Neuschönau. Die niederbayerischen Sparkassen haben am Dienstagabend acht Unternehmen mit dem Niederbayerischen Gründerpreis ausgezeichnet. Dass die Preisverleihung rund um den Baumwipfelpfad in der Nationalparkgemeinde Neuschönau stattfand, kam dabei nicht von ungefähr: „Ich habe diesen Veranstaltungsort deswegen gewählt“, sagte Freyung-Grafenaus Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Erwin Bumberger, „weil die Grundidee des Nationalparks, nämlich ‚Natur Natur sein lassen‘, ideal zur Idee des Gründerpreises passt. Die Wendigen, Erfolgreichen, Intelligenten und Widerstandsfähigen werden überleben – in der Natur so wie in der Wirtschaft.“
Zwei Preisträger kommen aus dem Landkreis Freyung-Grafenau
Gemeinsam mit dem Magazin „Stern“ und der „McKinsey&Company“ haben die Sparkassen den Existenzgründer-Wettbewerb „StartUp“ 1997 ins Leben gerufen. Seit Beginn der Initiative wurden mehr als 10.000 Gründerteams auf dem Weg in die Selbständigkeit begleitet. Beim Deutschen Gründerpreis sind neben den Sparkassen der „Stern“, das „ZDF“ sowie „Porsche“ als Partner mit im Boot. In Ergänzung dazu wurden der Bayerische und 2004 der Niederbayerische Gründerpreis eingeführt. Alle drei Auszeichnungen werden für vorbildhafte Leistungen bei der Entwicklung von innovativen und tragfähigen Geschäftsideen und beim Aufbau neuer Unternehmen verliehen. Ziel des Wettbewerbs ist es, ein positives Gründungsklima in Deutschland zu fördern und Mut zur Selbstständigkeit zu machen.
Verliehen wurde der Niederbayerische Gründerpreis 2013 in den Kategorien „StartUp“, „Aufsteiger“, „Unternehmensnachfolge“, „Lebenswerk“, „Sonderpreis“ und „Konzept“. Über 6.000 Euro wurden dabei gemeinsam von den niederbayerischen Sparkassen als Preisgelder vergeben. Unter den acht Preisträgern befanden sich mit der Pauli & Raab GmbH aus Grainet und der FWF-Technik GmbH & Co. KG aus Waldkirchen auch zwei Firmen aus dem Landkreis FRG.
Kategorie StartUp
Preisträger: Tobias Hirl, Geschäftsführer der Hirl Misch- und Anlagentechnik GmbH & Co. KG in Falkenberg
Die Familie Hirl führt bereits seit 1618 einen landwirtschaftlichen Familienbetrieb mit Milcherzeugung und Rinderzucht. 1980 bauten die Eltern von Preisträger Tobias Hirl die Hirl Landtechnik GmbH auf, 2010 gründete der damals 28-jährige Sohn dann die Hirl Misch- und Anlagentechnik GmbH & Co. KG. Der Grundstein zur erfolgreichen, eigenständigen Produktion von Futtermischwägen inklusive Vertrieb war damit gelegt.
„Die vom Preisträger produzierten Mischwägen zeichnen sich durch Innovationsvielfalt und ein rundum gelungenes Gesamtpaket bei hervorragendem Preis-Leistungsverhältnis aus“, so Laudator Martin Ruhland von der Sparkasse Rottal-Inn. „Durch die Nähe zum Kunden und den eigenen Erfahrungen aus der Landwirtschaft werden die Mischwägen laufend weiterentwickelt und auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten.“
Kategorie Aufsteiger
Preisträger: HBH Holzbau Zimmerei GmbH in Landau
„HBH – diese drei Buchstaben stehen für ein Unternehmen, das sich in den letzen Jahren zu einem erfolgreichen Aufsteiger entwickelt hat“, so Gerhard Schecher von der Sparkasse Niederbayern-Mitte. Die Bandbreite der Holzbau-Firma reicht von der kompletten Dachsanierung über den Holzhausbau und Holzrahmenbau, bis hin zu hoch spezialisierten Stahl-Holzbau-Konstruktionen und Sonderschaltungsteilen für zum Beispiel Wasserturbinen. Die drei Buchstaben HBH stehen für die Gründungsgeschäftsführer Hofmann, Buchleitner und Holzer. Heute besteht die Geschäftsführung aus den zwei Gründungsvätern Jakob Buchleitner und Ralf Hofmann sowie dem Gesellschafter Helmut Holzer.
Im Jahr 2005 übernahmen sie, aufgrund der fehlenden Nachfolge, die Firma Harlander Holzbau. In den folgenden Jahren entwickelten sie mit großer Zielstrebigkeit das Unternehmen HBH, das mittlerweile auf eine Belegschaft von insgesamt 35 Mitarbeitern angewachsen ist. „Bei HBH findet man nicht nur ein großes fachliches Know-How, sondern auch Flexibilität, eine breite Angebotspalette sowie bestens qualifizierte Mitarbeiter, die in einem guten Betriebsklima den Erfolg begründen“, lobte Schecher die Firma.
