Eppenschlag/Großmisselberg. Anfang Mai dieses Jahres hatte der Eppenschlager Gemeinderat einstimmig beschlossen, dass die große, altehrwürdige Dorflinde im Ortsteil Großmisselberg gefällt werden soll. Auf rund 125 Jahre wird das Alter des imposanten Baums geschätzt – angeblich sei er sogar noch älter. Hintergrund der Baumfäll-Aktion: Der Erhalt der Linde würde der Gemeinde im Laufe der nächsten Jahre zu viel Kosten verursachen, wie es bei der damaligen Abstimmung im Gemeinderat hieß. Geplant war, die Linde gemäß Bundesnaturschutzgesetz nach dem 30. September zu fällen. Noch steht sie – aber nicht mehr lange.
„Folgekosten werden auf jeden Fall nötig sein, weil der Baum schon sehr alt ist“, bestätigte Eppenschlags Bürgermeister Christian Süß auf Hog’n-Nachfrage im Sommer dieses Jahres. Bäume dieser Art müssten regelmäßig auf ihre Verkehrssicherheit geprüft werden. Aber: „In der Gemeinde gibt es keine Fachkraft, die etwa beurteilen kann, ob der Baum Schadholz trägt, das beseitigt gehört.“ Dies bedeute, so Süß weiter, dass die Eppenschlager in regelmäßigen Abständen den Rat eines Sachverständigen einholen müssten, der den Baum besichtigt. Süß gehe davon aus, dass künftig „alle paar Jahre“ zu beseitigendes Schadholz anfallen würde bzw. eine Vielzahl von abgestorbenen Ästen nachgeschnitten werden müsste. „Es wird auf alle Fälle etwas zu machen sein“, ist sich das Gemeindeoberhaupt sicher.
Klaffenböck: „Habe angeboten, die Situation zu entschärfen“
Um den Baum zu retten, hatte Baumspezialist Joseph Klaffenböck aus Böbrach im Mai seine Dienste angeboten – wohl wissend, dass sich die Uralt-Linde, die von zwei Stahlbändern zusammengehalten wird, in einem schlechten Zustand befindet. „Er hat massive Mängel am Stamm, in den Ästen, in der Krone“, teilt er auf Nachfrage mit. Klaffenböck besichtigte damals gemeinsam mit Süß und Tobias Nienhaus vom Landratsamt Freyung-Grafenau den Baum bei einem Ortstermin. „Ich habe damals angeboten, ihn kleiner zu machen und die Situation zu entschärfen – das ist jedoch nicht beauftragt worden“, erinnert sich der Baumspezialist. Durch die Reduzierung der Baumkrone hätte sich die Angriffsfläche für Wind und Wetter verringert und die Sicherheit erhöht, so der Böbracher.
Doch um die Verkehrssicherheit der Linde abschließend beurteilen zu können, müsste ein entsprechendes Gutachten hinsichtlich deren Standfestigkeit, Holzdicke usw. erstellt werden, wie Bürgermeister Süß erläutert. Erst dann mache das Zuschneiden des Baumes Sinn, wie auch Klaffenböck ihm gegenüber betont hätte. „Aufgrund dieses Gutachtens müsste man dann die Krone zuschneiden, sodass die Windlast mit der Standfestigkeit in Einklang gebracht wird“, teilt Süß mit – und fügt hinzu, dass Klaffenböcks Angebot nur die Kosten für die Baumschneide-Maßnahmen beinhalte – das Geld für ein dazugehöriges Gutachten jedoch nicht.
Rund 1.500 Euro hätte der Zuschnitt der Linde laut Angebot gekostet, wobei das Landratsamt Freyung-Grafenau 60 Prozent (ca. 900 Euro) übernommen hätte. Den Rest (600 Euro) müsse die Gemeinde selbst übernehmen – genauso wie die Kosten für das Gutachten, wofür man zum damaligen Zeitpunkt aber noch kein Angebot eingeholt habe. „Dann kommt es darauf an, wie die Prüfung des Baumbeschauers ausfällt, was weiter auf uns zukommt. Das kann ich nicht einschätzen. Eine konkrete Zahl zu den Folgekosten haben wir nicht ermittelt“, erläuterte Gemeinde-Chef Süß gegenüber dem Hog’n.
