Peking/Reichenberg. Im vorolympischen Hog’n-Gespräch zeigte sich Aliah-Delia Eichinger ob des umstrittenen Schauplatzes in Fernost noch kritisch: „Dass die Spiele in Peking stattfinden, ist schlimm. Man kann einfach nicht nachvollziehen, warum dieser Austragungsort ausgewählt worden ist.“ Trotz ihrer gerade einmal 20 Jahre war die Waidlerin um klare Worte nicht verlegen. Das trägt dazu bei, dass man ihr für die Nachbetrachtung der Wettbewerbe in China deutlich mehr Gehör schenkt. Ihre Bilanz fällt überraschenderweise durchaus positiv aus: „Das Drumherum war besser als erwartet.“
„Die Helfer waren super, sehr freundlich und nett“
Aliah-Delia Eichinger zieht im Gegensatz zu anderen Athleten wie beispielsweise Doppel-Olympiasiegerin Natalie Geisenberger ein keinesfalls negatives Fazit. „Die freiwilligen Helfer waren super, sehr freundlich und nett“, berichtet sie von ihren eigenen Erfahrungen. „Ich habe nichts Schlimmes mitbekommen. Auch die Quarantäne für infizierte Athleten war jetzt nicht so dramatisch, wie sie überall dargestellt worden ist.“ Klar, das gibt die Woid-Olympionikin offen zu, sei man eigentlich die gesamte Zeit über abgeschottet gewesen. „Aber das war ja wegen Corona schon im Vorhinein allen klar.“
Sie selbst überstand ihr bisheriges sportliches Highlight ohne Ansteckung – tägliche Tests sorgten für Sicherheit. „Das gehört inzwischen dazu und ist man schon gewohnt.“ Auch die Kritikpunkte, was das Wetter in China betrifft, kann sie nicht ganz nachvollziehen. Dass das Gastgeber-Land die weiße Pracht auf den Pisten, Loipen und Halfpipes durchwegs künstlich produziert hatte, ist der 20-Jährigen nicht explizit aufgefallen. „Beim Hinflug habe ich fünf Stunden vor Landung immer wieder aus dem Fenster geschaut – und habe nur Schnee gesehen.“ In Sachen Rahmenbedingen also alles soweit normal aus Sicht der Sportlerin aus der Gemeinde St. Oswald-Riedlhütte.
„Ich habe tolle Sprünge hingestellt und auch gelandet“
Und auch in punkto sportliches Abschneiden blickt sie „eigentlich ganz positiv“ zurück. Zwar hat sie das große Ziel, es in die Top-15 ihres Wettbewerbes zu schaffen, verpasst. Nichtsdestotrotz bezeichnet sie den Wettbewerb im Nachgang als „mega“. Eichinger: „Ich bin überhaupt nicht enttäuscht, habe tolle Sprünge hingestellt und sie auch gelandet.“ Am Höhepunkt hätte sie auch die beste Leistung abgeliefert. Vorwerfen könne sie sich daher nichts. „Aber die anderen waren einfach saustark und zum richtigen Zeitpunkt in Form.“
Die aktuellen Tage vor Fasching nutzt Aliah-Delia Eichinger, um sich mit einigen Schwüngen auf dem heimischen, vom Opa betriebenen Skihang in Reichenberg etwas zu erholen. Denn die derzeitige Wintersaison ist noch nicht vorbei. Drei Weltcups stehen noch an. Einer in Georgien, dann geht’s weiter nach Frankreich, ehe in der Schweiz das Finale über die Bühne geht. Mit olympischem Selbstvertrauen will sie sich dort noch einmal zeigen. „Peking war der Beweis dafür, dass ich mithalten kann. Nun gilt es, sich nach und nach bei den Platzierungen zu verbessern.“ Während viele Athleten nach China körperlich wie mental ausgelaugt sind und die Saison vorzeitig beenden, geht’s für die junge Waidlerin nochmal richtig in die Vollen. Oder, in ihren Worten ausgedrückt: „Jetzt wird’s cool.“
Helmut Weigerstorfer