Kategorie Unternehmensnachfolge
Preisträger: Andreas Raab von der Firma Pauli & Raab GmbH in Grainet (Firmengründer: K. Pauli)
1969 gründete Kaspar Pauli das heutige Familienunternehmen, in dem zunächst Schmiede- und Schlosserarbeiten sowie die Reparatur und der Vertrieb von Landmaschinen angeboten wurden. „Das Unternehmen kann in seiner langen traditionsreichen Firmengeschichte auf ein hohes Maß an Innovationen und Unternehmergeist zurückblicken“, sagte Erwin Bumberger, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Freyung-Grafenau, in seiner Laudatio. Konstruktive und individuelle Lösungen seien eine Stärke des Preisträgers. Dieser Umstand zeichnete sich auch bei der Nachfolgeregelung ab: Der Firmenbereich Maschinenbau wurde 2005 erfolgreich auf Andreas Raab übertragen. Ein weiteres Standbein des früheren Familienbetriebes, die Landmaschinentechnik, wurde an den Neffen Thomas Pauli übergeben. Neben vielen Betriebserweiterungen kam 2011 die Erweiterung um den Bereich Wasserstrahlschneiden mit der Pauli Aquatec mit vier Mitarbeitern hinzu.
2012 ging der Firmengründer Kaspar Pauli nach 43 Jahren Selbständigkeit in den Ruhestand. Das Unternehmen mit 22 Mitarbeitern und hochqualifizierten Arbeitsplätzen übergab er an Andreas Raab und Thomas Pauli. „Ein schönes Beispiel dafür, dass ein Familienbetrieb in der Nachfolgeregelung erfolgreich auf familiäre Wurzeln bauen kann“, so Bumberger.
Kategorie Lebenswerk
Preisträger: Paul Urzinger von der Firma Josef Urzinger in Landshut
Bereits seit 1953 führte Paul Urzinger erfolgreich die von seiner Großmutter 1897 gegründete Wäscherei. „Dank des großen Fleißes und der unternehmerischen Weitsicht entwickelte sich der Betrieb zur modernsten und leistungsfähigsten Wäscherei Niederbayerns“, zeigte sich Laudator Josef Wirkert von der Sparkasse Landshut voll des Lobes. Der Betrieb wurde mehrfach erweitert, immer wieder wurde in neue Techniken investiert. So steht seit 2007 Europas größte Waschstrasse bei der Firma Urzinger. Mittlerweile beschäftigt die Wäscherei etwa 400 Mitarbeiter am Standort Landshut und bearbeitet täglich rund 100 Tonnen Textilien.
Auch der Umweltschutz liegt Paul Urzinger am Herzen. Mit dem Umweltmanagementsystem gelang es, einen aktiven Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft zu leisten. Der Unternehmer ist außerdem Gründungsmitglied der LavanTex Gruppe. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss sechs süddeutscher Fachbetriebe für textile Mietdienste. Urzinger engagiert sich ebenfalls im sozialen Bereich. Jährlich gehen mehrere Tonnen ausgesonderter Mietwäsche zu Hilfsprojekten in der ganzen Welt.
Kategorie Sonderpreis
Preisträger: Bayern-Park Freizeitparadies GmbH in Reisbach
Aus dem ehemaligen Vilstaler Wildpark wurde 1991 der Bayern-Park – seitdem folgten stetig neue Attraktionen wie die Sommerrodelbahn, die Wildwasser-Rafting-Anlage oder der Walderlebnisspielplatz. Die 2010 eröffnete Indoorhalle „Burg Fellbach“ war die letzte Baumaßnahme des Park-Gründers Joseph Hochholzer, der 2009 verstarb. Heute leitet seine Nichte Silke Holzner den Park, unterstützt von Hochholzers Mutter Elfriede.
Mit dem Freischütz wurde 2011 eine der extremsten Katapult-Achterbahnen der Welt eingeweiht. „Freizeitvergnügen von einer Familie für Familien anzubieten, sind ein Erfolgsgeheimnis des Bayern-Parks“, so Gerhard Schecher von der Sparkasse Niederbayern-Mitte. Besucherzuwächse um 30 Prozent konnten mitunter verbucht werden – und auch die Grundfläche des Parks wurde in den letzten Jahre stetig erweitert.
Kategorie Konzept – 3. Platz
Preisträger: Metallverarbeitung Christian Pongratz in Untergriesbach
Christian Pongratz absolvierte 1997 die Ausbildung zum Metallbauer in der Fachrichtung Konstruktionstechnik und war dann weitere 15 Jahre in diesem Bereich tätig. In dieser Zeit erwarb er im Rahmen seiner Weiterbildung den Abschluss zum Metallbaumeister, Schweißfachmann und Prüfer. Dabei beschäftigte er sich nicht nur mit der Fertigung von Zäunen, Balkonen, Treppen und anderen Stahlkonstruktionen, sondern war auch schon maßgeblich am Auf- und Ausbau anderer Schlossereien und an Großprojekten in verantwortlicher Position beteiligt.