Ist es das wert, dass der Baum noch weiter stehen bleibt?
Die Kosten für das Gutachten schätzt Joseph Klaffenböck auf rund 2.000 Euro (netto). „Wenn man dieses Gutachten machen würde, hätte man eine seriöse Aussage über den Zustand des Baumes“, sagt der Böbracher. Dies sei ihm zufolge in diesem Fall eine seriöse Herangehensweise. „Das entscheidende Kriterium ist die sog. Restwandstärke. Sprich: Wie intakt ist der Holzkörper des Baums? Und wie weit harmoniert dies mit dem momentanen Zustand der Krone?“ Klaffenböck selbst dürfte vom fachlichen Knowhow her ein entsprechendes Gutachten erstellen, wie er auf Nachfrage bestätigt – in Kooperation mit seinen Kollegen, die über die dazu notwendige Technik verfügen würden.
Doch dies ist alles nicht im Sinne des Bürgermeisters und des Gemeinderats. Zu ungewiss sei die Zukunft der Uralt-Linde, zu hoch und zu wenig absehbar die Kosten für eventuelle Erhaltungsaktionen. „Man kann lebenserhaltende Maßnahmen durchführen, aber irgendwann ist ein Punkt erreicht, an dem sich die Frage stellt: Ist es das wert, dass der Baum noch weiter stehen bleibt? Hängen wir nochmal 3.000 Euro rein – und in fünf Jahren müssen wir ihn dann doch umschneiden, weil er nicht mehr verkehrssicher genug ist? Die Stürme werden ja immer stärker und häufiger“, betont Christian Süß, der wie er sagt, ob der Entscheidung auch lange hin und her gerissen gewesen sei. „Man wundert sich bei genauerem Hinsehen, dass er die Stürme der letzten Jahre überhaupt überlebt hat.“ Auch den unmittelbaren Anwohner-Familien falle die Sache Süß zufolge nicht leicht. Doch „es hilft nix“.
Christian Süß: „Den genauen Tag kann ich nicht sagen“
Der konkrete Termin für die Fällung stehe noch nicht fest, doch diese soll laut Bürgermeister „in den nächsten Tagen über die Bühne gehen“, wie er auf Hog’n-Nachfrage bestätigt. „Den genauen Tag kann ich nicht sagen, da zum einen das Wetter passen soll. Zudem wird der Bauhof von einem Landwirt unterstützt, der auch entsprechend Zeit haben muss.“ Aufgrund der sog. Eppenschlager Genusswanderung im Oktober – man wollte den Baum aus optischen Gründen dafür noch ein Weilchen stehen lassen – und einer Erkrankung des für die Baumfäll-Aktion verantwortlich zeichnenden Gemeindeoberhaupts sei es ohnehin schon zu Verzögerungen gekommen. Das Schicksal der Linde scheint nun endgültig besiegelt: Brennholz. „Sie wird gehäckselt.“
Stephan Hörhammer
man muß sie nicht häckseln!! man könnte eine wunderbare totholzecke einrichten, mit dem alten stamm, und ihn den insekten als nisthilfe überlassen und den käfern, die von abgestorbenem holz leben, den spechten, wespen und bienen, die darin noch nisten können – dieser tote baum könnte ein ort des vielfachen lebens werden, wenn man nur will! es gibt bestimmt genug experten von der unteren naturschutzbehörde oder dem bund naturschutz, der bei einer solchen sinnvollen aktion helfen könnte.
bitte, liebe gemeinde: gebt den alten baum dem naturkreislauf zurück!
wenn meine meinung nicht genug ist, hier gibts mehr informationen zu alten, vermeintlich „wertlosen“ bäumen!
http://www.fr.de/wissen/wissenschaft/natur/totholz-alte-baeume-sind-voller-leben-a-750038