Innernzell/Hengersberg/Deggendorf. Aufgrund der bisherigen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Passau sowie der Kriminalpolizeiinspektion Niederbayern stehen mehrere Verantwortliche der Karl-Bau GmbH mit Firmensitz in Hengersberg im Verdacht, mutmaßlich seit mehreren Jahren bei unterschiedlichen Bau- und Sanierungsmaßnahmen im südbayerischen Raum zum Teil verschiedenes belastetes Bodenmaterial und Bauschutt unerlaubt entsorgt zu haben, um sich auf diese Weise einen Teil der Kosten, die bei einer ordnungsgemäßen Entsorgung angefallen wären, zu ersparen. Es wird von einem Betrag über mehrere Millionen Euro ausgegangen, wie die Staatsanwaltschaft Passau und das Polizeipräsidium Niederbayern gemeinsam mitteilen.
Bei einem nicht unerheblichen Teil der mineralischen Abfälle handelte es sich um Material, das zum Teil aus pechhaltigem Straßenaufbruch bestand bzw. mit solchem durchsetzt war. Zudem besteht der Verdacht, dass Abbruchabfälle, die noch mit überhöhten Bestandteilen von künstlichen Mineralfasern (KMF), Asbest sowie PCB belastet waren, nicht ordnungsgemäß entsorgt bzw. verwertet wurden. Etwaige Auswirkungen auf die Umwelt werden von den zuständigen Fachbehörden geprüft, ist der Pressemitteilung weiter zu entnehmen.
150 polizeiliche Einsatzkräfte und sechs Staatsanwälte im Einsatz
Die Staatsanwaltschaft Passau überantwortete die polizeiliche Einsatzleitung der Kriminalpolizeiinspektion Niederbayern. Beim Vollzug der vom Amtsgericht Passau für mehrere Büro- und Geschäftsräume sowie der Wohnungen eines Tatverdächtigen erlassenen Durchsuchungsbeschlüsse am Donnerstag, 21. Juli, waren rund 150 Beamte der Kripo Niederbayern, Unterstützungskräfte der Bayerischen Bereitschaftspolizei, IT-Spezialisten des Bayerischen Landeskriminalamtes, der Kriminalpolizeiinspektionen Landshut und Passau sowie der Zentralen Ergänzungsdienste aus Landshut im Einsatz. Ebenfalls walteten sechs Staatsanwälte ihres Amtes.
Bei der Durchsuchungsaktion in drei niederbayerischen Landkreisen sind neben zahlreichen schriftlichen Unterlagen enorme Datenmengen gesichert worden, die nun im Rahmen der weiteren intensiven und sehr umfangreichen Ermittlungen ausgewertet werden und als Beweismittel dienen, so die Auskunft der Behörden.
Vorläufige Sicherung von Vermögenswerten in Millionenhöhe
Im Zuge der Durchsuchungsmaßnahmen haben Ermittler der Kripo Niederbayern zeitgleich einen von der Staatsanwaltschaft Passau erwirkten und durch das Amtsgericht Passau erlassenen Vermögensarrest über 2,7 Millionen Euro vollzogen. „Dazu sind entsprechende vermögensabschöpfende Maßnahmen durchgeführt worden“, informieren Staatsanwaltschaft und Polizei.
da Hog’n
Nachtrag vom 21.07.22 (17.30 Uhr): Auf Hog’n-Nachfrage teilt die Karl-Gruppe mit:
„Wir bestätigen, dass heute eine Durchsuchung der Karl Bau GmbH in Hengersberg stattgefunden hat. Es ist nur die Karl Bau GmbH als eine Tochter der Unternehmensgruppe von der Durchsuchung betroffen. Die Karl Bau GmbH kooperiert mit der Staatsanwaltschaft und der Polizei, um den Sachverhalt aufzuklären.
Es geht um abgeschlossene Vorgänge der Vergangenheit und nicht um laufende Baustellen. Interne Aufklärungsmaßnahmen in Bezug auf ehemalige Mitarbeiter wurden bereits eingeleitet. Die Karl Bau GmbH sieht sich durch den ehemaligen Leiter Unternehmensbereich Bau und Projektverantwortlichen Abbruch mit Entsorgung sowie ihm zugeordnete Mitarbeiter geschädigt. Die Karl Bau GmbH hat großes Interesse daran, den Sachverhalt vollumfänglich aufzuklären.“