„Mit seinem Konzept, Kunden im Bereich der Metallverarbeitung hochwertige Qualität zu bieten und die Konstruktionen vorher bereits im 3D-Bereich zu veranschaulichen, ist Christian Pongratz im Raum Untergriesbach bei Passau sehr erfolgreich“, bescheinigte Ludwig Fuller von der Sparkasse Passau dem Gründer. Den Erfolg sieht man daran, dass Pongratz es bereits im ersten Geschäftsjahr schaffte, von der geplanten nebenberuflichen Tätigkeit in die hauptberufliche Variante zu wechseln.
Kategorie Konzept – 2. Platz
Preisträger: vI verbal Intelligence GmbH in Passau (Firmengründer: Dietrich Höschele, Dr. Markus Grottke, Dr. Stephan Wildner)
Bis vor einiger Zeit klang es wohl noch futuristisch: die Idee, Geschäftsberichte anderer Unternehmen maschinell, also software-gestützt, auszuwerten. Es geht dabei nicht nur um die Auswertung von Zahlen, sondern auch der Texte und die dort eingebauten Aussagen und Informationen. Diese Idee wurde bereits Anfang 2011 von Dr. Stephan Wildner in Angriff genommen. Er entwickelte den Prototypen für die verbal Intelligence. Seine Kenntnis der Verfahren der qualitativen Textanalyse setzte er bereits während seiner Promotion über Wissensmanagement am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik II der Uni Passau ein.
Dr. Markus Grottke, der als Forscher und Entwickler der Analysemethodik fungiert, ergänzte das Projekt um seine fachliche Kompetenz. Als jeweils Jahrgangsbester schloss Dr. Markus Grottke die Studiengänge Literaturwissenschaften und Betriebswirtschaft ab und promovierte über das Thema „Lageberichtsanalyse“. Dietrich Höschele schließlich kümmert sich um die Vermarktung der Software. Bei seiner Studienabschlussarbeit, einer Marktanalyse im Hinblick auf die Ausgründung, gelang es ihm bereits, Anfragen von interessierten Testnutzern für die Software zu erhalten. „Wenn auch noch in der Umsetzungsphase befindlich, so ist der vI verbal Intelligence GmbH damit ein wichtiger Schritt in eine zeitreduzierte und qualitativ hochwertige Analyse von Geschäftsberichten und dergleichen gelungen“, sagte Laudator Dr. Hartmann Beck von der Sparkasse Passau.
Kategorie Konzept – 1. Platz
Preisträger: FWF-Technik GmbH & Co. KG in Waldkirchen (Geschäftsführer: Armin Binder und Thomas Schamp)
Thomas Schamp ist bereits seit 1984 erfolgreicher Geschäftsmann, als Ingenieur mit eigenem Ingenieurbüro und Werkzeughandel. Die Schamp Kunststofftechnik GmbH beschäftigt neun Mitarbeiter und hat ihren Sitz in Waldkirchen. Armin Binder ließ sich von 1990 bis 1994 als Werkzeugmechaniker in der Fachrichtung Kunststofftechnik bei der Firma Löffler (heute Aptar, Freyung) ausbilden. Danach absolvierte er die Handwerksmeisterprüfung im Feinwerkmechanikerhandwerk und den staatlich geprüften Konstrukteur in der Handwerkskammer Regensburg.
Die langjährige Zusammenarbeit der beiden führte dazu, dass Schamp Binder im November 2011 als Meister anstellte. „Sehr schnell erkannten sie, welche Synergieeffekte durch diese Zusammenarbeit freigesetzt werden können“, lobte Erwin Bumberger von der Sparkasse Freyung-Grafenau die Geschäftsidee von Schamp und Binder. Sie entwickelten die Idee einer Rückwärtsintegration mittels einer neuen eigenständigen Firma.
Die Idee eines Formen-, Werkzeug- und Feinwerktechnik (FWF Technik GmbH & Co KG) am Standort Waldkirchen wurde aus der Not heraus geboren: Der Gesellschafter Thomas Schamp kaufte seit Jahren Spritzgusswerkzeuge und ähnliche Komponenten ein. Über viele Jahre hinweg mussten die Formen aus entfernten Landkreisen geordert werden. Es kamen kaum neue Firmen hinzu, was die Zukaufsituation erschwerte. Auch die Termineinhaltung war unter diesen Gegebenheiten schwierig. Seit der Gründung im Herbst 2012 arbeiten mittlerweile fünf Vollzeit- und zwei Aushilfsmitarbeiter bei FWF Technik. Bis 2015 soll der Personalstamm auf zehn bis zwölf Vollzeit- Mitarbeiter aufgestockt werden.
da Hog’n