Freyung-Grafenau. Nach einigen, teils für heftige Kritik sorgende „Kinderkrankheiten“ scheint das neue ÖPNV-Konzept im Landkreis Freyung-Grafenau nun langsam aber sicher in ruhigere Fahrwasser zu gelangen. Im Folgenden gibt das Landratsamt Freyung-Grafenau wichtige Informationen rund um die Themen Rufbus, Abend- und Wochenendverkehr, neue Busse, neue Linien und Tarife bekannt. Zudem will sich der Struktur-, Umwelt- und Verkehrsausschuss im November mit dem „Problemfall“ Haidmühle befassen.
Der Rufbus
Das Rufbussystem ist ein wichtiger Baustein des neuen ÖPNV-Angebots. Rufbusse verkehren nur auf vorherige Bestellung. Dadurch wird verhindert, dass bei weniger nachgefragten Fahrten ständig leere Busse unterwegs sind. Dadurch bietet das Modell aber auch die Möglichkeit, unseren Fahrgästen eine Vielzahl an zusätzlichen Fahrten anzubieten. Rufbus-Angebote gibt es daher überwiegend außerhalb der Schulzeiten, an Ferientagen und am Wochenende.
Rufbusse gibt es derzeit auf den Linien 101, 102, 104, 106 und 107 sowie auf den Linien 401-404. Auf all diesen Linien werden nun auch außerhalb der Schulzeiten und am Wochenende pro Tag zwischen fünf und sieben Fahrten im Taktverkehr in beide Richtungen angeboten. Die Fahrpläne finden Sie auf der Homepage des Landratsamtes.
Die Rufbusse sind in den jeweiligen Fahrplänen gelb hinterlegt. Wer sich einen Bus bestellt, kann selbstverständlich mit einem normalen Fahrschein ohne Aufpreis mitfahren oder eine Fahrkarte im Bus erwerben. Die Bestellung erfolgt telefonisch (08551-57319 bzw. 08551- 57320) oder per Mail unter rufbus@lra.landkreis-frg.de. Dort werden auch alle Fragen in Zusammenhang mit dem Rufbussystem beantwortet. Die Anmeldung ist möglich von Montag bis Donnerstag im Zeitraum von 8 Uhr bis 15 Uhr und am Freitag von 8 Uhr bis 12 Uhr. Die Bestellung muss mindestens eine Stunde vor Fahrtbeginn erfolgt sein. Die Busse können bis zu maximal 14 Tage im Voraus
bestellt werden.
Werden einzelne Fahrten über einen längeren Zeitraum hinweg regelmäßig nachgefragt, so werden diese Fahrten vom Unternehmer in eine reguläre Bestandsfahrt umgewandelt. Damit bestimmt also am Ende der Fahrgast, welche Fahrten vom Unternehmer in welcher Bedienform mittel- und langfristig angeboten werden.
Jetzt auch abends und am Wochenende mit dem Bus unterwegs
Traditionell gibt es auf dem Land an den Abenden und an den Wochenenden kaum ÖPNV-Angebote. Deutlich mobiler werden nun die Menschen im Landkreis Freyung-Grafenau. Am Wochenende bieten alle 100er Linien zwischen Perlesreut, Röhrnbach, Ringelai und die 400er Linien zwischen Mauth, Philippsreut, Hinterschmiding und Freyung neue Mobilität. „So wird es möglich, Verwandte zu besuchen, einen Krankenbesuch in die Kliniken zu machen, am Samstag einkaufen zu gehen oder am Sonntag den Gottesdienst zu besuchen – und zwar ohne Auto, besonders auch für ältere Menschen“, erläutert Michael Atzinger, ÖPNV-Verantwortlicher am Landratsamt.
Alle Linien aus den genannten Gebieten treffen in Freyung und Röhrnbach mit der Linie 100 zusammen. So kann man aus allen Bereichen und allen genannten Orten alle zwei Stunden mit dem Bus weiter nach Grafenau oder Passau fahren. Ab Grafenau kann man mit dem Zug Ausflüge in den Nationalpark unternehmen. Von Passau aus hat man Anschluss nach Regensburg, München oder Landshut. Es bleibt genug Zeit für einen autofreien Wochenendausflug, denn wer beispielsweise gegen 22.30 Uhr mit dem Zug aus München in Passau ankommt, hat genug Zeit, um ganz bequem in den letzten Bus ab Passau in Richtung Freyung um 23.02 Uhr an Bussteig 9 umzusteigen. Wer bereits früher nach Passau kommt, kann bereits um 21.02 Uhr die Heimfahrt antreten.
Die Busse des neuen ÖPNV-Konzepts fahren auf allen Linien mindestens alle zwei Stunden oder sogar häufiger. Samstags sind sie zwischen 6 und 19 Uhr und sonntags von 8 bis 19 Uhr unterwegs. Mit Ausnahme der Linie 100 werden die Fahrten am Wochenende allerdings nur als Rufbusfahrten angeboten. Der Fahrtwunsch muss also vorher bei der Mobilitätszentrale angemeldet werden. Rufbusse sind in den Fahrplänen gelb hinterlegt und führen in der Zeile „Hinweis“ ausdrücklich die Bezeichnung Rufbus.
