Mitterfirmiansreut. Aus inzwischen hinlänglich bekannten Gründen hat die Wintersaison 2020/21 im Skizentrum Mitterdorf bislang nicht stattfinden können – und nicht nur Pessimisten gehen mittlerweile davon aus, dass rund um den Almberg bis zur Schneeschmelze keine Abfahrtsschwünge mehr möglich sein werden. So ganz stimmt diese Aussage allerdings nicht. Denn am Kißlingerlift wird gewedelt. Dort dürfen nämlich die Kaderathleten des Skiverbandes Bayerwald trainieren. Eine Ausnahmegenehmigung macht dies möglich. Genau an diesem Sonderstatus stört sich allerdings ein dem Onlinemagazin da Hog’n namentlich bekannter Leser.
„Ich frage mich, ob solche Übungseinheiten sinnvoll sind, wenn es ja eh keine Skirennen gibt. Außerdem werden die Trainings via Webcams in die Welt hinaus getragen. Diese Werbung im Netz zieht wieder nur Fremde an, die sich dann mit allen möglichen Wintersportgeräten auf den Weg machen. Dadurch entstehen wiederum Verletzte, die unsere Krankenhäuser beschäftigen. Es ist aber eh bereits so, dass unsere Kliniken wegen Corona-Patienten aus den umliegenden Landkreisen aufnehmen müssen“, echauffiert sich der Hog’n-Leser per Mail an die Redaktion und bekräftigt seinen Unmut kurze Zeit später auch per Telefon.
„Das Training vor Ort in kleinen Gruppen birgt zahlreiche Vorteile“
Mit derart kritischen Stimmen hatte der Skiverband Bayerwald gerechnet – und hat deshalb bereits vor der ersten Trainingseinheit eine Pressemitteilung dazu versandt. Darin heißt es: „Weil dies ein sehr sensibles Thema ist und ein Liftbetrieb öffentliche Aufmerksamkeit erregt, bitten (wir) darum, vorab darüber zu berichten. Sowohl Polizei als auch Gesundheitsamt sind vollständig darüber im Bilde.“
Präsident und MdL Max Gibis verweist nach Hog’n-Anfrage auf den Paragraphen 10 der aktuellen Infektionsschutzverordnung (Absätze 2 und 3), die den Wettkampf- und Trainingsbetrieb unter gewissen, dort vermerkten Voraussetzungen erlaubt. „In Ergänzung sei noch gesagt, dass der Skiverband Bayerwald vor Ort die Abstimmung mit Liftbetreiber, Gesundheitsamt sowie Polizei vor der ersten Trainingseinheit übernommen und erledigt hat. Eine Information der gesamten Bevölkerung erfolgte über die Presse.“
An den Einheiten, die je nach Wetter und Pistenverhältnissen mehrmals wöchentlich stattfinden, würden jeweils maximal 18 nominierte Kaderathleten zwischen zwölf und 18 Jahren teilnehmen. Vorher seien für die Übungsschwünge lange Anfahrten ins Chiemgau, Inngau oder ins Oberland nötig gewesen. Durch die lokale Trainingsstätte erspare man sich diesen hohen zeitlichen Aufwand und es müsse nicht unbedingt das komplette Kontingent ausgenutzt werden, da mehrere Termine möglich seien. „Das Training in der relativ kleinen Gruppe vor Ort birgt zahlreiche Vorteile. So können Hygieneschutzmaßnahmen viel einfacher eingehalten werden als in weit entfernten Trainingsdestinationen, an denen sich mehrere unterschiedliche Kader aus verschiedenen Regionen aufhalten“, erklärt Gibis.
„Wir nutzen diese Möglichkeit – wie andere auch“
Finanziell entstünden für die aufgrund der ausbleibenden Einnahmen in diesem Winter ohnehin klamme Skizentrum-Kasse durch die Skiverbands-Termine keine zusätzlichen Belastungen. Denn für die Pisten-Präparierung und den Liftbetrieb käme einzig und allein die alpine Bayerwald-Vereinigung auf. „Der Skiverband Bayerwald leistet hier auch vielleicht noch wichtige Vorarbeit für die Vereine, da nun Pisten präpariert werden, für das es Ende Februar/Anfang März aufgrund der Temperaturen bereits zu spät wäre. Sollte aufgrund der Infektionslage sowie der staatlichen Verordnungen Ende Februar/Anfang März ein Skibetrieb wieder möglich sein, so gibt es für die Vereine, die mit ihrem Nachwuchs trainieren wollen, zumindest schon einmal grundlegend präparierte Pisten.“
Entgegen der Behauptung des Hog’n-Lesers fänden in diesem Winter sehr wohl Wettkämpfe auf überregionaler Bühne statt, an der auch zahlreiche Athleten aus dem Regionalkader teilnehmen. Max Gibis betont: „Auch ohne Wettkämpfe würde sich das Training aber als sinnvoll darstellen, da technische Fehler ausgemerzt werden können und insgesamt der Anschluss an die internationale Konkurrenz nicht verloren geht, die uneingeschränkt trainieren kann.“
Rechtlich bewegt sich der Skiverband Bayerwald mit seinen Einheiten auf dem Kißlingerlift in Mitterfirmiansreut demnach im grünen Bereich. Und moralisch? Ist es vertretbar, dass auf der einen Seite die Sterberate in puncto Coronavirus zunimmt, die Krankenhäuser S.O.S.-Signale senden, die Gesellschaft praktisch stillsteht, auf der anderen Seite aber Ski gefahren wird? Für den Präsidenten und Landtagsabgeordneten ist die Sache klar: „Mit dieser Regelung bewegen wir uns im Rahmen des gesetzlich Machbaren. Wir nutzen diese Möglichkeiten, wie jeder andere in unserem Land auch.“
Helmut Weigerstorfer
Wenn nichts zu verbergen ist, warum ist dann die Kamera ausgeschaltet?
Übrigens finden sowieso für unter 16jährige keine Skirennen statt.
Soooo wichtig ist das Training auch wieder nicht.
Ein Schelm, der Böses dabei denkt!!!?♂️