf besteht. Dennoch herrschte eine grundsätzliche Meinungsverschiedenheit über die Ursachen der jetzigen Problemlage. Der kommunikationswissenschaftliche Lehrstuhl und MuK Aktiv führten hierbei eine falsche und ungenügend vorausschauende Ressourcenverteilung vonseiten der Unileitung auf.
Im Gespräch wurden erste Lösungsansätze skizziert. Eine Vergrößerung der Seminargruppen wurde als wenig sinnvoll erachtet, da dadurch die Qualität der Lehre abnehmen würde. Um eine adäquate Versorgung aller Studierenden im Zentrum für Medien und Kommunikation zu gewährleisten, müsste die Anzahl der Neu-Zulassungen deutlich gesenkt werden. Des Weiteren wurde eine eventuelle Umstrukturierung der Studiengänge Medien und Kommunikation angedeutet.
Studierende: Eine derartige Haltung ist grob fahrlässig?
Kurzzeitig entstand eine Diskussion um die in den Medien missverständlich kommunizierte Zahlen für das kommende Sommersemester. Vertreter des InteLec-Zentrums, zuständig für die technische Unterstützung der Anmeldung, stellten geringere Zahlen in den Raum. Dabei zeigte sich jedoch schnell, dass ein Verständnis für die daraus resultierenden Studienbedingungen fehlte, ebenso wie das Wissen um die Bedeutung der Modulkataloge der „MuK“-Studiengänge. Prof. Hohlfeld fasste prägnant zusammen: „Wir reden in diesem Fall darüber, ob bei einem Hochhaus gerade 14 Stockwerke brennen oder acht.“
Auch beim Thema Wahlfreiheit innerhalb der zur Verfügung stehenden Module gingen die Meinungen stark auseinander. Eine Eigenschaft der Studiengänge, mit der die Universität breit in der Öffentlichkeit wirbt und so nicht mehr gegeben ist, bezeichnete Prof. Hohlfeld als „Mogelpackung“. Dieser Punkt war auch von MuK Aktiv in beiden Briefen stark hervorgehoben worden. Kanzlerin Bör zeigte hierbei wenig Verständnis: „Es ist leider kein Wunschkonzert.“ Die Studierenden meinten, dass eine derartige Haltung nicht nur grob fahrlässig sei, sondern auch die Grundprinzipien der Studiengänge in Frage stelle.
Erneute Gespräche sollen Mitte März folgen
Matthias Strobel (kommunikationswissenschaftlicher Lehrstuhl) definierte Wahlfreiheit nach einem anderen Maßstab: „Es ist tatsächlich so, dass diese Wahlfreiheit dazu führt, dass sich die Studierenden selbst aussuchen können, was sie letztendlich gerne machen.“ Und das mache ein Studium schließlich aus. Weiter wies er auf die Tatsache hin, dass es ihn nicht wundere, wenn Studierende Module wählten, in denen es interessante Berufsfelder, eine gute Ausstattung sowie qualifizierte Lehrende gäbe. Eine Studentin fasste die Diskussion um die Wahlfreiheit treffend zusammen: „Entweder die Regelstudienzeit einhalten und Fächer wählen, die meine Berufslaufbahn nicht unterstützen oder weitere Semester anhängen, um meine Wunschmodule belegen zu können – das widerspricht der Beschreibung des Studiengangs.“
Trotz der mehrmaligen Schilderungen der Problematik seitens des kommunikationswissenschaftlichen Lehrstuhls habe die Universitätsleitung seit Oktober 2013 nichts unternommen, um den Engpässen auf lange Sicht entgegen zu wirken, sagte Prof. Hohlfeld im Kontext seines vorangegangenen Dialogs mit der Unileitung. Erneute Gespräche mit allen Beteiligten sind für Mitte März datiert. In einem konstruktiven Dialog sollen konkrete Lösungen und Maßnahmen für die kurz- und mittelfristigen Probleme ausgearbeitet werden. Die Kanzlerin dankte MuK Aktiv und stellte klar, dass „ihre Tür“ jederzeit offen stehe.
da Hog’n