Die Mobilitätszentrale am Landratsamt ist von Montag bis Donnerstag von 8. bis 15 Uhr und am Freitag von 8 bis 12 Uhr unter Tel. 08551/57319 und 08551/57320 erreichbar. Per E-Mail sind die Mitarbeiterinnen ebenfalls erreichbar: oepnv@lra.landkreis-fg.de sowie rufbus@lra.landkreis-frg.de
Neue Busse, neue Linien, neue Tarife
Ein Teil des Landkreises sowie die Schnellbuslinie L 100 werden vom Verkehrsunternehmen Brunnhölzl bedient. Hier gibt es nicht nur neue Busse und Linien, sondern auch neue Tarifangebote. Wie bei allen ÖPNV-Linien im Landkreis orientiert sich das Beförderungsentgelt an der zurückgelegten Entfernung. Um die Nutzung des neuen Angebotes auch finanziell attraktiv zu gestalten, gibt es bereits
jetzt einige interessante Angebote.
Schüler und Pendler werden häufig ohnehin eine Monats- oder Jahreskarte besitzen. Hier kann für einen geringen Aufpreis ein Upgrade vorgenommen werden. Diese sogenannte 14-Uhr-Freizeit-Netzkarte berechtigt zu beliebig vielen Fahrten im gesamten Streckennetz des Verkehrsunternehmens Brunnhölzl im südöstlichen Landkreis und auf der Schnellbuslinie. Dies gilt von Montag bis Freitag jeweils ab 14 Uhr sowie an Samstagen, Sonn- und Feiertagen ganztags.
Wer mindestens 42 Kilometer mit dem Bus fährt, benötigt eine Fahrkarte der höchsten Preisstufe. Diese kostet als Einzelfahrschein 7,50 Euro. Für 18,80 Euro kann man diese Fahrkarte aber auch als Tageskarte erwerben. Diese berechtigt dann als sogenannte Tagesnetzkarte zu beliebig vielen Fahrten im gesamten Liniennetz zwischen Finsterau und Passau bzw. zwischen Grafenau und Haidmühle.
Für Familien gibt es ein besonders attraktives Angebot: Mit einer Tageskarte können Familien mit zwei Erwachsenen und mit bis zu vier Kindern am Ausgabetag beliebig viele Fahrten zwischen Start- und Zielort durchführen. Die Tageskarte für Familien gibt es in Zone 1 bereits für 3,60 Euro. Tagesnetzkarten für beliebig viele Fahrten im gesamten Streckennetz sind für 18,80 Euro erhältlich.
Beim Erwerb einer vergünstigten Mehrfahrtenkarte (6er oder 10er-Karte) können die Fahrpreise noch einmal spürbar reduziert werden. Statt einer Einzelfahrkarte für 1,45 Euro zahlt man beim Erwerb einer 10er-Karte für Zone 1 beispielsweise nur noch 0,87 Euro pro Fahrt. Mehrfahrtenkarten berechtigen zu Einzelfahrten zwischen Start- und Zielort und sind übertragbar, d.h. diese Karten können auch gemeinsam von mehreren Personen genutzt werden. Mit Monatsoder Jahreskarten wird es sogar noch einmal deutlich günstiger.
Außerdem ist an die Einführung vergünstigter Seniorentickets und anderer Angebote gedacht. Die aktuelle Fahrpreistabelle finden Sie auf der Homepage des Landratsamtes unter der Rubrik Verkehr-Busfahrpläne.
Ausschuss beschäftigt sich mit Verbesserungen für Haidmühle
Das Landratsamt arbeitet derzeit mit Hochdruck daran, für den Raum Haidmühle -Bischofsreut Busanbindungen nach Freyung und in den Nationalpark zu schaffen. Hier war vom ehemals zuständigen Verkehrsunternehmen die Linie 6123 nicht mehr beantragt worden. Das Verkehrsplanungsbüro des Landkreises hat nun einen entsprechenden Vorschlag ausgearbeitet. Dieser umfasst sowohl Alltagsverkehre, beispielsweise für Pendler und Senioren, als auch touristisch wichtige Fahrtmöglichkeiten.
Hierzu wartet das Landratsamt auf die entsprechenden Angebote von interessierten Verkehrsunternehmen. Zum weiteren Zeitplan teilen die ÖPNV-Verantwortlichen am Landratsamt mit, dass Konzept und Angebote im November dem Struktur-, Umwelt- und Verkehrsausschuss zur Abstimmung vorgelegt werden sollen.
da Hog’n
Veräterisch ist der Satz zu Haidmühle: „Hier war vom ehemals zuständigen Verkehrsunternehmen die Linie 6123 nicht mehr beantragt worden.“
Gemeint ist damit die RBO, die ja viele Linien verloren hat. Dadurch wurde dann wohl die Rentabilität in einigen Bereichen so schlecht, dass man sich noch weiter zurückgezogen hat. Genau damit muss man aber rechnen, wenn man als Landkreis auf Eigenwirtschaftlichkeit setzt. Das bei der Planung nicht vorab zu klären, ist dann ziemlich stümperhaft.
Es ist ja sowieso schon typisch, dass der Bahnhof Nove Udoli bei Haidmühle ausschließlich auf Initiative der Ilztalbahn angebunden wurde (nur Sommer). Ist man nun Tourismusregion oder nicht?
Man muss leider nicht nur auf den Landkreis schimpfen, irgendeine Beratungsfirma hat mit der Ausarbeitung des Konzepts auch noch Geld verdient.
Und egal was man den Fahrgästen der Buslinien antut: niemand ist persönlich verantwortlich – alles gut in FRG!