Bad Füssing. Gut Ding braucht Weile. Ganz besonders in Bad Füssing. Seit Anfang Januar 2018 bohrt man hier nach Wasser – mit bislang überschaubarem Erfolg. Ziel der sog. Ersatz-Bohrung, so erklärt Projektleiter Manfred Piewak, sei eine „stabile Wasserversorgung“ für die Bad Füssinger Therme I, eine Art „zweites Standbein“ zur bereits bestehenden Quelle. „Stabil“ heißt in diesem Fall: Rund 20 Liter heißes Wasser sollen pro Sekunde aus dem Boden sprudeln. Doch das Unterfangen gestaltete sich schwieriger als zunächst angenommen. Nur rund zwei Liter waren es im Juni. Immerhin sechs Liter im November – und zwölf Liter Anfang Dezember…
Bei sogenannten „Erdöl-Explorationsbohrungen“, erklärt Piewak, Geologe und Spezialist für Hydrogeologie, sei man 1938 in Bad Füssing erstmals auf Wasser gestoßen. Eher unbeabsichtigt – die damalige NS-Regierung hatte eigentlich ganz andere Ressourcen im Sinne. Um die „Versorgungssicherheit für das Thermalbad“ zu erhalten, müssten die 80 Jahre alten Quellen nun ausgebaut werden. Mit einer Bohrtiefe von 1.107 Metern habe man das „Bohrziel erreicht“, erklärte der Projektleiter Anfang Juni. Dazu ging man mit schwerem Gerät zu Werke: ein Großbohrer, ausgelegt auf bis zu 60 Tonnen Hakenlast.
„Überall anders würde man sagen: Die waren erfolgreich“
Ausreichend geholfen hat dies bis dato jedoch nicht. Da man durch die ursprüngliche Bohrung nicht die gewünschte Menge Wasser fördern konnte, wurde erneut gebohrt – im 30 Grad-Winkel zur ersten Bohrung. „Das ist eine gängige technische Operation, die man bei Tiefbohrungen macht, die aber schon auch einen gewissen Aufwand bedeutet“, schilderte Piewak die Situation. Im Juli hieß es dann: „Die Bohrungen sind genau so verlaufen, wie wir wollten“.
Erste Lichtblicke ließen dann doch noch bis Oktober auf sich warten. Zwar hatte man zu diesem Zeitpunkt nur vier (statt der gewünschten 20) Liter pro Sekunde erreicht- man sei jedoch durchaus zuversichtlich, dass der beabsichtigte Wert schon bald realisiert werden könne. Anfang Dezember konnte Piewaks Team die Menge dann auch tatsächlich auf zwölf Sekundenliter steigern. „Überall anders in Bayern würde man sagen: Die waren erfolgreich“, so der Projektleiter. In Bad Füssing reiche diese Menge jedoch nicht – zu hoch sei der Bedarf.
„Können unsere Bohrungen als fündig betrachten“
Doch nicht nur der Bedarf sei dort höher, auch die geologischen Rahmenbedingungen würden sich bei dieser Bohrung komplexer als anderswo erweisen. Im Geologen-Jargon handele es sich in Bad Füssing um verkarsteten Kalkstein, der die Bohrungen erschwere. Ist von verkarstetem Kalkstein die Rede, erklärt Piewak, spricht man – „laienhaft ausgedrückt – von einer Art Röhrensystem, bei dem man mit etwas Glück in eine Höhle voll mit Wasser bohre oder – so wie in diesem Fall – in massives Gestein.
Der Erfolg – immer wieder hinausgezögert – lies dann doch bis zum Jahresende auf sich warten. „Wir können unsere Bohrungen als fündig betrachten – es schaut sehr gut aus“, verlautbarte der Bayreuther Mitte Dezember gegenüber dem Hog’n. Es komme sowohl ausreichend viel Wasser aus der Quelle – ebenso stimme dessen Temperatur.
„Beim Abteufen der Bohrung wurden erstaunlich komplexe hydrogeologische Verhältnisse angetroffen. Erst nach langen, präzisen Auswertungen konnten die notwendigen Maßnahmen zur Bohrlochinbetriebsetzung ergriffen werden. Diese wurden kontinuierlich wissenschaftlich begleitet. Inzwischen läuft die Bohrung mit über 12 Liter pro Sekunde artesisch bei einer Temperatur von fast 60 Grad Celsius über. Durch weiter Maßnahmen soll die Produktion weiter gesteigert werden.
Als nächste Schritte werden Überlauf- und Pumpversuche geplant. Danach soll die Bohrung in den Testbetrieb gehen. Derzeit laufen die notwendigen genehmigungsrechtlichen Anträge bei den Regional- und Landesbehörden. Grundsätzlich ist die Bohrung als erfolgreich zu bezeichnen.“
Im Juni bezifferte Piewak die Projektkosten auf etwa zwei Millionen Euro, genauere Zahlen liegen aktuell noch nicht vor. Auch Wasser hat eben seinen Preis.
Johannes Greß, Stephan Hörhammer